Bürgermeister Thomas Schneider (rechts) hilft Biologe Hans Ondraczek bei der Vermessung des Tieres. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Biologe untersucht neues Baugebiet auf schützenswerte Tierarten / Auch Zauneidechsen im Visier

Die Begehung hat es gezeigt: Am Rand des Fischerbacher Neubaugebietes gibt es Schlingnattern. Unter den künstlichen Dachpappe-Unterschlupfen innerhalb des Geltungsbereiches wurden allerdings nur Feldgrillen gefunden.

Fischerbach. Mit großem Aufwand wird das Fischerbacher Neubaugebiet "Oberer Wiesenrain" auf Schlingnattern untersucht. Der Grund: Die Art steht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten.

Bei der ersten Begehung des umzäunten Baugebietes ist Biologe Hans Ondraczek dabei, der die 50 ausgelegten Dachpappen im Gesamten vier Mal kontrollieren wird. Als Kartierer und Gutachter hatte er im Jahr 2015 zwei schützenswerte Tierarten im geplanten Baugebiet gefunden: Schlingnattern und Zauneidechsen. "Für beide Arten gilt ein artenschutzrechtliches Zugriffsverbot, das heißt, die Tiere dürfen nicht getötet werden und die Größe der lokalen Population darf nicht verringert werden. Außerdem müssen die Brutstätten geschützt werden", erklärte der Biologe.

Die Schlingnattern würden einen halboffenen Lebensraum bevorzugen, die gemähte Wiese im Geltungsbereich biete wenig Verstecke. "Die Schlingnatter lebt sehr heimlich und legt sich auch zum Sonnen eher unter als auf einen Stein." Das Auslegen künstlicher Verstecke via schwarzer Dachpappe sei eine gängige Methode, darunter werde es warm und eine gezielte Nachsuche könne problemlos erfolgen. Allerdings bedürfte es einiger Erfahrung, etwas Überwindung und noch mehr Übung, eine gut getarnte Schlingnatter zu erwischen; beim wegschlängeln könnte sie mit einer Kreuzotter verwechselt werden.

Die Schlingnatter sei die kleinste ihrer Art und für den Menschen grundsätzlich ungiftig. "Sie tötet durch Schlingen, weil sie kein Gift hat", verdeutlicht Ondraczek. Zur Beute gehören Blindschleichen, Mäuse und Zauneidechsen. Darum müssen sie ebenfalls geschützt werden. Oberhalb des geplanten Baugebietes wurden dafür zehn Steinhaufen mit Sandkranz und Überwinterungsfläche angelegt. "Wie groß die Population der Schlingnattern hier in Fischerbach ist, kann nicht gesagt werden. Dafür leben die Tiere zu versteckt."

Zur Einschätzung schaue man eher nach der Beschaffenheit des Lebensraums und schließe daraus auf die Zahl der Tiere, erklärt der Biologe. Eine Population könne einerseits durch den Flächenverlust, andererseits aber auch durch gefräßige Hauskatzen komplett ausgerottet werden.

Beim Kontroll-Rundgang entlang des Reptilienzaunes wird es dann spannend: Dachpappe um Dachpappe dreht der Biologe mit Schwung um – und findet in erster Linie Feldgrillen. Bis er die künstlichen Verstecke außerhalb des Reptilienzauns beim Katzengraben kontrolliert. Dort hat sich tatsächlich eine durchschnittlich große Schlingnatter von 55 Zentimetern Gesamtlänge verkrochen – mitsamt Beute: einer Blindschleiche.

Bis Ende Mai sollen die Begehungen durch den Biologen abgeschlossen sein.

Ein weiterer Teil der Schutzmaßnahmen ist das Anlegen einer Ausgleichsfläche zwischen Geltungsbereich und Baumkultur. Dort wird die Lebensqualität für Schlingnattern und Zauneidechsen weiter verbessert, neben den zehn aufgetürmten Steinhaufen werden sechs Totholz-Stapel aufgetürmt. Der Sandkranz um die Steinhaufen dient der Ei-Ablage. "Ich habe ein gutes Gefühl dabei, wir haben viel getan, damit es der Schlingnatter weiterhin gut gehen kann", resümierte Bürgermeister Thomas Schneider nach der Begehung. Denn durch das neue Baugebiet werde ein Stück Lebensraum von Tieren vernichtet.