Der Stadtseniorenrat durfte hohen Besuch im katholischen Gemeindesaal begrüßen. Gerlinde Kretschmann, die Ehefrau des Ministerpräsidenten, folgte einer Einladung.
Sie gab sich nahbar, kein bisschen überkandidelt und freute sich über den herzlichen Empfang, den ihr neben den Verantwortlichen des Stadtseniorenrates allen voran die Vorsitzende Barbara Terlau und Joachim Milles sowie Horbs neuer Oberbürgermeister Michael Keßler und rund 60 Bürger aus der Raumschaft machten.
Bei Kaffee und Kuchen plauderte die First Lady des Landes ganz ungezwungen über Begegnungen mit Adeligen und Päpsten. „Charlène, die Ehefrau von Fürst Albert II hot nix mit mir gschwätzt“, erinnerte sie sich „und mit den zwei aus England, William und Kate, war’s au a rechte Kugelfuhr.“
Zwei Päpste hat die gläubige Katholikin durch das Amt ihres Mannes kennengelernt – und spannend fand sie das „Dromrom“, das bei solchen Gelegenheiten unausweichlich gegeben ist. „Ond was macht mer mit dene, wenn se scho mol doh send? Schwätza, wenn sie mit dir schwätzet“, so ihr Erfahrungswert.
Was sie zum OB sagt
Am Dienstagnachmittag gab’s kein Protokoll. Und Gerlinde Kretschmann, die einst von sich sagte „Aus mir wird nie eine richtige Dame“, lässt sich auch in keinen Rahmen zwängen. Sie schwätzt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.
Zu Michael Keßler sagte sie, dass man für das Amt eines Oberbürgermeisters eine „gute Kuttel“ brauche. Sie wisse das, denn sie sei selbst lange als Gemeinderätin in Sigmaringen kommunalpolitisch aktiv gewesen.
Sie würde gerne wissen, was Horb für die Bürger macht und was die Bürger für Horb machen. „Man muss nicht immer nur warten, bis andere was tun“, so ihre Botschaft an ihre Zuhörer. Selber was tun, zum Beispiel Krankenbesuche machen, den Nachbarn einladen oder irgendwie sonst aktiv werden, ihr Rezeptvorschlag gegen die Einsamkeit, die im Alter komme. „Aber bei so einem aktiven Stadtseniorenrat ist man doch nicht einsam“, gab‘s ein Lob an die Gastgeber.
Vorfreude auf nächstes Jahr
Sie freue sich auf 2026, denn dann wird alles anders in ihrem Leben. Sie wird ihren Mann – das unbekannte Wesen, das nur am Wochenende bei ihr wohnt – neu kennenlernen. „Der kommt Freitagnacht und geht am Sonntagabend und wenn er da ist, will er sei Ruh – und ich ess‘ die Woche über die Reste vom Wochenende“, beschrieb sie ihr aktuelles Eheleben.
Nach den Wahlen im März 2026 wird sie all ihre Ehrenämter aufgeben, verriet sie und sich nur noch als Wanderführerin im Albverein und im Kirchenchor engagieren. Doch mit der Vesperkirche, deren Schirmherrin sie im Land ist, bleibe sie weiterhin eng verbunden, räumte sie ein. „Dort treffe ich Menschen, die ich sonst nie kennenlernen würde“, machte sie deutlich. Die Spende, die sie sich für ihren Besuch erbat, reichte sie gleich an Ursel Nagel als Vertreterin der Horber Vesperkirche weiter.
„Ja, für mich wird das eine große Umstellung, doch für meinen Mann wird es noch schlimmer“, so ihr Blick in die Zukunft – und mit der Behauptung, dass sie sich schon auf die Zeit mit dem Rollator, den sie für eine geniale Erfindung hält, freut, war man auch schon vom Thema Seniorenstadtrat bei der Seniorenunterbringung in den zwei Häusern der Spitalstiftung angekommen.
Michael Keßler thematisiert in seinem Grußwort passend dazu auch die Problematik mit der geriatrischen Rehabilitation in Horb, deren Schließung man mit knapper Not abwenden konnte. „Da sein, laut sein, sich zeigen, nicht nachlassen – sonst haben wir in zwei Jahren wieder das gleiche Problem“, so sein Appell an alle Anwesenden.
Fragen an Kretschmann
Gerlinde Kretschmann stand abschließend noch für eine kleine Fragerunde zur Verfügung, bevor sie noch einen Abstecher in die Kernstadt machte, um sich dort bei der katholischen Spitalstiftung Horb über deren Arbeit und insbesondere über den neuen Anbau des Altenpflegeheims Ita von Toggenburg zu informieren.