Feierten Groz-Beckerts neues Produktionsgebäude (von links): Oberbürgermeister Roland Tralmer, Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Lindner, Geschäftsführer Markus Settegast, CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß, Foto: Karina Eyrich

Das sichtbarste – und teuerste – Zeichen dafür, dass Groz-Beckert zum Standort Albstadt steht, ist am Wochenende mit zwei Familientagen offiziell eröffnet worden: 144 Millionen Euro hat das neue Produktionsgebäude des Nadel-Riesen gekostet.

Ein echtes Ausrufezeichen hat Groz-Beckert, weltgrößter Hersteller für Nadeln und Systemtechnologie für die Textilindustrie, hinter sein Bekenntnis zum Stammsitz Albstadt gesetzt und die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte in ein neues Produktionsgebäude gesteckt.

 

144 Millionen Euro sind ins Gebäude 30 des Nadel-Riesen geflossen, wie Hans-Jürgen Haug, Sprecher der Geschäftsführung, bei der zweitägigen Eröffnungsfeier verkündete. Darin vereine Groz-Beckert das, was bisher in fünf Gebäuden und auf zwölf Etagen verteilt war.

Nicht nur für Haug ist Gebäude 30 das „Leitprojekt im weltweiten Produktionsverbund“, was er mit Detail-Fakten (siehe Info) belegte.

„Optimismus in Zeiten des Pessimismus“

Nicht von ungefähr zählt CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß Groz-Beckert zu den deutschen „Hidden Champions“, auf die er im Ausland so oft angesprochen werde: familiengeführte Weltmarktführer mit hoher Innovationskraft, die in Zeiten des Pessimismus Zeichen für Optimismus setzten. Bareiß lobte außerdem die Gestaltung des Baus, mit sandfarbenen Klinker-Steinen verkleidet, der sich optisch in das Groz-Beckert-Ensemble einfügt.

Donald Trumps Auswirkungen auf das Abschmelzen der Polkappen

Ob nun das Baudezernat oder die Wirtschaftsförderung seine Rede hätten vorbereiten sollen – diese Frage mochte Oberbürgermeister Roland Tralmer nicht entscheiden und wählte die Worte einfach selbst. Wobei er nicht auf die „wesentliche Frage: die eventuelle Wiederwahl Donald Trumps und die Auswirkung auf das Abschmelzen der Polkappen“ eingehen wollte, wie er scherzhaft betonte, sondern auf das „starke Standortbekenntnis“ des größten Unternehmens in der Region zum Standort Albstadt.

„Albstadt in dieser Form gäbe es nicht, wenn Groz-Beckert nicht eine solche Entwicklung gemacht hätte“, betonte Tralmer und versicherte Haug und seinen Kollegen Eric Schöller und Markus Settegast in der Geschäftsführung: „Wir nehmen die Aufgabe ernst, entsprechende Rahmenbedingungen zu liefern“ – vor allem in den Bereichen Bildung, auch im Dreiklang mit der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, und Lebensqualität.

„Auf Thomas Lindner hätte man öfter hören sollen“

Vom Vorbild Groz-Beckerts, etwa im Bereich Arbeitszeit-Flexibilität, könne auch die Stadt lernen, betonte der Oberbürgermeister und dankte dem Unternehmen „für sein Engagement und sein klares Bekenntnis zu diesem Standort“.

Letztere sind untrennbar verbunden mit dem Namen Thomas Lindner, der als Aufsichtsratsvorsitzender mitfeierte, aber nicht sprach. Thomas Bareiß’ Hinweis, dass „politisch in diesem Land vieles besser liefe“, wenn die Verantwortlichen „öfter auf Thomas Lindner gehört hätten“, quittierte der vormalige Präsident des Verbands der Deutschen Maschinen- und Anlagenbauer und langjährige Vorstandsvorsitze von Groz-Beckert aber mit einem Lächeln.

Wo ist die Nadel im Heuhaufen?

Viel Gelegenheit zum Lachen hatten anschließend die Kinder der Mitarbeitenden an den beiden Familientagen, an denen sie Karussell fahren, sich am „heißen Draht“ versuchen, Bewegungsspiele spielen und „die Nadel im Heuhaufen“ suchen durften – mit Süßem als Preis. Rund 4500 Gäste bewirtete Groz-Beckert an zahlreichen Ständen, in Zelten und im Freien, und alle durften sich das neue Gebäude 30 ansehen, bei Führungen über die Abläufe informieren und aus Videos weitere Details darüber erfahren.

Viele weitere Fotos vom Gebäude 30 und dem Familientag gibt es im Internet zu sehen: www.schwarzwaelder-bote.de

Das neue Produktionsgebäude ist bei Groz-Beckert das „Gebäude Nummer 30“

Größe:
 Auf 46 000 Quadratmeter Grundfläche stehen drei Stockwerke mit Zwischengeschossen, auf denen Aufenthalts- und Pausenräume, Bistros, Ruhezonen und Gemeinschaftsflächen mit Tischkicker und Dart-Scheibe untergebracht sind. Ein Fußgängertunnel führt zum Firmenparkplatz jenseits der Bundesstraße 463.

Dauer:
Von der ersten Idee 2016 über den Baustart 2020 bis zum Einzug der 573 Mitarbeiter und 1023 Maschinen, der Ende April beendet war, dauerte es acht Jahre, das Mammut-Projekt zu planen und umzusetzen.

Vier Ziele
hat Groz-Beckert mit Gebäude 30 erreicht: 1. Organisation:
In den vier Fabriken in Gebäude 30 werden unterschiedliche Produktionsschwerpunkte gesetzt – eine läuft nach dem klassischen Werkstattprinzip, in dreien wird künftig in Linie gefertigt. 2. Digitalisierung:
Die Prozesse laufen papierlos ab, so dass 16 Papier-Seiten pro Fertigungsvorgang gespart werden und Änderungen leichter möglich sind. Die gesamte „smart factory“ hat einen digitalen Zwilling, so dass sich alle Abläufe digital planen und anpassen lassen. 3. Nachhaltigkeit:
Die Photovoltaikanlage auf dem Dach mit 2400 Modulen bringt eine Leistung von 960 Kilowatt Peak und wird durch die PV-Module über dem großen Firmenparkplatz ergänzt. Textile Elemente an der Südfassade und bedruckte Glasscheiben auf der Nordseite reduzieren das Vogelschlagrisiko um bis zu 95 Prozent. Die Lärmbelastung in der Halle ist deutlich reduziert worden, die Lüftungstechnik neu. 4. Arbeitszeiten:
Die Produktionsteams können Abstimmung und Planung selbst steuern, um ihre Produktionsziele zu erreichen, wodurch die Mitarbeiter an Flexibilität gewinnen und Beruf und Familie besser vereinbaren können.

Führten durch Gebäude 30: Sarah Ruminsky und Pressesprecherin Birte Kleefisch Foto: Eyrich

Alle Mitarbeiter
seien mehrfach qualifiziert, erklärten Pressesprecherin Birte Kleefisch und ihre Kollegin Sarah Ruminsky beim Rundgang. Jene der Maschinen-Instandhaltung könnten mit Hilfe der sogenannten HoloLens auch Maschinen an Standorten im Ausland betrachten und den Kollegen dort vor Ort bei Reparaturen helfen.

Bis zu 100 Tage
dauert die Arbeit an manchen Produkten, denn gearbeitet wird im My-Bereich – ein Haar ist 60 My dick.