Wie kam es zur Gründung der Feuerwehr vor 150 Jahren? Und war es von Beginn an nur Männer oder gab es auch Frauen? Ein Rückblick.
Vor 150 Jahren wurde die Tuninger Feuerwehr gegründet – und was geschah vor dieser Zeit? Der große Dorfbrand von 1860, bei dem das halbe Dorf Tuningen abbrannte, war noch nicht überwunden, als der Gemeinderat und der Bürgerausschuss im Dezember 1874 beschlossen, eine Pflichtfeuerwehr einzuführen.
Über 100 wehrfähige Männer im Dorf wurden 1875 zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet. Schon damals traten einige kräftige Frauen freiwillig der Feuerwehr bei. Es gab noch keine Wasserleitung. Das Löschwasser musste von den beiden Bächen oder von den 74 Brunnen im Dorf zum Brandplatz geschleppt werden. Das war die Aufgabe der Frauen in der Feuerwehr.
Vor Gründung der Feuerwehr, bestand Tuningen schon mehr als tausend Jahre. Seit dem Mittelalter hatten die Bürger der Dörfer die Pflicht, sich für die Dorfgemeinschaft einzusetzen. Bis ins 19. Jahrhundert war die Tuninger Bürgerschaft eine eingeschworene Gemeinschaft, in der jeder dem anderen zu helfen verpflichtet war. Das galt für alle Lebensbereiche und besonders in einem Brandfall.
Häuser stehen eng beieinander
Vor dem Dorfbrand von 1860 standen viele Häuser Tuningens eng beisammen. Sie waren vorwiegend aus Holz gebaut und mit Schindeln gedeckt. Es gab in Tuningen nur ein Steinhaus und das war der Kirchturm, der vermutlich schon im 16. Jahrhundert gebaut wurde und der heute noch als Glockenturm dient. Er soll aber ursprünglich eine Spitze gehabt haben, die bestimmt aus Holz gebaut und mit Schindeln beschlagen war. Mit großer Wahrscheinlichkeit brannte die Spitze des Turmes zusammen mit der Kirche, möglicherweise im Dreißigjährigen Krieg (1618 -1648), ab.
Kirchturm hat keine Sturmglocke mehr
Der Kirchturm und seine Glocken waren wichtige Einrichtungen für die Alarmierung der Bevölkerung im Brandfall, aber auch bei Überfällen auf das Dorf und bei schweren Stürmen.
Ab etwa 1634 war diese Alarmierung unterbrochen, weil der Turm bis 1686 beschädigt war und die Glocken geraubt waren. Erst ab 1698, als die neuen Glocken geliefert waren, konnte die Alarmierung wieder durch die „Sturmglocken“ erfolgen.
Nachwächter haben wichtige Aufgabe
Wichtig waren in jener Zeit auch die beiden Nachtwächter, die nachts für Sicherheit und Ordnung zu sorgen hatten. Ihr Dienst begann abends um 23 Uhr. Der letzte Tuninger Nachtwächter diente bis Jahresende 1922. Weil es im Jahr 1930 keine Nachtwächter mehr gab, folgte der Gemeinderat dem Vorschlag der Gebäudebrandversicherung, in gewissen Abständen außen an den Häusern einfache Trompeten (Hupen) anzubringen, die im Brandfall von jedermann benutzt werden konnten.
Diese Art der Alarmierung war noch bis Ende des Zweiten Weltkrieges möglich. Bedingt durch die alte Bauweise entstanden jahrhundertelang viele schwere Brände. Sie verursachten viel Not und Leid in der Tuninger Bevölkerung.
Bei den Bränden starben oft Kinder. Im ersten Totenbuch des Pfarramtes wird vom Brand am 21. März 1665 des Hauses des Färbers Jacob Kohler berichtet, dass zwei seiner damals vier Kinder nicht mehr gerettet werden konnten. Seine Frau war bereits im November 1662 verstorben.
Über Tuninger Brände liegen bis zum Jahr 1800 nur Berichte vor, wenn dabei Menschen umkamen und deren Tod in einem Kirchenbuch dokumentiert wurde. Deshalb gibt es auch einen Bericht über den Dorfbrand am 21. April 1750, bei dem ebenfalls ein Kind verbrannte.
Ein Drittel des Dorfs brennt nieder
Dem Pfarrbericht über diesen Brand sind zwar viele Namen von Personen, deren Häuser abbrannten, zu entnehmen, aber die Gassen hatten damals offiziell noch keine Namen, weshalb aus dem Bericht leider nicht hervorgeht welcher Teil des Dorfes abbrannte.
54 Häuser und 85 Haushaltungen, ein Drittel des Dorfes, fielen damals in Schutt und Asche. Dem Großbrand von 1750 fiel auch das vermutlich erste Tuninger Schulgebäude zum Opfer.