Bewegender Moment: Justizministerin Marion Gentges heftet Rainer Müller das Bundesverdienstkreuz an. Foto: Siegmeier

8000 Einsätze hat er in seiner aktiven Dienstzeit geleistet – 5000 davon hat er selbst geleitet. Für sein jahrzehntelanges Engagement für die Feuerwehr wurde Stadtbrandmeister a.D. Rainer Müller am Freitag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Rottweil - Die Feuerwehr ist sein Leben. Bereits als kleiner Bub horchte Rainer Müller auf, wenn er das Martinshorn hörte, "und wenn dann noch ein rotes Feuerwehrauto zu sehen war, dann war ich hin und weg", sagt er schmunzelnd. Sein Weg sei damals schon vorgegeben gewesen, ist sich der einstige Stadtbrandmeister sicher. Aber ob er wirklich zu träumen gewagt hätte, dass er ein halbes Jahrhundert Feuerwehrgeschichte miterleben und mitprägen würde, als er damals, im Alter von 15 Jahren in die Feuerwehr eintrat? Wer weiß. Aber, dass er einmal für sein jahrzehntelanges Wirken das Bundesverdienstkreuz bekommen würde, das konnte er wohl nicht ahnen, wenngleich er über die Jahre doch auf eine stolze Sammlung an Ehrenzeichen blicken darf.

Ganze Reihe von Auszeichnungen

So wurde Müller bereits mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold, dem Feuerwehr-Ehrenzeichen von Baden-Württemberg in Gold, der Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes in Gold, dem Feuerwehr-Ehrenzeichen der Sonderstufe des Landes Baden-Württemberg und zuletzt im Jahr 2015 mit der Bürgermedaille der Stadt Rottweil für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Und nun noch das Bundesverdienstkreuz. "Ich hoffe, sie haben an ihrer Uniformjacke zwischen den Bandschnallen überhaupt noch Platz für diese Auszeichnung", witzelte Oberbürgermeister Ralf Broß.

Ein Vorbild für viele Menschen

Der ganz große Bahnhof im Festsaal des Alten Gymnasiums blieb coronabedingt zwar aus, aber beim Anblick der doch zahlreich erschienenen Freunde, Weggefährten, Vertreter des öffentlichen Lebens und seiner Familie, war Müller sichtlich bewegt. Mit Marimbaklängen eröffnete Ricardo Marini, Lehrer an der Städtischen Musikschule, die Feier musikalisch, bevor der Oberbürgermeister Justizministerin Marion Gentges, Rainer Müller und seine Familie sowie alle Gäste zu einem Anlass willkommen hieß, "der nicht alle Tage auf der Tagesordnung steht". "Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat ihnen für ihre herausragenden Verdienste das Bundesverdienstkreuz verliehen. Und das möchten wir heute zusammen feiern", so Broß. "In Rottweil – auch die Stadt der Türme genannt – sind sie, lieber Herr Müller, ein wahrer Leuchtturm für viele Menschen in unserer Region. Sie sind ein Mensch, der sein Privatleben oft hintenangestellt und sich mit viel Mut, Engagement und Zeit für die Rottweiler Feuerwehr eingebracht hat", so Broß. Er sei ein großes Vorbild für alle Menschen in Rottweil, die sich tagtäglich ehrenamtlich in der Feuerwehr oder anderen gemeinnützigen Einrichtungen einbringen würden. Darauf könne man in Rottweil stolz sein, fügte Broß mit Blick zu Ministerin Gentges an. Im Anschluss würdigte

Feuerwehrmann mit Leib und Seele

"Rainer Müller hat sich in den vergangenen Jahrzehnten unermüdlich und auf vielen Ebenen ehrenamtlich für die Menschen in der Region und darüber hinaus eingesetzt", würdigte Marion Gentges, Ministerin der Justiz und für Migration in ihrer Laudatio Müllers Engagement. Auch für das Goldene Buch der Stadt Rottweil sei er verantwortlich und dafür, dass es eine ganz besonders edle Note habe. "Aber besonders gehört sein Herz neben der Familie der Feuerwehr. Er ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Löschen, bergen, retten schützen ist ihm zur Lebensmaxime geworden", so Gentges weiter.

Der Deutsche Feuerwehrpräsident und Rottweiler Stadtbrandmeister Albert Bürger war es seinerzeit, der Müller 1965 zur Gründung der Rottweiler Jugendfeuerwehr eingeladen hatte. Seither ließ ihn die Feuerwehr nicht mehr los. Und am Ende seiner Dienstzeit im Jahr 2015 war er Stadtbrandmeister der Gesamtwehr Rottweil, stellvertretender Kreisbrandmeister und stellvertretender Verbandsvorsitzender des Kreis-Feuerwehrverbandes Rottweil. "Dabei hat Rainer Müller die Feuerwehr immer auch als nationale, ja sogar internationale Familie verstanden. Er hatte maßgeblichen Anteil an den internationalen Kooperationen und Einsätzen der Rottweiler Wehr", betonte die Ministerin.

Nach dem schweren Erdbeben, das Rottweils italienische Partnerstadt L’Aquila im April 2009 erschütterte und nahezu komplett zerstörte, sei Müller gemeinsam mit dem DRK, dem THW und Vertretern der Stadt bereits nach 72 Stunden mit einem Hilfskonvoi zur Hilfe geeilt. "Die hohe Professionalität, die Rainer Müller bis heute auszeichnet, war maßgeblich verantwortlich dafür, dass dieser enorm wichtige humanitäre Einsatz binnen kürzester Zeit organisiert und durchgeführt werden konnte. Dieser Einsatz zeigt ganz besonders von der Hilfsbereitschaft und Uneigennützigkeit, die Rainer Müller stets auszeichnet", sagte Gentges.

Großes Glück ist die Familie

Und auch im Ruhestand ist Rainer Müller keineswegs "feuerwehrlos", sondern noch vielfach im Dienste der Feuerwehr unterwegs, auch auf Landesebene

Sichtlich bewegt nahm Rainer Müller die Auszeichnung entgegen. "Aber ohne meine Feuerwehrkameraden hätte es nie ein Bundesverdienstkreuz für mich geben können. Ich danke euch allen – welche Ehre", sagte er. Etwa alle drei Jahre werde ein Rottweiler Bürger mit einer solch hohen Auszeichnung geehrt. Das sei etwas ganz Besonderes. Müller dankte allen, die ihn über all die Jahre begleitet hatten, allen voran seiner Familie und besonders seiner Frau Gerlinde. Seine heute 95-jährige Mutter habe mit "großer Geduld die überdimensionalen Feuerwehraktivitäten ab meinem 15. Lebensjahr bis heute ausgehalten und mitgetragen", sagte er. Das große Glück sei aber seine eigene Familie, seine beiden Söhne Frank und Bernd, die mittlerweile selbst Familien haben und in der Feuerwehr fest verwurzelt sind.

Im Anschluss an die bewegende Feierstunde trugen sich Rainer Müller und Ministerin Gentges ins Goldene Buch der Stadt Rottweil ein.