Mit einer vorübergehenden Schließung der Villinger Innenstadt-Filiale reagiert Wein-Riegger auf Personalprobleme. An dem Standort soll es weitergehen – aber wohl mit neuem Konzept.
Die Zeiten in den Innenstädten ändern sich – das spürt auch Wein-Riegger in der Niederen Straße in Villingen. Seit 1880 existiert das Stammhaus des Getränkespezialisten im Herzen der Zähringerstadt. Doch nun muss das Ladengeschäft vorübergehend bis zum Frühjahr schließen.
„Uns ist die Entscheidung natürlich schwergefallen“, erklärt Sebastian Lauinger, der gemeinsam mit Lisa und Christopher Lauinger die Geschäftsführung des Villinger Traditionsbetriebs innehat. Wenn es um die Gründe der Schließung geht, muss der 38-Jährige etwas ausholen. Ausschlaggebend für die kurzfristige Entscheidung sei Personalmangel gewesen. Dies habe sowohl die Innenstadt- als auch die Hauptfiliale in der Werner-von-Siemens-Straße betroffen.
Die Geschäftsführung habe sich in diesem Zuge dagegen entschieden, beide Filialen offen zu lassen – „wir wollen nicht zwei Sachen machen und keine davon richtig“, so Lauinger. Es sei klar, dass der Fokus auf dem Hauptgeschäft im Gewerbegebiet liege: „Hier muss es laufen“. Deshalb habe man auch die Innenstadtmitarbeiter dorthin zusammengezogen, um den Kunden den bestmöglichen Service anzubieten. „Vor allem deshalb, weil bei uns jetzt Hauptsaison ist“, so der Geschäftsführer.
Messen – darunter auch die eigene Weinmesse am 17. und 18. Oktober – sowie Verkostungen sorgen neben dem alltäglichen Treiben und dem anstehenden Weihnachtsgeschäft für Hochbetrieb. Darauf liege nun der Fokus.
Kundenfrequenz hat sich verändert
Dass die Innenstadt-Filiale im Gegenzug für mehrere Monate schließen muss, liege auch am veränderten Kaufverhalten. Die Frequenz dort sinke kontinuierlich, erklärt Lauinger. „Das liegt auch an dem schweren Gut – kaum einer schleppt einen Karton Wein durch die halbe Stadt.“ Und: Die Kundschaft, die in der Innenstadt lebt und sich dort mit Wein eindeckt, gebe es so nicht mehr.
Vor dem Hintergrund der veränderten Wirtschaftlichkeit sei klar gewesen, dass bei personellen Engpässen das Hauptaugenmerk nicht auf der Innenstadt liegt. Der 38-Jährige betont aber im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir sind Villinger. Die Filiale liegt uns am Herzen, und sie soll auf keinen Fall sterben“. Schließlich habe hier die Geschichte des Unternehmens begonnen, zudem wolle man einen Beitrag leisten, um die Innenstadt attraktiv zu halten.
Reines Handelskonzept funktioniert nicht mehr
Gleichzeitig sei aus Sicht der Verantwortlichen klar, dass das reine Handelskonzept nicht mehr funktioniere. „Wir sind bereits an einem neuen Konzept dran“, gibt Lauinger bekannt. Hierfür sei auch angedacht, einen Partner mit ins Boot zu holen. Für Details sei es zwar noch zu früh. Allerdings hätten unter anderem die After-Work-Veranstaltungen beim Wein-Riegger gezeigt, dass der Standort mit frischen Ideen weiterhin attraktiv ist.
In den Sommermonaten hatte man einmal im Monat zu den Feierabend-Veranstaltungen eingeladen und dabei nicht nur Wein ausgeschenkt, sondern teilweise auch Winzer vor Ort gehabt, um Einblicke in verschiedene Anbaugebiete und Sorten zu geben. Ein Konzept, das aufging: Teilweise mehr als 100 Gäste fanden den Weg zum After-Work und sorgten für ein besonderes Flair im Laden und auf der Straße. „Das war eine tolle Atmosphäre“, erklärt der 38-Jährige.
Der Mut, neue Wege einzuschlagen, ist damit belohnt worden. „Und es hat uns gezeigt, was möglich ist.“ Diese Erfahrung möchten die Lauingers für ihr neues Konzept der Innenstadt-Filiale mitnehmen – um die Geschichte des Wein-Rieggers an dieser Stelle weiter lebendig zu halten.