Hardy Happle (von links), Alexander Stein und Fischerbachs Bürgermerister Thomas Schneider vor dem Vogelsberghof Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Vogelsberghof: Käufer und Architekt erläutern weitere Vorgehensweise / Wissenschaftliche Untersuchungen

Wo jetzt noch ein verfallendes Haus steht, soll in rund zweieinhalb Jahren Leben einziehen: Der Käufer des Vogelsberghofs, Alexander Stein, hat bei einem Pressegespräch seine Pläne für das Anwesen vorgestellt.

Fischerbach. Stein ist Erfinder des Schwarzwald-Gins "Monkey 47" und hat den Vogelberghof der Gemeinde Fischerbach für 2,3 Millionen abgekauft (wir haben berichtet). Im Gespräch mit dem Schwabo erklärte Stein im Januar, dass er vorhabe, den Hof zurückzubauen und in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Zusammen mit dem Architekten Hardy Happle, der ein Spezialist für die Restaurierung alter Schwarzwaldhöfe ist und dem der Liefersberger Hof auf dem Moosenmättle gehört, erläuterte er im Detail, wie es mit dem Anwesen im Fischerbacher Hintertal weiter gehen soll

Offener Hof: Noch seien die angedachten Projekte nicht mit der Denkmalschutzbehörde abgeklärt, schickt Happle voraus, aber Stein will mit seiner Frau und den drei Kindern im Alter von 13 Monaten, neun und zwölf Jahren auf dem Hof langfristig leben. "Aber der Ansatz ist nicht, dass ich dort drei Schwimmbäder bauen und mich dann hinter einem Zaun verbarrikadiere", betont Stein.

Er verstehe, dass die Menschen in Fischerbach interessiert daran seien, was mit dem alten Hof geschehe und wer dort wohne. Aus diesem Grund stellte er sich seinen Nachbarn am Donnerstagnachmittag vor. "Man muss die Leute mitnehmen", befindet Stein.

Stein will den Vogelsberghof aber auch für die restliche Bevölkerung öffnen und zu einem "Ort der Begegnung" machen. Überlegungen in diese Richtung gehen zum Beispiel zu einem Weihnachtsbasar einmal im Jahr. Außerdem kann Stein sich vorstellen, das Anwesen für karitative Zwecke zu nutzen. Stein und seine Frau sind Gründer einer Stiftung für sozial benachteiligte Kinder "und für die sind Ferien im Grünen was ganz Tolles", so Stein. "Mehr Bilderbuchschwarzwald als hier geht nicht", fügte Happle hinzu. Er schließt auch nicht aus, dass er mit seinem Einzug auf dem Vogelsberghof Arbeitsplätze schaffen wird. "So ein großer Hof muss bewirtschaftet werden, und es braucht Menschen, um ihn zu erhalten", meint Stein.

Untersuchungen: Was genau alles mit dem Vogelsberghof passieren wird, hängt aber auch davon ab, was die kommenden Untersuchungen ergeben. "Wir sind nicht vollkommen frei in unseren Planungen", erläutert Happle. Jetzt müsse erst einmal alles dokumentiert werden, "jeder Nagel, jeder Riss im Balken wird erfasst", so der Architekt. Die Denkmalschutzbehörde entscheide dann, was schützenswert ist und was nicht. Bestand und Planungen: Glücklicherweise seien die stärkeren Veränderungen beim Vogelsberghof gut voneinander abgrenzbar. Der Hof sei wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert erbaut worden. "Größter Knackpunkt" werde wahrscheinlich ein Umbau sein, der in den 50er-Jahren vorgenommen worden war. Im Rahmen dessen sei ein Wohnteil aus dem Gebäude entfernt worden, um eine höhere Deckenhöhe zu erzielen. Dabei entstand im zweiten Stock ein "Potemkisches Dorf" – ein Scheingeschoss mit einer Deckenhöhe von 1,30 Meter. Unbenutzbar also. Happle hofft, das wieder zurückbauen zu können. Glücklicherweise wurde der entfernte Wohnteil als Schopf neben dem Gebäude wieder aufgebaut. Und noch ein Glücksfall ist, dass die alte Balkenlage noch deutlich nachvollziehbar ist. "Man kann sehen, wo die Balken früher verlaufen sind und wissen so, wie es ursprünglich ausgesehen hat", sagt Happle. Theoretisch ließe sich der Umbau also recht leicht rückgängig machen "und unser Wunsch" ist es, den alten Wohnteil wieder zu integrieren".

Eine "Wundertüte": Der Hof sei eine "Wundertüte". "Wir haben viele Vorstellungen, wissen aber noch nicht, ob das Gebäude das mitmacht, zumal wir noch nicht überall hinkommen. Das muss man sehen", fasst der Architekt zusammen. "Wenn man so einen Hof kauft, macht der mit einem mehr als man mit ihm."

Synthese aus Alt und Neu: Insgesamt gehe es Stein und Happle darum, den Vogelsberghof im Geiste seiner Ursprünglichkeit zurückzubauen. Es soll eine "Synthese zwischen Alt und Neu" werden. Den Bestand wertschätzen, aber nicht nachäffen", fasst Happle es zusammen.

Zeitplan: Er schätzt, dass die wissenschaftlichen Untersuchungen etwas sechs Monate in Anspruch nehmen werden. Eingerechnet mit der Zeit, die es dauern wird, bis die Baugenehmigung erteilt wird, schätzt Happle, dass die Arbeiten am Vogelsberghof in einem Jahr beginnen werden und in etwa zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein werden.

Um Informationen zum ursprünglichen Aussehen des Vogelberghofs zu erhalten, suchen Alexander Stein und Hardy Happle nach alten Fotos vom Hof. Wer solche besitzt, kann sich beim Architekturbüro von Happle unter Telefon 07834/6224 melden.