Was im Ernstfall beim Umgang mit E-Autos beachtet werden muss, lernten Feuerwehrleute aus dem Kreis Calw am Samstag in Schömberg. Foto: Felix Biermayer

Vertreter der Feuerwehren des Landkreises lernten in Schömberg, was im Notfall im Umgang mit den neuen E-Fahrzeugen wichtig ist. Die Gefahr ist nicht größer als bisher, aber fehlende Standards erschweren das Vorgehen.

Die Verkehrswende schreitet voran, die E-Autos auf den Straßen im Landkreis werden immer zahlreicher. Für die Feuerwehren bringt das eine neue Herausforderung mit sich. Was ist zu tun, wenn ein E-Auto in einen Unfall verwickelt ist? Wie geht man vor, wenn die Batterie beim Ladevorgang Feuer fängt? Mit diesen Fragen beschäftigten sich 55 Vertreter der Feuerwehren in Schömberg. Dort fand eine vom Landkreis initiierte Schulung zum Thema statt.

Nach einem Theorieblock ging es für die Feuerwehrleute an die E-Fahrzeuge. Das Autohaus AHG hatte drei Modelle zur Verfügung gestellt - nicht zum abfackeln, sondern als Beispiele. Und hier ergibt sich gleich das erste Problem. „Die einzelnen Bauteile sind zwar genormt“, erklärte der stellvertretende Kreisbrandmeister Tido Lüdtke. „Aber wo die verbaut sind, ist nicht einheitlich geregelt“, ergänzte er. Jedes Modell unterscheide sich hier, manchmal sogar noch die einzelnen Baujahre.

Rettungskarten wichtig

Für die Feuerwehrleute mache es das schwieriger. Die müssten nämlich die „Trennstellen“ schnell finden und kappen. So wird das Hochvoltsystem deaktiviert. Die Einsatzkräfte bekommen also keinen Stromschlag. Diese Trennstellen seien auf der Rettungskarte die es für jedes Auto gibt, eingezeichnet. Zwar gebe es für die Feuerwehr eine App, auf der man das nachschauen könne. Lüdtke empfahl jedoch diese Rettungskarte – erhältlich beim Hersteller – immer hinter der Sonnenblende mitzuführen.

Auch beim Verbrenner sei dies sinnvoll. Denn auf dieser Karte ist die Lage der Kartuschen für die Airbags eingezeichnet - für die Rettungskräfte im Notfall zum Schutz nicht unerheblich. Eine Pflicht diese Rettungskarten dabeizuhaben, besteht derzeit noch nicht.

Ätzende Flusssäure im Rauch birgt Gefahren für die Atemwege. Deshalb versuchen die Feuerwehrleute diesen schnell loszuwerden. Foto: Felix Biermayer

Gequalmt hat es am Samstag dann aber auch noch. Daniel Kuhnle von der Firma Q4Flo hatte ein Übungsfahrzeug mitgebracht, an welchem er die Feuerwehrleute mit verschiedenen Szenarien fordern kann. Dieses Fahrzeug ist nach Angaben der Firma bundesweit einzigartig – und deshalb auch in ganz Deutschland unterwegs. So lernten die Teilnehmer, wie man die Trennstellen kappt, die Batterie richtig kühlt und auf was bei der Personenrettung zu achten ist.

Flusssäure als Gefahr

„Das Gefahrenpotenzial ist insgesamt nicht höher als bei einem Verbrenner, aber anders“, so Kuhnle. Lithium-Ionen-Batterien hätten eine hohe Brandlast. Ein derartiger Brand komme aber nicht oft vor. Allerdings hätten die Batterien für zwei Wochen eine „Rückzündungsgefahr“. Verunfallte E-PKW würden deshalb abgeschleppt und für diese Zeit an einem sicheren Platz unter „Quarantäne“ gestellt.

Mit einer Wärmebildkamera wird gecheckt, wie weit sich die Batterie schon abgekühlt hat. Foto: Felix Biermayer

Generell seien E-Autos sehr sicher. Wenn der Airbag-Sensor eine Unfall registriere, schalte sich alles ab. Stromschläge seien sehr unwahrscheinlich. Allerdings könnten nach einem Unfall Flusssäure entstehen, die vor allem für die Atemwege gefährlich sei. Deshalb sei es wichtig diesen Rauch schnellstmöglich loszuwerden. Eine neue Ausrüstung für den Umgang mit E-Autos bräuchten die Feuerwehren nicht, so Kuhnle.

Angst genommen

Lüdtke zog ein positives Fazit. „Die Autos sind sicher“, meinte er. Man habe den Feuerwehrleuten die Angst nehmen können. Das fand auch Feuerwehrmann Tom Heselschwerdt aus Neubulach. „Mehr Angst als nötig“, hätten viele. Für ihn und die anderen geht es nun zu ihren Heimatwehren, um dort die neuen Erkenntnisse weiterzugeben.