Das spanische Team ist Favorit im Fianle der WM 2010. Foto: AP

Die Welt schaut auf den Showdown Spanien gegen Holland im Soccer-City-Stadion.

Johannesburg - Hunderte von Millionen vor den Fernsehern, Staatsoberhäupter, Kronprinzen und internationale Prominenz auf der Tribüne und zwei Länder im Banne des Fußballs: Die Welt schaut auf den Showdown im Soccer-City-Stadion.

Europameister Spanien und die Startruppe aus den Niederlanden mit Bayern-Profi Arjen Robben sind wild entschlossen, in Johannesburg Geschichte zu schreiben und ihren jeweils ersten WM-Titel zu erobern. Sergio Ramos sieht das Endspiel gar als nationale Aufgabe. "46 Millionen werden das Finale spielen", sagte das Abwehr-Ass der "Furia Roja". Und Spaniens Taktgeber Andrés Iniesta versprach den Menschen in der Heimat: "Wir werden euch glücklich machen."

Last liegt bei Spanien

Die größere Last liegt bei Spanien, denn Holland gilt als Außenseiter: Spielerisch wollen Iniesta, Xavi und Co. die Herkulesaufgabe lösen - mit ihrem Kurzpassspiel "tiki-taka". "Spanien ist der große Favorit. Die spanische Nationalmannschaft ist eine Kopie des FC Barcelona, die beste Werbung für den Fußball", sagte Hollands ungekrönter Johan Cruyff, einst Spieler und Trainer bei den Katalanen.

Nach den Endspielniederlagen 1974 gegen Deutschland und '78 gegen Argentinien soll es für das "Oranje"-Team im dritten Anlauf klappen. "In den Niederlanden hätte man lieber Deutschland im Finale gesehen. Da weiß man, dass in einem Spiel alles passieren kann. Die Spanier hatten zwar Mühe, Tore zu schießen, dennoch haben sie mich sehr beeindruckt", sagte Cruyff. Die Tageszeitung "El País" befürchtet: "Holland ist ein schwierigerer Gegner als Deutschland."

Die Spanier düsten in einem Jet die nur 120 Kilometer vom Mannschaftsquartier Potchefstroom nach Johannesburg zum Abschlusstraining. Ihr Gegner war schon nach dem Halbfinal-Triumph gegen Uruguay in die Metropole geflogen. Der Fußball-Verband der Iberer ließ zum Endspiel noch einen Flieger mit den Familien der Spieler, Kronprinz Felipe und Gattin Letizia und Tennisstar Rafael Nadal einschweben.

An moralischer Unterstützung fehlt es der Mannschaft von Trainer Vicente del Bosque nicht. Die von der Wirtschaftskrise schwer getroffene Nation lechzt nach einer Riesenfiesta. "Wir hoffen, Spanien eine große Freude machen zu können, denn das Land braucht es", sagte Torhüter Iker Casillas in "El Mundo". Der Kapitän darf bei einem Sieg den goldenen WM-Pokal vielleicht sogar von Nelson Mandela in Empfang nehmen. Der fast 92 Jahre alte Volksheld soll auch nach dem Wunsch des Fußball-Weltverbandes FIFA die WM mit seinem Auftritt krönen. Eine Bestätigung für sein Erscheinen gibt es aber nicht.

Holland in der Außenseiterrolle

"Wie kann man schöner Abschied nehmen, als mit dem WM-Pokal in der Hand", meinte "Oranje"-Spielführer Giovanni van Bronckhorst. Auch der 35-Jährige von Feyenoord Rotterdam träumt vom Triumph und baut auf die Serie der "Elftal" von 25 Spielen ohne Niederlage. "Wir spielen nicht immer super, aber schießen in den richtigen Momenten die Tore", sagte er vor seinem Karriereende im Nationalteam vor der traumhaften Kulisse. "Alles fühlt sich gut an. Das Soccer City ist auch orange. Vielleicht muss es einfach so sein, dass wir hier unseren Titel holen. Wir müssen eigentlich noch explodieren. Wenn wir die WM wirklich gewinnen, schwebe ich wahrscheinlich eine Woche auf einer rosa Wolke."

Für die beiden Rivalen geht es beim ersten Aufeinandertreffen ihrer WM-Historie nicht nur um den Premierentitel: David Villa vom FC Valencia und Wesley Sneijder von Inter Mailand (beide fünf Treffer) hoffen auf den "Goldenen Schuh" als Torschützenkönig. Das Duo gilt neben den spanischen Regisseuren Iniesta und Xavi als heiße Kandidaten für den "Goldenen Ball" als beste Spieler bei diesem Turnier. "Was ich will, ist der WM-Pokal. Man darf nicht Egoist sein. Wenn wir als Mannschaft auftreten, können wir Holland schlagen", sagte jedoch Xavi vom FC Barcelona.

Kein gutes Omen für die Spanier ist der Schiedsrichter: Der englische Polizist Howard Webb bringe der Mannschaft "schlechte Erinnerungen", schrieb "El Mundo Deportivo". Mit dem Referee waren die Iberer bei ihrer 0:1-Auftaktniederlage gegen die Schweiz gar nicht zufrieden.

Der niederländische Flügelflitzer Robben will "lieber ein hässliches Spiel und gewinnen, als das wir schön spielen und am Ende verlieren. Wir haben bislang noch nicht den schönsten Fußball gezeigt. Aber wir können uns stets auf unsere gute Organisation verlassen. Und dann wissen wir, dass wir immer ein Tor machen und das haben wir bislang hier auch immer geschafft." Holland kann in Johannesburg unter anderem auf Glücksbringer wie Cruyff, Münchens Trainer Louis van Gaal und Kronprinz Willem-Alexander bauen.

"Das interessiert mich nicht, wenn die ganze Welt sagt, Spanien ist der Favorit", meinte Bondscoach Bert van Marwijk. Ob Opus in "Oranje" oder Arie der "Furia Roja" - jedenfalls wird erstmals außerhalb Europas eine europäische Mannschaft zum Weltmeister gekürt.