Wolfram Stehle erklärt die Arbeit in der Zuckerbäckerei. Foto: Alterswehr

Die Alterswehrleiter aus dem Landkreis fühlten sich bei Bäckermeister und Konditor Wolfram Stehle in die Zeit ihrer Jugend zurückversetzt. Zuvor war man noch in Sigmaringen.

In drei Gruppen erfuhren die Teilnehmer viel über das majestätische Schloss, das einst der Sitz der Hohenzollern-Sigmaringen Dynastie war und die Zuflucht des letzten französischen Kaisers, Napoleon III.

 

Danach ging die Fahrt nach Langenenslingen in das berühmte Zuckergässle. Dort werden „Himbeerzickerla“ und Zuckerhasen noch wie vor 150 Jahren gemacht. Bäckermeister und Konditor Wolfram Stehle verstand es, sein Publikum zu unterhalten.

Zeppelin und Trillerpfeife

Er zeigte den Besuchern Exponate seiner aus 2000 Exemplaren bestehenden Sammlung alter Formen. Die ersten 50 Gießformen habe ihm sein Vater bei einem Antiquitätenhändler besorgt, erzählte Stehle. Viele hätten schon deutlich mehr als 100 Jahre auf dem Buckel.

Hergestellt wurden die Formen letztmals in den 1960er-Jahren. So staunten die Teilnehmer über das Ulmer Münster im Kleinformat. Auch die Aluminiumform eines Zeppelins, eines Flugzeugs, funktionierende Zuckertrillerpfeifen und die Formen der bekannten Zuckerhasen gab es zu sehen.

Eine rot glänzende Masse

Als erster Schritt stand bei dem „Tier“ das Ausgießen der Aluminiumformen mit erhitzter flüssiger Zuckermasse an. Schon bald hatte der Zucker die richtige Temperatur erreicht, um ins Innere der Formen zu kommen.

Am unteren Ende der zweigeteilten Passformen füllte Stehle die rot glänzende Masse ein. Der Zucker kühlte ab, wurde hart und nahm so die geplante Form ein.

Hasen in Gelb, Weiß und Rot

Der Konditor sagte: „Die Senioren kennen die Zuckerhasen noch aus ihrer Jugend. Es freut uns alle, wenn wir sehen, dass die Leute hier einen schönen Tag hatten und wir ihnen eine Freude bereiten konnten.“

Die Tradition der aus Zucker gegossenen Hasen sei früher in Süddeutschland stark verbreitet gewesen. „Damals gab es die Zuckerhasen in den Farben Gelb, Weiß und Rot. Die braunen Rahmhasen kamen erst später dazu“, erklärte Stehle.

Kupferkessel voll Zucker

Mit der Zeit wurden die Zuckerhasen von Schokohasen abgelöst und das Handwerk vergessen. Die Wiederbelebung dieser Tradition hat sich Stehle zum Ziel gesetzt.

Flammen loderten unter dem großen Kupferkessel auf, in dem sich Zucker und rote Lebensmittelfarbe für Himbeerbonbons befinden.

Den Besuchern schmeckt’s

Der 150 Grad heiße Brei muss auf dem 150 Jahre alten Bonbon-Kühltisch schnell kalt werden, um zu „Himbeerzickerla“ verarbeitet werden zu können.

Abgekühlt kommt die zähe Bonbonmasse in die Bonbonmaschine von 1880. Nachdem die „Himbeerzickerla“ aus der per Hand betätigten Maschine herausrutschen und die letzten Arbeitsschritte vollendet sind, heißt es für die Besucher: zugreifen und probieren.