Die Filmfirma „Rectec“ aus Fischerbach ist mit „Raindance Alive“ für die Cannes Corporate Media und TV Awards nominiert.
„Könnt ihr einen Film drehen, in dem ein Orchester im Regen spielt?“ Eine einfache Frage, die Manuel Vegas und Marco Schmid von der Fischerbacher Firma Rectec mit einem einfach „Ja“ beantworteten – Anfang 2024 schon ahnend, dass die Umsetzung alles andere als einfach werden würde. Ihre Mühe wurde jedoch belohnt, und zwar mit einer Nominierung bei den Cannes Corporate Media und TV Awards. Sie zählt weltweit zu den wichtigsten Auszeichnungen im Bereich Wirtschafts- und Werbefilm.
Dass sie einmal so weit kommen würden, haben sich Vegas und Schmid 2013 kaum vorstellen können. Die beiden lernten sich über ihre Partnerinnen kennen und sind mittlerweile auch verschwägert. Sie entdeckten, dass sie eine Leidenschaft fürs Filmen verbindet und reichten „einfach mal so, als Fischerbacher Dorfteam“ zusammen einen Beitrag bei den „99 Fire“-Film-Awards ein, einem Kurzfilm-Wettbewerb, der seit 2009 in Berlin stattfindet. „Und dann haben wir gleich einen Preis in der größten Kategorie abgesahnt“, geben Vegas und Schmid die Anfänge ihres Unternehmens wieder. Seitdem drehen sie mit ihrem mittlerweile zehnköpfigen Team hauptsächlich Werbe- und Imagefilme, vor allem für Firmen aus der Region.
Zu ihre Kunden zählt Hansgrohe. Das Schiltacher Unternehmen produziert für die Bad- und Küchenausstattung. Anfang 2024 kam deren Werbeagentur „Zum Goldenen Hirsch“ auf die Idee, die neue Produktreihe „Raindance Alive“ mit einem Orchester im Regen zu bewerben. Ob sie das machen könnten, fragte die Agentur bei „Rectec“ an. „Klar machen wir das“, so die kurze Antwort aus Fischerbach.
Zwei Monate Planung vor dem Dreh
„Es ist oft so, dass da eine Riesenidee kommt, die dann schlussendlich abgespeckt wird“, gibt Vegas seine Erfahrung wieder. In dem Fall sei das aber nicht so gewesen. Die Idee blieb groß und eine „Riesenbatterie an Arbeit“ kam bereits in der Planung auf das Team zu.
Es galt, Musiker und alte Instrumente sowie Kostüme zu organisieren und eine Special Effects Firma als Partner zu finden. Mit „Nefzer“ stieg eine renommierte und erfahrene Firma ins Boot. Schließlich musste auch ein passender Drehort gebucht und natürlich auch die Ausrüstung für die Wassereffekte besorgt werden – Behälter, Pumpen, Schläuche, Ventile und Folien. Zwei Monate lang wurde der Dreh minutiös geplant.
Am Drehtag in der Offenburger Baden-Arena kam dann alles zusammen. „An einem Freitag haben wir alles aufgebaut. Die Bühne stand 40, 50 Zentimeter hoch auf einem Auffangbecken. Über Schläuche wurde aufgewärmtes Wasser von Außenbehältern in die Deckenhalle geleitet“ erklären Vegas und Schmid die Konstruktion. Per Knopfdruck konnte der „Regen“ gestartet werden. Drehtag war ein Samstag. Neben den Musikern der Offenburger Philharmonie reisten Visagisten, Kameraleute, ein Kamerakran-Operator, Vertreter der Werbeagentur und von „Nefzer“ an. Insgesamt sollten circa 50 Menschen einen ganzen Tag lang konzentriert daran arbeiten, die Vision umzusetzen.
So fühlte es sich am Ende auch an: „Aus einer plumpen Idee wurde plötzlich Realität und dann sitzt da auf einmal ein ganzes Orchester“, fasst Vegas den für ihn schönsten Moment der Dreharbeiten zusammen. Da die Musiker ihre eigentlichen Instrumente natürlich nicht beschädigen wollten, hatte jeder ein altes oder ausrangiertes bekommen. Sie spielten zwar wirklich, damit die Bewegungen stimmten, aber mit Playback.
Wasser per Knopfdruck: Es gab nur einen Versuch
Sie waren darauf instruiert worden, unter allen Umständen einfach weiterzuspielen, sobald der Regen sie traf und sich nichts anmerken zu lassen. Denn: Es gab nur einen Versuch. Sobald das Wasser die noch trockenen Musiker und Instrumente getroffen hatte, war es unmöglich, sie, ihre Haare, die Kostüme und Instrumente alle innerhalb eines Drehtags wieder trocken zu bekommen, um wieder von vorne zu beginnen.
Die Spannung war groß, als Vegas schließlich das entscheidende „Wasser!“ rief – und es gelang. Keiner zuckte, das Wasser traf und alles lief genau so wie geplant. Die Erleichterung war groß. Danach wurden noch die Register einzeln gefilmt und es wurden Einzelaufnahmen gemacht. Am Sonntag erfolgte der Abbau. Schließlich wurden die Clips noch geschnitten und nachbearbeitet.
Nach all der Arbeit dachten Vegas und Schmid darüber nach, ihr Werk bei den Cannes Corporate Media und TV Awards einzureichen. Mit „Raindance Alive“ rechneten sie sich gute Chancen aus und bewarben sich schließlich im Frühjahr dieses Jahres. Und tatsächlich: Im Mai erhielt „Rectec“ eine Mail. Sie waren nominiert und wurden zur Preisverleihung am 25. September nach Cannes eingeladen. Ob sie einen goldenen oder silbernen Delfin erhalten, wissen sie noch nicht. Sehr wohl aber, dass sie sich so oder so freuen. Es winkt zwar kein Preisgeld, aber die Auszeichnung ist eine große Anerkennung für ihre Leistung, sagen Vegas und Schmid. „Wir haben als kleines Zwei-Mann-Geschäft angefangen und jetzt fahren wir nach Cannes. Das ganze Team hat so viel Herzblut reingesteckt.“
Der Preis
„Rectec“ wurde in einer der größten Kategorien, der „B2C“ („business to customer“) nominiert. Bei den Cannes Corporate Media und TV Awards wird als Preis der „Delfin“ verliehen. Es gibt ihn in Gold und Silber.