200 Schüler von sieben Gymnasien aus der Region diskutieren auf dem zehnten Fischer-Abiturientenforum. Foto: Fischer

Über das Thema "China – Chance oder Risiko für Europa?" diskutierten beim zehnten Fischer-Abiturientenforum Experten und Schüler.

Waldachtal-Tumlingen - Rund 200 Schüler von sieben Gymnasien aus der Region, Schulleiter und Lehrer, Fischer-Auszubildende und DH-Studierende nahmen an dem Fischer-Abiturientenforum teil, die am Hauptsitz des Unternehmens in Tumlingen stattfand.

Nach zweijähriger Corona-Pause wieder live in Tumlingen

Erstmals fand die Veranstaltung nach zweijähriger Corona-Pause wieder live vor Ort bei Fischer statt. Sieben Gymnasien aus der Region nahmen an der Veranstaltung teil, mit denen das Unternehmen seit vielen Jahren schon in einem engen Austausch steht: die Eduard-Spranger-Schule, die Heinrich-Schickhardt-Schule und das Kepler-Gymnasium aus Freudenstadt, das Gymnasium Dornstetten, das Martin-Gerbert-Gymnasium Horb, das Otto-Hahn-Gymnasium Nagold und das Christophorus-Gymnasium Altensteig.

Frank Sieren ist live aus Peking zugeschaltet

Moderiert wurde die Diskussion von Carsten Knop, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Frank Sieren, Bestseller-Autor mehrerer Bücher über China, der seit 1994 in China lebt, war live aus Peking zugeschaltet.

Marina Salland-Staib – sie gehört deutschlandweit zu den Pionierinnen der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen, war erste Mercedes-Benz-Beauftragte für das Chinageschäft und berät heute deutsche und chinesische Firmen – stellte zusammen mit Frank Sieren und der Schülerin Alicia Bihler vom Otto-Hahn-Gymnasium Nagold sowie dem Schüler Felix Gaiser von der Eduard-Spranger-Schule Freudenstadt das Podium.

Marc-Sven Mengis, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Fischer, hob in seiner Begrüßung hervor, welchen Stellenwert China für Fischer besitzt: "China ist für unser Unternehmen ein ganz besonders wichtiger Standort. Dabei betrachten wir dieses riesige und vielfältige Land längst nicht mehr nur als wichtigen Absatzmarkt für unsere Produkte. Inzwischen ist es so, dass auch wir von China lernen wollen."

Hervorragender Bildungsstand in China

Profitieren wolle das Tumlinger Familienunternehmen besonders von dem hervorragenden Bildungsstand in China. Mengis: "Darum haben wir neben unserem Innovationscampus hier in Tumlingen seit Oktober vergangenen Jahres einen Innovationscampus in der chinesischen Metropole Schanghai eröffnet." Ein weiterer folge noch in Italien.

Frank Sieren bot in einem anschließenden Impulsvortrag einige Einblicke in den Alltag in China, sprach auch kritische Themen wie die Überwachung der Gesellschaft oder die Bürgerrechte in Hongkong an. Er ging auch auf die Rolle Chinas in Bezug auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ein.

China ist in vielen Märkten innovationsführend

Im Hinblick auf das Thema der Veranstaltung konzentrierte er sich aber vor allem auch auf China als weltweiten Innovationsführer in vielen Bereichen und stellte dies auch in Zusammenhang mit der historischen Entwicklung des Landes. China sei inzwischen in zahlreichen Märkten innovationsführend, etwa bei Batterien für Elektrofahrzeuge oder bei der Herstellung privater Drohnen. Sieren: "Wir müssen davon ausgehen, dass China in Zukunft aber in noch mehr Bereichen innovationsführend sein wird." Das Land stehe in diesem Entwicklungszyklus erst am Anfang, sagte Frank Sieren.

In der anschließenden Diskussion plädierte Marina Salland-Staib vor dem Hintergrund des von der EU auf Eis gelegten Investitionsabkommens mit China dafür, Entwicklungen nicht nur durch die deutsche oder europäische Brille zu betrachten. "Wir können von China lernen – und China von uns. Sich gegenseitig als wichtige Handelspartner in gemeinsamen Projekten zu ergänzen, erfordert nicht gleich eine Übernahme des politischen Systems des anderen", sagte Salland-Staib.

Symbiose zwischen "digitalem" und dem "mechanischem" Gen?

Die Expertin verwies auf das Managementmodell Kaizen, das von Japan übernommen wurde. Der dazu gehörende Kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) werde inzwischen von vielen Unternehmen nachhaltig zur Effizienzsteigerung eingesetzt. Eines der ersten Unternehmen, die hierzulande KVP eingesetzt haben und dies bis heute tun, war übrigens Fischer.

"Warum sollten wir nicht auch etwas Gutes aus China übernehmen?", stellte Marina Salland-Staib als Frage in den Raum und sprach sich für ein konstruktives Miteinander aus. So könne etwa das "digitale Gen" der Chinesen mit dem "mechanischen Gen" der Deutschen eine Symbiose eingehen.

Offenheit und Interesse als Voraussetzung

Voraussetzung für eine fruchtbare Partnerschaft sei Offenheit und Interesse. "Hierzu gehört, dass wir uns intensiver und qualifiziert mit China beschäftigen", sagte Salland-Staib.

Frank Sieren und Marina Salland-Staib empfahlen den Schülern, China unbedingt "vor Ort kennenzulernen", um sich ein eigenes Bild von den Menschen, von der Kultur und der Lebensweise machen zu können.

In diesem Zusammenhang kam auch zur Sprache, dass die Unternehmensgruppe Fischer ihren DH-Studierenden längere Aufenthalte auch in ihren chinesischen sowie in den weiteren ausländischen Standorten ermögliche, sofern es die Corona-Situation zulasse. Die fast vierstündige Veranstaltung endete schließlich mit einem gemeinsamen Mittagessen im Betriebsrestaurant von Fischer.