Die Veranstaltungen des NABU Haigerloch im Rahmen der Europäischen Fledermaus-Nächte sind immer wieder faszierend. Das ist vor allem Jörg-Andreas Reihle zu verdanken, der die kleinen Flatterer der Nacht auf höchst unterhaltsame Weise vorstellt.
Wenn die Sonne verschwindet und die Dämmerung kommt, dann schlägt die Stunde der Fledermäuse: aus ihren Tagesquartieren flitzen sie hinaus in den Nachthimmel und jagen Insekten.
In 38 Ländern der Erde findet im August die Internationale Fledermausnacht statt, um diese kaum wahrzunehmenden Flugkünstlern den Menschen nahe zu bringen. Vor allem bei abendlichen Führungen wird dann aufgezeigt, wie faszinierend die kleinen Kreaturen sind – neben den Flughunden sind Fledermäuse die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Aber die Tiere sind bedroht, weil ihre natürlichen Lebensräume in Gefahr sind.
Viele Familien mit Kindern dabei
Auch in Haigerloch hatte der NABU eine Abendführung organisiert. Übrigens die inzwischen 29., Fledermausführungen gibt es hier seit 1996. Etwa 70 Leute – darunter viele Familien mit Kindern – versammelten sich am Samstag auf dem Parkplatz vor der Ölmühle. Dort wurden sie vom Fledermaus-Experten Jörg-Andreas Reihle und Ernst Lohmüller als Vertreter des NABU Haigerloch/Rangendingen empfangen. Lohmüller begrüßte die Gäste, dann berichtete Jörg-Andreas Reihle über die Tiere. Zum Beispiel, dass sie mit den Händen fliegen und eine Körpergröße von wenigen Zentimetern und ein Gewicht von oft nur von wenigen Gramm haben. Das mache sie zu Hochleistungssportlern.
Puls geht auf bis zu 1000 Schläge pro Minute hoch
Ihr Puls jagt pro Minute auf 800 bis 1000 Schläge hoch, er verglich es deshalb mit dem Triebwerk eines Formel-1-Rennwagens. Die Herzen der Kinder hatte er schnell auf seiner Seite, nicht nur weil er unter ihnen süße Haribo-Fledermäuse verteilte und sie mit Fledermaus-Stempeln auf dem Handrücken zu kleinen Fledermaus-Experten machte, sondern weil er sie auch mit Bat-Detektoren ausstattete.
Dies machen die Jagd- und Orientierungsrufe der Flugkünstler hörbar. Und die Geräte knarzten und knackten gut vernehmlich, als Reihle mit der Gruppe die Eyach ansteuerte, wo Fledermäuse zuerst ihren Durst stillen und sich dann auf die Jagd machen.
Von der Eyach gings dann auf die Rückseite der Nikolauskirche. Dort lebt in den Sommermonaten eine Kolonie von schätzungsweise 2200 Weibchen und Jungtieren der Gattung „Große Mausohren“ im Dachstuhl und im Turm der Nikolauskirche. Es ist die größte Mausohr-Kolonie in ganz Baden-Württemberg.
Größte Fledermaus-Kolonie in Baden Württemberg
„Wenn es noch mehr werden, dann hat die Stadt irgendwann 20 000 Einwohner und dann hat Haigerloch Anspruch auf einen Oberbürgermeister“, scherzte Reihle. Mit einer Umgebung, die nahezu völlig dunkel ist und Nahrungsreviere in nächster Umgebung bietet, finden Fledermäuse in der Kirche einen idealen Lebensraum. Dort hängen sie in ganzen Trauben an den Holzbalken des Dachstuhls.
Ganz behutsam durfte die Gruppe schließlich ihre Taschenlampen und Handy-Lichter auf den Kirchturm und das Ausflugsloch richten. Und siehe da: immer wieder konnte man sie oder ihre Schatten für Sekundenbruchteile bei ihrem Start in die nächtliche Futterjagd sehen.