Mit dem Zensus-Ergebnis und den Folgen sind einige Kommunen unzufrieden. Foto: © Fiedels – stock.adobe.com

Der Zensus 2022, die Volkszählung, brachte vielen Gemeinden keine Freude – vor allem finanziell gesehen. Allein im Schwarzwald-Baar-Kreis melden 14 Kommunen Widerspruch gegen die Erhebung an, beziehungsweise gegen die Vorgehensweise der Erhebung.

Ungenauigkeiten beim Zensus wirken sich in Euro und Cent aus. Für Bad Dürrheim heißt dies für 2025 insgesamt 574 500 Euro weniger Geld vom Land für 2026 sind es dann sogar 1,3 Millionen Euro.

 

Laut Einwohnerregister hatte die Stadt 13 636 Einwohner zum Stichtag, 15. Mai 2022, im Zensus kam man aufgrund der Methodik jedoch nur auf 13 060. Bei der Stadt fragt man sich: Wo sind die 576 Personen hin?

Es gibt verschiedene Theorien, keiner kann jedoch auch nur eine davon bestätigen. Beispielsweise ist nicht klar, ob die Alten- und Pflegeheime, der Campingplatz in Sunthausen oder auch das Feriendorf in Öfingen berücksichtigt wurden. An jeder der genannten Adressen gibt es Erstwohnsitze.

Vorgehen unverständlich

Nach Angaben des Einwohnermeldeamts der Stadt Bad Dürrheim hatte die Kurstadt zum 31. Dezember 2024, inklusive der Teilorte, 13 712 Einwohner, zum 20. Juni des gleichen Jahren 13 755. Unverständlich für manche Gemeinderäte am Tisch war die Tatsache, dass man nicht über die Daten des Einwohnermeldeamts die Volkszählung verwendet.

Bei der Zensuserhebung wurde nicht von jedem einzelnen Einwohner die Daten erhoben. Die Zahlen sind eine Kombination von Daten der Meldebehörden – Registerauswertung und Stichprobenbefragungen nach dem Zufallsprinzip. Wohnheime und Gemeinschaftsunterkünfte wurde gesondert erfasst. Vereinfacht gesagt wurde aus dieser Mischung die Zahl der Einwohner hochgerechnet.

Kritik an Methodik

Eine Bereinigung fand in diesem Zug auch statt, beispielsweise doppelte oder veraltete Einträge. Und genau in dieser Hochrechnung, sprich in der gesamten Methodik, sehen die Kommunen die Gründe für Ungenauigkeiten im Zensus-Verfahren, welche die Folge von finanziellen Einbußen hat. Sie bemängeln, dass es keine Vollerhebung war und bestimmte Gruppen nicht berücksichtigt wurden. Die Verwaltung sprach davon, dass Datensätze nicht weitergegeben wurde, beziehungsweise offene Prüffälle im System automatisch den Status „nicht existent“ erhielten und somit keinen Eingang in die Erhebung fand. Um diesen Beweis allerdings ins Feld führen zu können, würden sie Daten von der Zensus-Verantwortlichen benötigen, die sie mit Hinweis auf den Datenschutz allerdings nicht freigeben.

„Wahrscheinlich war die bekannteste Volkszählung der Geschichte unter Kaiser Augustus genauer“, ärgerte sich Bürgermeister Jonathan Berggötz bei den Ausführungen von Gina Buccelli, der Leiterin der Abteilung Bürgerdienste.

53 Seiten Widerspruch

Der Datensatz zum Widerspruch der Stadt Bad Dürrheim umfasst 53 Seiten. Die Einreichungsfrist für die 14 Kommunen im Landkreis endet am 30. April. Der Städtetag sieht jedoch wenig Aussicht auf Erfolg für das Unterfangen. In Baden-Württemberg gibt es weitere Kommunen außerhalb des Kreisgebiets, die ebenfalls Widerspruch eingelegt haben oder noch einlegen werden.

Für Bad Dürrheim ist die Abweichung mit am größten. Furtwangen muss laut Zensus ein Minus von 586 (6,5 Prozent) verkraften, Mönchweiler zwar nur 213 Einwohner, was 7,1 Prozent Einwohneranteil ausmacht. Bräunlingen verzeichnet Minus 287 Einwohner, 4,8 Prozent, wie in Bad Dürrheim. Der dortige Bürgermeister Micha Bächle hat die Leitung der Schwarzwald-Baar-Kreis-Städte, die gegen den Zensus Einspruch einlegen. Im Bundesland hat von den 1100 Kommunen rund ein Drittel Widerspruch eingelegt.