Leergefischt haben Joachim Thonhofer und seine Kollegin Paula Rotter den Starzelabschnitt bei der neuen Brücke am Stauffenburger Hof. Knapp 300 Fische haben sie geborgen und weiter oben an einer geschützen Stelle wieder ausgesetzt. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Ökologie: Fische an der Starzelbrücke wurden umgesetzt

Es ist zu ihrem eigenen Schutz: 300 Fische mussten am Dienstag ihren Standplatz in der Starzel unter der neuen Brücke beim Stauffenburger Hof verlassen und wurden an einen ungefährlichen Platz weiter bachaufwärts umgesetzt.

Es ist zu ihrem eigenen Schutz: 300 Fische mussten am Dienstag ihren Standplatz in der Starzel unter der neuen Brücke beim Stauffenburger Hof verlassen und wurden an einen ungefährlichen Platz weiter bachaufwärts umgesetzt.

Hechingen. Die kleinsten von ihnen sind gerade ein paar Zentimeter groß, die größeren Exemplare messen schon mal 30 Zentimeter. Und trotzdem haben die kleinen Fische in den vergangenen Wochen die Brücken-Baustelle an der Starzel komplett lahmgelegt. Für Gewässerökologe Joachim Thonhofer und seine Kollegin Paula Rotter ist es erfreulich, dass bei einer solchen Baumaßnahme an einem Fließgewässer Rücksicht auf den natürlichen Fischbestand genommen werde.

Mit einem elektrischen Kescher haben die beiden am Dienstag die Fische um die Brücken-Baustelle abgefangen. Was sich nach einer ziemlich brachialen Methode anhört, sei für die Fische völlig unbedenklich, erklärt der Ökologe, der in Tübingen sein Büro für Gewässerökologie "Limnobiota" hat und von der Stadt Hechingen mit der Fischbergung beauftragt wurde.

Die Fische würden durch das minimale elektrische Feld, das am Stärksten etwa zwei Meter um den Kescher herum erzeugt werde, leicht betäubt und würden dann wie "hypnotisiert" in den Kescher schwimmen, erklärt Thonhofer. "So können wir fast alle Fische, die sich an der Stelle aufhalten, abfischen."

Anders als durch die zwangsweise Umsiedlung hätten viele von ihnen kaum eine Chance, die Baumaßnahmen am Bachbett unter der Brücke unverletzt zu überleben. Das Problem sei, dass die in diesem Lebensraum vorkommenden Fischarten instinktmäßig nicht vor den anrückenden Baggern fliehen, sondern versuchen würden, sich vor ihnen zu verstecken - in Gumpen, unter Steinen oder kleinen Unterständen. In der Hoffnung, dass der Stein ihnen genügend Schutz bieten würde, was in diesem Fall natürlich schnell nicht mehr der Fall sein könnte.

Viele Fische hätten keine Chance zu überleben

Sieben Fischarten haben die beiden Ökologen gefunden: Bachforellen, Barben, Döbel, Gründlinge, Elritze, Schmerle und eine paar Schneider, die so hießen, weil sie an der Seite wie eine gezackte Naht auf der Haut hätten, erzählt Thonhofer.

Dass das Abfangen erst Anfang Mai beginnen durfte, hänge mit den Schon- und Entwicklungszeiten der Fischarten zusammen. Zum ökologischen Zustand der Starzel könne man aufgrund dieser kleinen Bestandsaufnahme mit nur wenigen Parametern zwar kaum etwas sagen, doch die Reproduktionsfähigkeit der Fischarten in dem Gewässer scheine gut zu sein, meint Thonhofer. Sie hätten neben zwei- bis dreijährigen Bachforellen auch Jungfische aus dem letzten sowie aus diesem Frühjahr gefangen.

Thonhofer denkt, dass er einen großen Teil der Fische aus dem gefährdeten Bereich herausgeholt hat. "Wir haben auch mit einem ausreichenden Puffer abgefischt", sagt er. Die rund 300 Fische wurden sofort im Anschluss an die Aktion einige hundert Meter Starzel aufwärts in Richtung Stein wieder im Gewässer ausgesetzt – mit einigen natürlichen Hindernissen für die Fische zwischen der Besatzstelle und der Baustelle.

Stelle wird einige Tage fischfrei bleiben

Thonhofer denkt, dass der Bereich um die Brücke einige Tage fischfrei bleiben werde. Wenn die Bauarbeiten im Bachbett, wo noch die Randbefestigung mit großen Steinquadern hergestellt werden muss, jetzt rasch beginnen, sollten die Maschinen und Steinbewegungen für die Fische keine Gefahr mehr darstellen.

Die Radfahrer und Wanderer dürfte dies sicher freuen, wenn sie bei ihren Touren über die Brücke kurz übers Geländer hinunter zur Starzel schauen und zusehen können, wie sich Bachforelle und Barbe in ihrem neuen Zuhause wohlfühlen.