Das Feuerwehrgerätehaus liegt direkt in der Nachbarschaft der Läufelberghalle. Foto: Daniel Hengst

Die Freiwillige Feuerwehr Fischingen feiert in diesem Jahr das Jubiläum anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens mit einem Festwochenende. Festakt, Spiellauf, Abschnittsübung und viel Musik stehen auf dem Programm.

„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“-Gemäß diesem Wahlspruch sind auch in Fischingen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich im Einsatz für die Gemeinschaft.

 

Die ersten 100 Jahre

Am 2. Mai 1899 wurde die Freiwillige Feuerwehr Fischingen von 38 Bürgern des Dorfes als gemeinnütziger Verein gegründet. Als erster Kommandant führte Georg Wilhelm Sieglin die Wehr an. Bis zum Jahr 1930 bekleidete er diese Funktion. Sein Nachfolger war der bis dahin Stellvertretende Kommandant Albert Krumm, der die Wehr bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 führte.

Unter den Nationalsozialisten wurde 1936 verfügt, dass die Freiwillige Feuerwehr Fischingen aufzulösen und deren Vermögen einzuziehen sei. Auf der außerordentlichen Generalversammlung am 9. Dezember 1936 wurden neue Statuten beschlossen und anstelle des vorherigen Vorstandes ein „Wehrführer“ und ein „Führerrat“ etabliert. Wehrführer wurde Albert Krumm.

Im Jahre 1945 wurde die Freiwillige Feuerwehr von der französischen Militärregierung als „politische Institution“ verboten. Nur ein Jahr später aber setzte sich auch dort die Erkenntnis durch, dass eine örtliche Feuerwehr keine politische, sondern eine der Allgemeinheit dienende Organisation war. Genehmigt wurde eine „Neugründung“, der lediglich neun Männer angehörten mit Hans Hagist als Gruppenführer. Die echte Neugründung erfolgte im Jahre 1949. Zum Kommandanten wurde Hermann Sieglin gewählt. Albert Krumm wurde 1954 zum Ehrenkommandanten ernannt.

Da infolge der Kriegswirren die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Wehr nicht gebührend begangen werden konnte, holte man diese zehn Jahre später als Gründungsfest zum 60-jährigen Bestehen nach. Groß gefeiert werden konnte allerdings im Jahre 1974 das 75-jährige Bestehen der Fischinger Wehr. Zwei Jahre später erhielt die Feuerwehr ein neues Löschfahrzeug. Allerdings mussten dafür die Tore des damals noch neben dem Rathaus liegenden Gerätehauses vergrößert werden.

Mehr Platz bot dann das 1993 eingeweihte neue Gerätehaus, zu dem in 1600 freiwilligen Arbeitsstunden die ehemalige Gymnastikhalle nahe der Schule umgebaut worden war. Heute befindet sich an der Stelle der alten Unterkunft der als Fest- und Parkplatz genutzte Rathausplatz.

Feuerwehrkommandant ist Harald Lehmann. Foto: Reinhard Cremer/Archiv

Das Jahr 1999 weist gleich mehrere denkwürdige Ereignisse auf. Zum einen konnte das 100-jährige Bestehen an vier Tagen im September groß gefeiert werden und zum anderen wurde eine Jugendwehr mit 20 Jungen und drei Mädchen aus der Taufe gehoben. Ein Großbrand auf dem Anwesen der Familie Bürgin in der Ortsmitte forderte den Einsatz von mehr als 100 Feuerwehrleuten und zwölf Fahrzeugen.

Nach der Jahrtausendwende

Nachdem das alte Löschfahrzeug fast 30 Jahre auf den Pneus hatte, erhielt die Wehr mit dem LF 10/6 im Jahre 2005 ein neues, modernes Löschfahrzeug. Im Jahre 2001 konnte ein neuer Mannschafts-Transportwagen (MTW) eingeweiht werden. Erst 18 Jahre später wurde dieser von einem neuen MTW abgelöst. Im Gegensatz dazu, gehörte zur ersten Ausrüstung der Wehr unter anderem eine Handdruckspritze, die bei Einsätzen von zwei Pferden gezogen wurde und bis 1954 ihren Dienst tat.

Bis heute hat sich etliches geändert. Modernisiert wurde nicht nur der Fuhrpark und die komplette Ausrüstung, sondern auch die Bekleidung wandelte sich in zweckmäßige, den erweiterten Ansprüchen genügende Einsatz- und ansehnliche Ausgehkleidung, Alarmierungen erfolgen heute nicht mehr (nur) über örtliche Sirenen, sondern als „stille Alarmierung“ über Funkmeldeempfänger, über die jedes Mitglied der Wehr verfügt.

Auch das Aufgabenfeld der Feuerwehr wurde stetig erweitert. Hinter den Begriffen „Retten – Bergen – Löschen – Schützen“ verbergen sich inzwischen eine Vielzahl möglicher Einsätze von der „einfachen“ Technischen Hilfeleistung bis hin zum Löschen von Bränden und Retten von Menschen und Tieren aus Zwangslagen. Eine detaillierte Alarmierungs- und Ausrückeordnung sichert die geordnete Zusammenarbeit mit den umliegenden Wehren.

Gegenwart

Zurzeit verfügt die Freiwillige Feuerwehr Fischingen über 33 Aktive – davon drei Frauen. Hinzu kommen elf Kameraden in der Alterswehr. In der Jugendwehr werden augenblicklich 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 17 Jahren ausgebildet. Mit 18 Jahren erfolgt dann der offizielle Übertritt in die Aktivwehr. Kommandant der Wehr ist Hauptbrandmeister Harald Lehmann, sein Stellvertreter Hauptlöschmeister Florian Krebs.

Ganz neu ist die Gründung einer „Bambini-Wehr“. Sie soll nach den Jubiläumsfeierlichkeiten in die Tat umgesetzt werden. In ihr werden Kinder ab sechs Jahren spielerisch auf die Jugend-Feuerwehr vorbereitet. Sie sind die Zukunft der Fischinger Feuerwehr. Diese Bambini-Wehr ist erst die fünfte im gesamten Landkreis. Geleitet werden wird die Gruppe von Antje Gündner, die als Erzieherin im Fischinger Kindergarten arbeitet.

Mit einem Umbau für eine Damenumkleide will die Fischinger Wehr auch den Bedürfnissen ihrer weiblichen Mitglieder Rechnung tragen. Bisher existieren bereits getrennte Sanitärräume.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Fest auf vollen Touren. Für den Samstag vor dem Festwochenende kündigte Kommandant Harald Lehmann „Vollalarm“ für alle Mitglieder an. Da heiße es, mit allen verfügbaren Händen anzupacken beim Aufbau des 1000-Personen-Zeltes sowie dessen Einrichtung und den Aufbau der Küche spwie Installation der Strom- und Wasserversorgung.

Am Freitag, 13. September, startet dann das Festgeschehen mit einem Festakt für geladene Gäste.

125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Fischingen

Die Kommandanten:
1899 bis 1930 Georg Wilhelm Sieglin, 1930 bis 1945 Albert Krumm, 1946 bis 1949 Hans Hagist, 1949 bis 1962 Hermann Sieglin, 1962 bis 1982 Emil Herr, 1982 bis 1991 Wilhelm Denzer, 1991 bis 1996 Gerhard Kähl, 1996 bis 2006 Reiner Jacob, 2006 bis 2012 Klaus Schelb, seit 2012 Harald Lehmann.

Das Fest:
 Gefeiert wird von Freitag bis Sonntag, 13. bis 15. September. Der Festakt am Freitag ist für geladene Gäste. Ein Spiellauf der Jugendfeuerwehren ist am Samstag, ab 8 Uhr, ab 19 Uhr spielen die Läufelbergmusikanten Egringen, ab 21 Uhr die Band „Valleytones“. Mit einem Festgottesdienst ab 9.30 Uhr beginnt das Sonntagsprogramm. Der Festbetrieb startet ab 11 Uhr. Zum gleichen Zeitpunkt beginnt eine Abschnittsübung der Feuerwehren im Vorderen Kandertal. Spielen wird zudem der Musikverein Egringen (12.30 Uhr), der Musikzug Köndringen (15 Uhr) und ab 20 Uhr nochmals die Band „Volleytones“.