Nur ein kurzer Gang in den Heizungskeller, ansonsten wird die Hauserfassung am Tisch gemacht. Foto: Schwarzwälder-Bote

Energieverbrauch der Häuser: Hauserfassung wichtig fürs Quartierskonzept.

Fischerbach - Um als Gemeinde unabhängig von fremden Energieversorgern zu werden, erfasst Fischerbach derzeit mit dem Quartierkonzept den Ist-Zustand an Technik und Energieverbrauch der Häuser. Der Schwarzwälder Bote war bei einer solche Haus-Erfassung "live" dabei.

Hauserfassung hört sich irgendwie nach spannenden Ermittlungen an. Doch relativ unspektakulär wird der Ist-Zustand des Fischerbacher Domizils von der Familie Bächle am Esstisch untersucht. Die Ergebnisse liegen bereits chronologisch vor: in einem dicken Leitz-Ordner mit Plänen und Zeichnungen, den Harald Bächle für sein Niedrigenergiehaus, Baujahr 1989, angelegt hat.

"Auch Verbrauchsrechnungen sind interessant, weil die Daten des Programms mit den realen Werten abgleichen können", erklärt Jürgen Brugger. Der 47-jährige ist Hochbautechniker beim Büro Innovativ Schmid, das im Auftrag der Gemeinde Fischerbach die Hauserfassungen für das Quartierskonzept übernimmt.

Fischerbach ist bundesweit angeblich die erste Gemeinde, in der die KFW-Bank das Quartierskonzept fördert. Diese 65 Prozent Förderung stockt die Gemeinde mit 35 Prozent auf.

Ziel ist, dass Fischerbach eine maßgeschneiderte Energieversorgung bekommt. Der positive Nebeneffekt dieses Quartierskonzepts ist, dass jeder Hausbesitzer der rund 300 Häuser im Fischerbacher Ortskern die Möglichkeit hat, kostenlos einen Energieausweis für seine Immobilie zu bekommen. Die einzige Investition seinerseits dauert etwa eineinhalb Stunden, die Zeit der Hauserfassung.

Im Hause Bächle geht die Erfassung flott: Da alle Daten freiwillige Angaben sind, steht am Anfang die Unterschrift. Wobei Jürgen Brugger darauf hinweist, dass diese absolut vertraulich behandelt werden, "keine Daten von niemanden an Dritte gehen" und auch in den Auswertungen nicht mehr zuzuordnen seien. Dann hakt der Hauserfasser auf dem Erfassungsfragebogen ein Punkt nach dem anderen abgehakt. Der Hochbautechniker fragt zu Fundament, Heizung, Wandstärken, Isoliermaterial, Dachgauben und Fotovoltaik, Zahl der diversen Haushaltgeräte.

"Hier haben wir Idealbedingungen", meint Brugger. Bei älteren Häusern würden manchmal keine Baupläne mehr vorliegen, bei historischen hätten solche wahrscheinlich nie existiert. Umso wichtiger sei gerade dann die Hauserfassung. Denn die möglichst genau Ermittlung des Energiebedarfs von Fischerbach ist die Basis für das geplante bipolare Kälte-Wärme-Netz.

Dieses wird gerade im Neubaugebiet Karl-May-Weg III gebaut und könnte nicht nur für Fischerbach, sondern bundesweit für Gemeinden einen guten Beitrag zur Energie-Unabhängigkeit leisten. Das Ziel des Fischerbacher Energiekonzepts ist sogar, sämtlichen Bedarf aus eigenen Systemen zu decken.

Nach abschließenden Fragen wie zu Ebenerdigkeit, Treppen und Türsprechanlage, fotografiert Brugger die wichtigen Pläne und die Außenansichten ab und dann geht es in den Keller, wo er die Heizungsanlage und Boiler dokumentiert und fotografiert. Am Ende hält Bächle stolz den Energieausweis seines Hauses in der Hand.