Steigende Döner-Preise sorgten zuletzt bundesweit für Aufsehen. Verantwortlich ist der Rückgang der Rinderhaltung – ein Trend, der sich auch in der Ortenau bemerkbar macht. Der badische Bauernverband sieht dabei nicht nur die Fast-Food-Preise in Gefahr.
Auch die Ortenauer werden den Strukturwandel in der Landwirtschaft bereits im eigenen Geldbeutel spüren: Sowohl Döner als auch Hamburger seien in den vergangenen drei Jahren sehr viel teurer geworden, hatte die Deutsche Presse-Agentur Anfang des Monats berichtet.
Die Preise für Kalb- und Rindfleisch schießen demnach in die Höhe, weil die Nachfrage nach Schlachttieren höher ist als das Angebot.
2014 gab es nach Daten des Statistischen Bundesamts noch 12,7 Millionen Rinder in Deutschland, 2024 waren es noch 10,5 Millionen, ein Minus von gut 17 Prozent.
Rund 25 000 Rinder gibt es im Ortenaukreis
Die Entwicklung macht sich auch in der Ortenau bemerkbar: Insgesamt rund 25 000 Rinder tummeln sich im Kreis – das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamts für 2024 hervor. Die Tiere verteilen sich demnach auf 898 landwirtschaftliche Betriebe. Im Jahr 2008 – soweit reicht die Zahlenkolonne zurück – verzeichnete das Amt noch fast 33 500 Tiere auf mehr als 1500 Höfen. Seither ging die Zahl der Tiere im Ortenaukreis um etwa ein Viertel zurück, die der Betriebe nahm gar auf nur noch 60 Prozent des Ausgangswerts ab. 2020 waren 6251 von insgesamt 25 638 Rindern Milchkühe.
Für den badischen Bauernverband BLHV ist das keine neue Entwicklung: Es sei ein Trend, „der sich über Jahrzehnte abzeichnet – seit 1979 hat sich der Rinderbestand in Baden-Württemberg sogar halbiert“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung zum Thema Rinderhaltung. Ende der 1970er-Jahre gab es auch im Ortenaukreis laut Statistik noch fast 60 000 Rinder, etwas mehr als ein Drittel waren Milchkühe.
Immer mehr bürokratische Auflagen in der Kritik
Die Entwicklung werde durch fehlende Planungssicherheit, steigende Kosten und immer höhere bürokratische Auflagen weiter verschärft. „Die Preissteigerung ist eine logische Konsequenz dieser Entwicklungen. Wer über teures Fleisch klagt, muss sich fragen, warum die Politik die Tierhaltung in Deutschland zunehmend erschwert“, erklärt BLHV-Präsident Bernhard Bolkart.
Doch die politischen Rahmenbedingungen sind nur ein Grund. Auch die gesellschaftliche Diskussion um die Klimaschädlichkeit der Rinderhaltung setze den Betrieben zu. Die einseitigen Debatten um die „Kuh als Klimakiller“ hinterließen Spuren. „Das macht was mit uns Bauern“, so Bolkart.
Landschaft droht ohne Rinder zu verbuschen
Der Rückgang der Rinderzahlen wirke sich dabei nicht nur auf die Fleischpreise aus. Die Tiere spielten eine entscheidende Rolle für die Landschaftspflege, besonders in Regionen wie dem Schwarzwald. Sie halten Weiden offen, verhindern die Verbuschung und sichern den Erhalt artenreicher Grünlandflächen. Mit dem Rückgang der Rinderzahlen drohe der Verlust von Lebensräumen für zahlreiche Arten, mahnt der Bauernverband.
Auch für die Kreislaufwirtschaft seien Rinder und andere Nutztiere unverzichtbar. Zum einen verwerten sie Grünland, das für die menschliche Ernährung nicht anderweitig genutzt werden kann. In einer Region wie Südbaden, wo rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus Grünland besteht, spielten Rinder für die Ernährungssicherung daher eine wichtige Rolle. Zum anderen sei ihre Gülle ein wertvoller Dünger für den Ackerbau, insbesondere für den Ökolandbau.
Bauernverband fordert verlässliche Rahmenbedingungen
Der badische Bauernverband fordert nun verlässliche Rahmenbedingungen für die Rinderhalter in Südbaden. Ziel müsse es sein, die Betriebe zu stärken, regionale Kreisläufe zu erhalten und langfristig für eine stabile Versorgung mit Rindfleisch zu sorgen. „Die neue Bundesregierung steht in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für die Rinderhaltung grundlegend zu verbessern.
Statt Betriebe durch immer neue Auflagen zum Aufgeben zu zwingen, braucht es realistische und praktikable Lösungen, um die Tierhaltung zukunftssicher zu machen“, appelliert Bolkart. Dazu gehören verlässliche Förderprogramme, weniger bürokratische Hürden und eine bessere Unterstützung für nachhaltige Betriebe.
Döner für zehn Euro?
Die deutschen Dönerhersteller zeigen sich angesichts der aktuellen Entwicklung alarmiert: „Experten prognostizieren, dass der Endpreis für Döner – als repräsentatives Produkt der Fleischverarbeitung – in naher Zukunft kurzfristig die Zehn-Euro-Grenze erreichen und mittelfristig sogar überschreiten wird“, sagte Erdogan Koc, Sprecher des Verbands der Dönerproduzenten im baden-württembergischen Remchingen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.