Über Umwege ist Nadine Rudlof in den elterlichen Betrieb in Glatten eingestiegen und hat den Beruf der Fleischerin erlernt. Bereut hat sie das nie.
Die Entscheidung, in den elterlichen Betrieb einzusteigen und Familientradition damit fortzusetzen, war für Nadine Rudlof keine Selbstverständlichkeit. Nach der Schule entschied sie sich für einen typischen Frauenberuf und machte eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten. „Ich habe das damals sehr gerne gemacht“, sagt sie heute.
Dass sie sich nach fünf Jahren trotzdem für den Wechsel in’s Handwerk und die Ausbildung zur Fleischerin entschieden hatte, lag an den größeren Gestaltungsmöglichkeiten in diesem Beruf. „Ich wollte kreativ sein und mein heutiger Beruf hat dafür so viele Möglichkeiten geboten“, sagt Rudlof.
Eltern freuten sich über die Entscheidung
Der Wunsch, die Familientradition fortzusetzen und in der Selbstständigkeit auch mehr Verantwortung zu übernehmen, habe ebenfalls eine Rolle gespielt. Die Eltern hätten sich rausgehalten, über die Entscheidung aber gefreut.
Nach der Lehre besuchte die frisch gebackene Fleischergesellin Ende 2013 erfolgreich die Meisterschule in Augsburg und absolvierte dort auch gleich noch die Ausbildung zur Betriebswirtin des Handwerks. „Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben“, sagt sie heute. Mit vielen der damaligen Kollegen habe sie heute noch Kontakt. Praktische Erfahrungen würden ausgetauscht und bei Bedarf selbstverständlich weitergegeben. Das Verhältnis der Metzger untereinander sei sowieso sehr gut, sagt Rudlof. Man stehe zusammen.
Vor Kurzem hat die 32-jährige den Vater ihres kleinen Sohnes geheiratet. An ihren neuen Nachnamen müssen sich die vielen Stammkunden der Metzgerei erst noch gewöhnen, denn vor der Hochzeit hieß sie noch Wiedmaier.
Sämtliche Schlachttiere kommen aus der Umgebung
Angesprochen auf das Thema „Schlachten“ betont Rudlof, dass dieser Bereich selbstverständlich zur Ausbildung gehöre und dass es wichtig sei, den Schlachtvorgang so schonend wie möglich für die Tiere durchzuführen. Wirklich gerne schlachte aber kaum einer der Kollegen, sie selbst mit eingenommen. Geschlachtet wird bei Wiedmaier in der ausgelagerten Produktionshalle bei der Lauterbrücke. Sämtliche Schlachttiere kommen aus der Umgebung, geschlachtet wird einmal wöchentlich. Rudlof liebt die Vielseitigkeit an ihrem Job. „Ich bediene, ich koche, bin im Büro, berate die Kunden oder bereite auch mal Platten vor“, sagt sie. Schade sei, dass Viele diese Vielseitigkeit des Fleischerberufes gar nicht erkennen würden. Nachwuchs zu bekomme sei deshalb schwierig – auch wegen der im Vergleich zur Industrie niedrigeren Gehälter. Ein kleinerer Familienbetrieb sei aber flexibler und persönlicher.
Trotz der Doppelbelastung durch Arbeit und Kind schafft es Nadine Rudlof aufgrund der Eltern im Betrieb derzeit gut, die „Work-Life-Balance“ zu halten. Ob das auch noch gelingt, wenn die Eltern irgendwann nicht mehr mitarbeiten, werde sich zeigen.
Verständnis für vegane und vegetarische Ernährung
Für eine vegane oder auch vegetarische Ernährung zeigt Nadine Rudlof trotz ihres Berufes Verständnis. Wichtiger als viel, wenig oder auch gar kein Fleisch sei aber die Qualität und Regionalität der Lebensmittel. Was sie dabei stört, das sind Bezeichnungen der veganen Produkte. „Man sollte als Fleisch und Wurst nur betiteln dürfen, was tatsächlich Fleisch und Wurst ist.“
Das Unternehmen
Die Metzgerei Wiedmaier
mit ihren inzwischen 45 Angestellten hat ihren Hauptsitz in Glatten. Filialen gibt es in Freudenstadt, Dietersweiler und Dornstetten. Gesellschafter der Metzgerei sind derzeit neben Nadine Rudlof ihre Eltern Uwe und Bettina Wiedmaier sowie ihr jüngerer Bruder Ralf. Rudlof selbst ist vormittags und an zwei Nachmittagen im Betrieb.