Wie groß ist der Schaden durch den Flächenbrand, der am Samstag im Nationalpark Schwarzwald gewütet hat? Über diese Frage hat unsere Redaktion mit Nationalparkchef Wolfgang Schlund gesprochen. Der zeigt sich im Gespräch gelassen und überrascht mit einer ungewöhnlichen Idee: Auch der Nationalpark könne ja mal ein Feuer legen.
250 Quadratmeter Grindenfläche sind durch das Feuer am Samstagnachmittag im Nationalpark Schwarzwald abgebrannt. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung und hat einen Zeugenaufruf gestartet.
Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf 2000 Euro. Doch wie groß ist der Schaden an der Natur? Sind möglicherweise seltene Pflanzen zerstört oder Tiere getötet worden?
Nationalparkchef Wolfgang Schlund sieht die Sache gelassen. „Der Schaden hält sich in Grenzen“, meint Schlund im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das ist eine sehr kleine, überschaubare Fläche.“ Allerdings könne natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne kleine Tiere wie Insekten oder Eidechsen durch das Feuer getötet wurden.
Uralte Kulturlandschaft
Um zu verstehen, warum Schlund so gelassen bleibt, muss man wissen, dass die sogenannte Grindelandschaft, die vor allem die Umgebung der Schwarzwaldhochstraße dominiert, keine urwüchsige Natur ist. Ganz im Gegenteil: Die Grinde ist eine Kulturlandschaft, die ursprünglich vom Menschen als Weidefläche für Nutztiere geschaffen wurde.
Würde die aus Gräsern und Sträuchern bestehende Grinde sich selbst überlassen, würde sie nach und nach zuwuchern. Aus der heideähnlichen Landschaft würde wieder Wald. Um das zu verhindern, setzt der Nationalpark wie früher Weidetiere ein.
Früher war Feuer Teil der landwirtschaftlichen Tradition
Teil der traditionellen Landwirtschaft war aber noch etwas anderes: Feuer. „Früher hat der Mensch ganz bewusst Flächen abgebrannt“, erklärt Schlund. Vor allem nach dem Winter sei das abgestorbene Gras angezündet worden, damit neue Gräser und Pflanzen schneller nachwachsen.
Für den Erhalt der Grinde sei das nicht zwingend erforderlich. Die neuen Gräser treiben auch so aus. In der Region werde das schon seit bestimmt hundert Jahren nicht mehr gemacht, schätzt Schlund. „Im Südschwarzwald war das aber noch lange Tradition.“
Doch warum wird die Methode dann heute nicht mehr angewandt? „Da braucht man viele Menschen“, meint Schlund. Schließlich müsse dafür gesorgt werden, dass sich die Flammen nicht unkontrolliert ausbreiten. „Das ist ein großer Aufwand.“
Doch was Schlund dann sagt, hätte wohl kaum jemand erwartet: „Man könnte sich überlegen, ob man das wieder machen könnte.“ Spielt Schlund also wirklich mit dem Gedanken, ein kontrolliertes Feuer in der Grinde zu legen? „Das könnte ich mir vorstellen“, bestätigt Schlund. „Das müsste man aber natürlich absprechen mit den Nachbarn.“ Und auch die Feuerwehr müsste eingebunden werden.
Gelegenheit für Forschung
Noch sind das aber nur Überlegungen. Doch auch jetzt schon könnte die Fläche, wo das Feuer gewütet hat, für die Wissenschaft interessant sein. Der Nationalpark könnte beobachten, wie sich die Vegetation nun entwickelt. „Das haben wir bei anderen Zufallsbränden schon gemacht“, berichtet Schlund.
Ob sich auch die am Samstag abgebrannte Fläche dafür eignet, bleibt aber zunächst abzuwarten. Denn wie Schlund erklärt, muss die verbrannte Fläche eine gewisse Größe haben, damit die Beobachtungen auch aussagekräftig sind. „Da müssen jetzt die Experten ran und sich das anschauen.“