Synöve Keller (von links), Inhaber Robert Keller und Büroleitung Elke Heine haben sich gut eingearbeitet. Foto: Tobias Weißert

Robert Keller übernimmt den elterlichen Donaueschinger Elektrobetrieb. Der Tod des Vaters fordert ihn früher als erwartet. Warum ihn ein Auftrag sogar zu Tränen rührte.

Robert Keller geht sichtlich auf in seiner neuen Rolle als Geschäftsführer des Elektrofachbetriebs Keller in Donaueschingen. Als er von seiner Arbeit berichtet, strahlt der 27-Jährige geradezu: „Ich habe eine Menge Spaß. Es ist zwar anstrengend, aber ich habe hier meine Berufung gefunden.“ Im September 2024 hatte er das Unternehmen übernommen.

 

Weil Vater Wolfgang Keller unerwartet verstorben war, lag es an seinem Sohn Robert, den Handwerksbetrieb weiterzuführen. Nur zwei Wochen lang mussten die Kellers pausieren. „Da gab es viel Bürokratie, um den Wechsel abzuwickeln“, erinnert sich Synöve Keller, Mutter von Robert.

Eine ähnliche Situation hatte die Familie schon bei Ernst Keller eine Generation zuvor zu bewältigen, der ebenfalls unerwartet früh verstorben war.

„Die Kunden hatten dafür volles Verständnis“, sagt Robert Keller. „Wir wären aber auch da gewesen, wenn es akute Probleme wie etwa einen Stromausfall gegeben hätte.“ Auch die vier Mitarbeiter hat Keller übernommen: „Alle ziehen an einem Strang. Das ist für mich eine große Motivation.“

Mitarbeiter übernommen

Der Familienvater, der den Betrieb nun in der vierten Generation leitet, möchte das Erbe seines Vaters fortführen. „Ich suche in jedem Projekt die Herausforderung und will den Betrieb auch weiterentwickeln und vergrößern.“ Schon seit seiner Ausbildung hatte ihn Wolfgang Keller immer wieder mit neuen Aufgaben betraut, erzählt sein Sohn: „Von Tag eins als Geselle habe ich die Bauleitung auf allen Baustellen übernommen.“

Auch die Einarbeitung in die betriebswirtschaftlichen Aspekte hat Robert früh erhalten. „Das hilft mir natürlich enorm. Aber ohne das handwerkliche Arbeiten geht es nicht. Die Kombination ist ein Traum“, schwärmt Keller.

Unterstützt wird er dabei von der Büroleitung Elke Heine, die nur eine Woche nach dem Tod von Wolfgang Keller ihr Dienstjubiläum feierte – 25 Jahre ist sie dabei. Ohne sie wäre die Arbeit nicht zu stemmen, sind sich die Kellers einig.

Unsicherheit verfliegt schnell

Wenn Robert Keller mit Kunden am Tisch saß, fühlte er sich mit seinen 27 Jahren anfangs zeitweise etwas unsicher. Aber wenn die meistens doch deutlich älteren Architekten merkten, dass Keller fachlich kompetent war, sei er sofort akzeptiert worden.

Was der Donaueschinger nicht mehr beitragen kann: „Mein Vater hat früher nebenher die Planung von größeren Projekten, teils in Millionenhöhe, verantwortet. Das kann ich nicht leisten.“ Er wolle sich lieber auf das Kerngeschäft konzentrieren, sagt Keller. Der Elektrofachbetrieb macht Angebote, Planung und Installation für private und gewerbliche genauso wie für staatliche Kunden.

Seit zehn Jahren im Betrieb

Gerade bei den Firmen sei in den vergangenen Jahren immer häufiger Zurückhaltung bei Investitionen zu bemerken, stellt der neue Firmenchef fest. „Man schiebt Arbeiten auf, bis es nicht mehr anders geht“, sagt Robert Keller, der seit gut zehn Jahren im Familienbetrieb ist.

Bürokratie nimmt weiter zu

Nicht nur von staatlicher Seite, auch sonst werde die Bürokratie zusehends mehr: Wo man früher auf Zuruf gearbeitet habe, brauche es heute für die noch so kleinste Arbeit ein Angebot. „Zum Beispiel für eine Steckdose. Oder neulich für fünf Lichtspots für 50 Euro“, berichtet Keller. Aber der Elektriker bleibt lieber bei den schönen Seiten des Berufs.

Erst kürzlich hatte er einen Auftrag in einem Haus, in dem zu früherer Zeit schon sein Uropa gearbeitet hatte. „Da gibt es noch Pläne aus dem Jahr 1955. Und ich konnte meine dazulegen. Da habe ich schon ein paar Tränen verdrückt“, sagt Robert Keller. Auch seine Mutter Synöve freut sich: „Ich bin sehr stolz auf ihn. Und mein Mann wäre es sicher auch.“

Elektriker sind gefragt

Das Elektrohandwerk ist vielseitig – von der Installation einer Steckdose bis zum Smart Home im Bereich Wohnen ist alles dabei. Dennoch: Es fehlt an Nachwuchs. Der Fachkräftebedarfs-Monitor des Spitzenverbands des Handwerks in Baden-Württemberg zeigt, dass das Landeshandwerk 14 400 offene Stellen hat. Insbesondere in der Elektrotechnik wird gesucht: Auf eine offene Stelle kommen hier nur 0,7 Arbeitssuchende. Die Arbeitslosenquote im Land lag mit 1,8 Prozent im Juni 2024 2,3 Prozentpunkte unter der allgemeinen. Die Zeit zwischen geplanter und tatsächlicher Einstellung betrug bei Elektrobetrieben rund 138 Tage.