Moderne Flugzeuge sind auch gegen extreme Wetterbedingungen technisch gewappnet. Dennoch ziehen es Piloten vor, Gewitter- und Regenfronten zu umfliegen. Besondere Gefahr droht während des Fluges vor allem durch Vereisung. Ein Überblick.
Nach der unwetterbedingten Streichung Dutzender Flüge auf Mallorca haben viele Touristen die Nacht zum Montag (28. August) auf dem Flughafen von Palma verbringen müssen. Hunderte Passagiere waren betroffen. Insgesamt seien am Sonntag im Airport Son Sant Joan 29 Abflüge gestrichen worden, teilte die spanische Flughafenverwaltungsbehörde Aena mit. Zudem seien 27 ankommende Flüge gestrichen und 18 umgeleitet worden. Auf Mallorca werden im Sommer oft mehr als 1000 Flüge täglich abgewickelt.
Moderne Passagierflugzeuge sind technisch so konstruiert, dass sie auch bei schlechtem Wetter fliegen können. Dass Flüge bei Extremwetter mitunter gestrichen werden, hängt weniger mit Sicherheitsgründen bei den Fliegern selbst, sondern mehr mit der Sicherheit am Boden für das Bodenpersonal zusammen. Wie erklären, was Flugzeuge heutzutage an Wetterphänomenen aushalten können.
Blitze
Flugzeuge sind so konstruiert, dass sie Blitzeinschläge generell standhalten können. Der Grund: Die Außenhaut eines Flugzeugs besteht aus Aluminium und dieses Metall ist ein ausgezeichneter Leiter von Elektrizität.
Wenn der Jet von einem Blitz getroffen wird, wandert die elektrische Ladung entlang der Außenhülle und verursacht zumeist keine größeren Schäden. Zudem verfügen Flugzeuge über eingebaute Blitzschutzsysteme, die ihre elektronischen Bauteile schützen.
Turbulenzen
Technisch gesehen sind Turbulenzen für moderne Flugzeuge kein allzu großes Problem. Sie sind so konzipiert, auch bei extremen Wetterbedingungen die Stabilität aufrechtzuerhalten. Allerdings können starke Auf- und Abwinde innerhalb eines Sturms plötzliche Änderungen in der Höhe und Geschwindigkeit des Fliegers verursachen. Und das ist für viele Passagiere sehr unangenehm.
Turbulenzen können nicht nur beim Durchfliegen von Gewitterfronten, sondern auch bei gutem Wetter urplötzlich auftreten. Es handelt sich um sogenannte Clear-air-Winde. Diese Auf- bzw. Abwinde können einen Wechsel der Flughöhe oder sogar eine Umkehr erforderlich machen. Meist lassen sich solche heftigen Winde vorhersagen, so dass der Pilot die Passagiere rechtzeitig warnen und die Anschnallzeichen aktivieren kann.
Umfliegen von Gewitterfronten
Die beste Strategie, um das Flugzeug, seine Besatzung und die Passagiere bestmöglich zu schützen, ist es, die Gewitterfront weiträumig zu umfliegen. Fluglotsen leiten die Piloten vom Boden aus um die Gewitterzellen herum und navigieren sie so, dass das Flugzeug einen sicheren Abstand auch zu schwersten Wetterbedingungen einhält.
Dies kann allerdings zu längeren Flugzeiten führen. Aber die Hauptsache ist, das Passagiere und Besatzungsmitglieder heil ankommen und sicher wieder landen.
Stürme
Durch Stürme kommt es regelmäßig zu Verspätungen und Ausfällen im Flugverkehr. Der Grund: Bei hohen Windstärken müssen auf den Airports größere Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen beim Starten und Landen eingehalten werden. Deshalb können weniger Flugzeuge abgefertigt werden als sonst üblich.
Sturmböen ab 100 Stundenkilometern können allerdings auch moderne Flugzeuge ziemlich durchschütteln. Einen ausgewachsenen Orkan oder einen Tornado sollte jedes Flugzeug ohnehin besser umfliegen.
Regen
Moderne Jets können auch bei Starkregen, schlechter Sicht und starken Winden sicher starten und landen. Wenn die Winde allerdings zu heftig sind und dann noch Starkregen dazukommt, können vor allem Landungen aufgrund von zusätzlichen Luftverwirbelungen auf dem Boden für die Passagiere äußerst unangenehm werden. Sollte ein Pilot Sicherheitsbedenken haben, bricht er eine Landung kurzerhand ab und startet durch.
Hagel
Wie gefährlich Hagel, also gefrorener Niederschlag, in der Luft ist, hängt von der Größe der Hagelkörner ab. Tennisball große Hagelkörner können selbst Windschutzscheiben von Passagierjets stark beschädigen.
Nebel und Wolken
Für Piloten sind dichte Wolken und Nebel unangenehmer als für Passagiere. Moderne Flugzeuge verfügen über technische Einrichtungen, die selbst Flüge ohne Sicht im schlimmsten Fall ermöglichen.
Luftlöcher
Luftlöcher sind bei vielen Passagieren berüchtigt und nichts für schwache Nerven und ebenso schwachen Mägen. Die Maschine sackt meist nur für wenige Sekunden, manchmal jedoch auch für bis zu einer Minute plötzlich abrupt ab.
Um unangenehme Folgen für das Wohlbefinden der Passagiere wie beispielsweise sturzartiges Erbrechen zu vermeiden, werden Gebiete, in denen mit heftigen Windstößen und starken Turbulenzen zu rechnen ist, von den Piloten generell weiträumig umflogen.
Eis
Am gefährlichsten für die Sicherheit von Flugzeugen ist die Bildung von Eis. Deshalb werden Flugzeugen an kalten Tagen mit einem Gemisch aus Glykol, heissem Wasser und verschiedenen Zusatzstoffen je nach Außentemperatur und Wetterverhältnissen besprüht. Dieses Verfahren wird „De-Icing“ (Enteisen) genannt.
Eis kann auch in die Triebwerke gelangen und diese beschädigen. Genauso kann es die Flügelmechanik wie Landeklappen und Vorflügel blockieren. Eis kann zudem im Leitwerk ganz hinten am Flugzeug Höhen- und Seitenruder verklemmen und die Steuerfähigkeit beeinträchtigen.
Und: Eis kann die Flugeigenschaften komplett verändern. Sich plötzlich während des Fluges aufbauendes Eis auf den Flügeln oder am Leitwerk verändert das Flügelprofil, so dass die Strömung am Flügel abrupt abreißt. Die Folge: Das Flugzeug hört plötzlich auf zu fliegen, kommt ins Trudeln und stürzt ab.
Um das zu verhindern sind moderne Passagierflugzeuge mit thermischen Enteisungs- und Eisverhütungssystemen ausgerüstet. Sie entfernen bereits vorhandenes Eis in regelmäßigen zeitlichen Abständen und verhindern die Eisentstehung.
Strahlflugzeuge haben außerdem an den Flügelvorderkanten, Triebwerken und sonstigen Flächen, an denen sich gefährlicher Eisansatz bilden kann, beheizbare Flächen.