Für mehr Tierwohl sind viele Menschen offenbar bereit, mehr Geld zu bezahlen (Symbolfoto). Foto: imago images/Countrypixel/via www.imago-images.de

Eine Umfrage zeigt nun: Die Mehrheit in Deutschland ist bereit, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu bezahlen. Was die Politik aktuell plant.

Eine Mehrheit der Verbraucher in Deutschland ist nach eigenen Angaben bereit, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu zahlen. Bei einer Umfrage des Instituts Yougov gaben dies 59 Prozent der Befragten an. 23 Prozent sagten, sie seien dazu nicht bereit. 17 Prozent machten keine Angabe.

Bundesagrarminister Cem Özdemir will 2023 neue, schwarzweiße Logos als verpflichtende Fleischkennzeichnung auf Verpackungen im Supermarkt einführen und so mehr Klarheit über die Bedingungen in den Ställen schaffen.

Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl - etwa durch Stallumbauten - zu unterstützen, sind nach Experten-Empfehlungen eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch. Die Ampel-Koalition ringt noch um eine grundsätzliche verlässliche Finanzlösung. Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch.

Kommission fordert zügige Umsetzung

Unterdessen forderte er Vorsitzende der Nutztierhaltungs-Kommission des Landwirtschaftsministeriums, Jochen Borchert, eine zügige Umsetzung des seit Anfang 2020 vorliegenden Konzepts für eine Tierwohl-Abgabe gefordert. „Wenn die Koalition nicht bald startet, schafft sie den Einstieg in das System in dieser Legislaturperiode nicht mehr“, warnte Borchert im Interview der „Welt am Sonntag“.

Dabei bestehe angesichts des Rückgangs der Zahl der Tierhalter Handlungsbedarf. „Wenn wir in dieser schwierigen Phase keine Perspektive geben, dann wird der Rückgang noch sehr viel dramatischer sein. Deswegen brauchen wir möglichst bald Klarheit, denn die Betriebe stehen jetzt von der Entscheidung, aufzuhören oder weiterzumachen“, sagte Borchert. Die prognostizierten vier Milliarden Euro jährlichen Kosten würden erst in einigen Jahren erreicht.

Die nach dem ehemaligen CDU-Agrarminister benannte Borchert-Kommission schlägt eine Tierwohl-Umlage oder eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch vor, um mit dem Geld langfristig Landwirte für die Kosten größerer Ställe zu entschädigen.

Bislang hat sich die Ampel-Koalition nicht auf das Konzept einigen können, das noch die Vorgängerregierung angestoßen hatte. Borchert wirft der FDP eine „Blockadehaltung“ vor. „Sie verkennt die problematische Lage der Branche“, sagte Borchert. Die bisher vorliegenden Gegenvorschläge der FDP seien „nicht durchdacht“.