Auf den Weiden finden die Kühe kaum noch einen grünen Halm, erklärt BLHV-Kreisvorsitzender Ulrich Müller. Viele Landwirte seien jetzt darauf angewiesen, zusätzliches Futter zu kaufen. Foto: Beule

Landwirte füttern bereits Wintervorräte. Quellen versiegen. Letzte Chance für den Mais.

Fischerbach - Die anhaltende Trockenheit beutelt die Landwirte: Auf den Weiden wächst kein Gras mehr nach, Quellen versiegen. Mittlerweile wird in vielen Betrieben bereits das für den Herbst und Winter bestimmte Heu verfüttert.

"Die Lage ist katastrophal – vor allem für die Natur", betont Ulrich Müller, Kreisverbandsvorsitzende des Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV). Viele Betriebe leiden unter dem Wassermangel, die Quellen seien extrem zurückgegangen, erklärt er mit Blick auf die Flächen, die seinen Betrieb, den Ramsteinerhof in Fischerbach, umgeben.

Hohe Kosten

Er merke, dass die Bauern unter Druck stehen. Viele seien darauf angewießen, dass sie Futter kaufen können, die Preise steigen. "Und es kommt nichts nach", erklärt er. Auf den Weiden ist kaum ein Halm zu finden, es muss zugefüttert werden. So gut wie alle Kollegen seien bereits dabei, Winterfutter zu füttern, so Müller. Ob die Vorräte nochmal aufgefüllt werden können, ist ungewiss. Hinzu kommen hohe Kosten, beispielsweise um Wasser auf die Weiden zu fahren.

Bestand reduzieren: Bei der Viehaltung sei zwischen Milchviehbetrieb und Mastbetrieb zu unterscheiden, so Müller. Letztere hätten die Möglichkeit, den Bestand zu reduzieren. Von "Notschlachtung" möchte er indes nicht sprechen. Aber viehstarke Betriebe würden ihren Bestand soweit wie möglich abbauen. Aber das gehe bei Milchviehbetrieben nur in einem bestimmten Rahmen. "Sonst fehlt ihnen im März und April das Einkommen."

Abgezeichnet habe sich die jetzige Situation nicht. "Wir hatten einen hervorragenden Winter und ein feuchtes Frühjahr", so Müller. Dann seien die Temperaturen steil nach oben gegangen und kein Regen mehr gefallen.

Vorsorgen

Landwirt Eckhard Schmieder vom Prinzbachhof in Fischerbach hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. "Aber ich habe noch zur richtigen Zeit vorgesorgt", sagt er zuversichtlich. Schon vor Wochen habe er Heu hinzugekauft, zu noch "einigermaßen fairen Preisen", wie er sagt. Jetzt sehe das bereits anders aus. Seit Mitte Juli füttere er bereits Winterfutter. Ein weiteres Problem: Die Quellen auf den Weiden sind versiegt. "Nur eine Quelle führt noch Wasser", sagt er. Das Jungvieh habe er bereits von der Weide holen müssen. Sie werden im Stall versorgt. Er hoffe, nur wenige Tiere vor der üblichen Zeit verkaufen zu müssen.

Sorge um mehrjährige Kulturen: Natürlich mache er sich angesichts der Dürre große Sorgen, so Schmieder, aber das Augenmerk liege vor allem bei den mehrjährigen Kulturen, wie etwa den Obstbäumen und dem Wald. Letzterer sei durch den Borkenkäfer zusätzlich gefährdet. "Die Schäden sind noch gar nicht abzuschätzen", sagt er.

Dem pflichtet auch Müller bei. "Der Wald ist sehr gestresst", erklärt er. Die Bäume würden ein sehr dünnes Nadelbild zeigen. Fichten bräuchten als Flachwurzler etwa zwei bis drei Jahre, um sich wieder zu erholen. Normalerweise schützen sich Bäume selbst vor dem Befall. Aber um resistent gegen den Schädling zu sein, fehlt ihnen das Wasser. Der Supergau: Was jetzt helfe, sei ein ausgiebiger Landregen. "Wenn es jetzt regnet und wir einen feuchten Herbst bekommen, hat der noch stehende Mais vielleicht noch eine Chance", schätzt Müller. Und auch die Wiesen und Acker würden sich rasch wieder erholen, erklärt er. Dann könnten die Bauern auf einen weiteren Schnitt hoffen. "Der Supergau wäre, wenn wir ohne Regen in den Winter gehen", sagt er. Für dieses Jahr wäre das katastrophal – aber auch für das kommende. "Dann haben wir keine leistungsfähigen Wiesen, die liefern, was wir brauchen."

Herausforderung für Familien

Die Trockenperiode sei auch für die Familien eine Herausforderung, so Schmieder. Denn sie bedeute einen erheblichen Mehraufwand. "Wir müssen öfter nach den Tieren schauen, damit es ihnen gutgeht", erklärt er. Zusätzlich sei er zweimal die Woche im Wald, um die vom Borkenkäfer befallenen Bäume wegzuschneiden. Hinzu komme momentan die Apfelernte – auch früher als sonst. Selbst die ganz späten Sorten, die erst Ende Oktober gepflückt werden, seien schon notreif. "Bei soviel Sonne hätte ich mir eine bessere Ernte erhofft", sagt Schmieder. Aber auch den Obstbäumen fehle es an Wasser. Er sei dankbar, dass die Familie zusammenhalte. "Das ist in solchen Zeiten auf den Betrieben wichtig", betont er.

Die Diskussion um staatliche Hilfen sehen beide Landwirte ähnlich: Die bürokratischen Hürden seien extrem hoch – so hoch, dass sich für viele Betriebe der Aufwand nicht lohne. Was es brauche, sei ein gutes Risikomanagement, sagt Müller. Derweil helfen sich einige Betriebe untereinander aus. "Wer etwas übrig hat, bietet es an, aber alles im wirtschaftlichen Rahmen", so Müller.