Knapp 50 Feuerwehrleute der Abteilung Althengstett-Neuhengstett sind rund um die Uhr einsatzbereit – in unterschiedlichsten Aufgabenbereichen. Foto: Fotos: Feuerwehr

Seit eineinhalb Jahrhunderten sind die Feuerwehrleute aus Althengstett für ihre Mitbürger da. Die Wurzeln der Neuhengstetter Kameraden reichen sogar noch weiter zurück. Groß gefeiert wird der Geburtstag aber nicht. Corona macht hier einen Strich durch die Rechnung.

Althengstett - Einen Festgottesdienst vor rund zwei Monaten – ansonsten hat die Abteilung Althengstett der Freiwilligen Feuerwehr dieses Jahr keine Feierlichkeiten mehr im Rahmen des Jubiläums geplant. Immerhin 150 Menschen kamen damals ans Gerätehaus. Aber Corona lasse nicht mehr zu, erklärte Kommandant Benjamin Jones damals.

Eigentlich sei ein großes Festwochenende geplant gewesen. Eine "Blaulichtmeile" mit anderen Hilfsorganisationen, ein Umzug durch den Ort, Leistungswettkämpfe der Feuerwehrleute oder ein Konzert der "Dorfrocker" – all das hätte damals eigentlich stattfinden sollen. Doch wegen der Unsicherheiten habe man sich gegen die Umsetzung entschieden, erzählte Jones damals. Als kleine Entschädigung habe man eine Festschrift angefertigt und die in der Gemeinde kostenlos an die Haushalte verteilt. Und darin gibt es viele interessante Fakten zu lesen.

1871 gegründet

1871 hat sich die Freiwillige Feuerwehr in Althengstett gegründet, steht dort zum Beispiel. In einer "Welle patriotischer Begeisterung" seien damals im ganzen neugegründeten Reich Vereine und Organisationen entstanden. Uniformen gab es damals noch nicht, lediglich einheitliche Lederhelme schützen die Feuerwehrmänner im Einsatz. Alarmiert wurde per Signal durch den Hornmeister. Anschließend rückten die Kameraden mit dem Feuerwagen vom Rathaus her aus.

Ende des 19. Jahrhunderts bekamen die Feuerwehrleute dann Einsatzkleidung. 1878 war die Wehr knapp 50 Mann stark. Die Männer hatten dann ab 1907 auch einheitliche Mützen. In dieser Zeit wurde eine mechanische Leiter beschafft und Hydranten sowie Wasserleitungen verlegt. Die Wehr wuchs weiter und schaffte immer neue Ausrüstungen an.

Im Dezember 1933 wurde diese dann gebraucht. Das große Feuer hinter dem "Hirsch" konnte aber schnell gelöscht werden. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Feuerwehr damit zu kämpfen, dass viele ihrer Leute zur Wehrmacht eingezogen wurden. Brände gab es trotzdem, vor allem gegen Ende des Krieges. So musste man beispielsweise die Firma Perrot nach einem Brandbombenangriff löschen.

Nach dem Krieg wurde die Wehr neu organisiert. In dem Umfang, in dem die Gemeinde wuchs, wuchsen auch die Aufgaben der Feuerwehr. Mit dem neuen Gerät zog man 1967 ins alte Schulhaus, 180 dann ins Gerätehaus am Farrenstall. 1974 kamen durch die Gemeindereform die Abteilungen aus Neuhengstett und Ottenbronn dazu. 1988 gründete man eine gemeinsame Jugendfeuerwehr.

In den Neunzigern kamen sich die Abteilungen aus Alt- und Neuhengstett dann näher. Denn aus der Überlegung, dass Neuhengstett ein neues Gerätehaus braucht, wurde der Plan, ein gemeinsames Gebäude zu bauen. Im Jahr 2000 erfolgte die Einweihung des heutigen Standorts und die offizielle Zusammenlegung der Abteilungen.

Neuhengstetter Wehrhat längere Tradition

Neuhengstett, obwohl bedeutend jünger als der Nachbarort, hat eine längere Feuerwehrtradition als Althengstett. Die Wurzeln im Waldenserort reichen bis 1812 zurück. Damals wurde die erste Feuerwehrstandarte angeschafft. Sie diente bei Einsätzen als Sammelpunkt. 1845 wurde für 100 Gulden (entspricht heute etwa 2000 Euro) eine Feuerspritze gekauft. Die Feuerwehr war damals im Rathaus untergebracht.

Das Geld war immer knapp – weshalb die Landesfeuerwehrinspektion Ende des 19. Jahrhunderts einen Zusammenschluss mit anderen Feuerwehren empfahl. Dies stieß auf wenig Gegenliebe und konnte durch Grundstücksverkäufe nochmals abgewendet werden. Viele Teile der Ausrüstung mussten die Feuerwehrleute aber selbst bezahlen. 1936 kam dann die Feuerwehrabgabe, die finanzielle Probleme linderte.

In der Nachkriegszeit wuchs die Feuerwehr, neue Geräte wurden angeschafft. So bekam man 1975 ein neues Löschfahrzeug, welches prompt bei einem Großbrand in Althengstett zum Einsatz kam.

2000 folgte die Zusammenlegung mit Althengstett, die anfänglich auf große Skepsis stieß. Zudem war es die erste Vereinigung dieser Art im Kreis Calw.

Probleme sind gelöst

Mittlerweile gibt es diese Probleme in der Abteilung aber nicht mehr. Heute sind knapp 50 Feuerwehrleute in der Einsatzabteilung, die von Steffen Schönfelder geleitet wird. Etwa halb so viele sind es in der Jugendfeuerwehr. Gemeinsam sind die Feuerwehrleute rund um die Uhr einsatzbereit.

Auch die Ausrüstung ist auf dem neusten Stand. So wurde zuletzt ein Teleskopmastfahrzeug beschafft. Dieses wurde beim Festgottesdienst im Juni sogar gesegnet. Immerhin das konnte man in würdigem Rahmen feiern.