Rund 100 Tänzerinnen und Tänzer zeigten am Valentinstag in Villingen, was sie bei Anita Neidhardt-März (im Vordergrund) gelernt haben, um sich tanzend gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu wenden. Foto: Birgit Heinig

Es liegt Schnee und es ist kalt, aber die rund 100 Menschen, die zur Mittagszeit des Valentinstages tanzen, verwandeln den Latschariplatz in Villingen zu einem warmen Ort der Zuversicht. Sie demonstrieren gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

„One Billion Rising“ heißt eine weltweite Bewegung mit Ursprung in Amerika, die sich seit 13 Jahren für die Beendigung von Gewalt einsetzt und jetzt auch in Villingen-Schwenningen angekommen ist.

 

Warum es so wichtig ist, sich gemeinsam gegen häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Zwangsprostitution oder gar Femizide zu wenden, erläuterte am Rande der Tanzfläche Karin Nagel vom Frauenforum VS.

Jeden Tag werde eine Frau getötet, alle drei Minuten erleben Frauen Gewalt in der Ehe. Es gebe zu wenige Frauenhäuser, zu wenig Schutzraum für Frauen, prangerte sie an.

Aus Idee wird Plan

Um Aufmerksamkeit für diesen Missstand zu erregen und Solidarität für die Betroffenen zu zeigen, „deshalb tanzen wir“, sagt Anita Neidhardt-März, die die Aktion zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Hanna Vöhringer, und deren Kollegin im Landkreis, Lilli Epp, auf die Beine stellte.

Die ehemalige Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Schwarzwald-Baar, aktive Geschäftsführerin der Begegnungsstätte B 9, Aufsichtsrätin der Baugenossenschaft Familienheim und seit 20 Jahren Mitglied des Frauenforums, ist selbst eine leidenschaftliche Tänzerin und unterrichtet an der Tanzschule Gramlich Line-Dance.

Als sie die Idee von „One Million Rising“ erreichte und sie die vorgeschlagene Choreographie aus Wiesbaden für tanzbar befand, stand ihr Plan fest. Tanzschulleiter Bernd Gramlich stellte Räume zur Verfügung und dem Einstudieren des Gruppentanzes stand nichts mehr im Wege.

„Wir freuen uns, dass es das jetzt auch in VS gibt“, sagen Michael Cicer, Zino Ubenchal und Elton Krasniqi (von links) von der Karl-Brachat-Realschule. Foto: Birgit Heinig

Bis zu 100 Frauen – und Männer – nahmen an den angebotenen Trainings teil. Darunter Frauen aus den Mitgliedsorganisationen des seit 30 Jahren bestehenden Frauenforums, eine Schülergruppe der Karl-Brachat-Realschule, Mitarbeitende der Familienheim und des städtischen Amtes JUBIS.

Um zu zeigen, was sie gelernt haben, fanden sich die Tanzenden zum Flashmob ein, viele in der Farbe Rot gekleidet. Noch einmal so viele Menschen ließen sich die Darbietung unter freiem Himmel, mit Musik versorgt vom Rockclub Villingen, nicht entgehen, zückten ihre Handys oder bewegten sich im Rhythmus dazu. Applaus und „Zugabe“-Rufe erschallten.

Karin Nagel dankte für Solidarität, Empathie und das eindeutige Nein zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen und Anita Neidhardt-März versprach nach zahlreichen Bitten aus den Reihen der Mitwirkenden, im Februar 2026 wieder einen „One Billion Rising“-Flashmob zu organisieren.