Die schwierigen Bedingungen im Tunnel machen den Einsatzkräften zu schaffen. Foto: Siegmeier

Mit einer Großübung im Tiersteintunnel haben die Einsatzkräfte der Feuerwehren Rottweil und Zimmern am Samstag den Ernstfall geprobt. Erstmals war eine solche Übung an der Bahnanlage überhaupt möglich.

Kreis Rottweil - Aus dem Südportal des Tiersteintunnels quillt dicker Rauch. Mehrere Atemschutztrupps der Feuerwehr machen sich auf den Weg ins Innere. Eine Diesellok mit zwei Waggons war im Tunnel liegengeblieben und in Brand geraten. Ob sich noch Personen im Tunnel befinden, ist unklar. So lautete die Übungsannahme für die Rettungskräfte, die am Samstagvormittag ausrückten, nachdem sie um 9.30 Uhr alarmiert worden waren.

Anfahrt bereitet Schwierigkeiten

Bereits die Anfahrt zum Nord- und Südportal des Tunnels forderte den Fahrern eine Menge ab. Denn auf dem schmalen Schotterweg am Neckar entlang zum Nordportal hingen immer wieder dicke Äste im Weg. Die Abteilung Hausen und die Feuerwehr Zimmern rückten, entsprechend der festgelegten Alarm- und Ausrückordnung, über die Neckarburg an und mussten eine große Wegstrecke direkt neben dem Bahngleis zurücklegen, was ebenfalls nicht so einfach war.

Bevor die Rettungskräfte die Unglücksstelle aufsuchen konnten, mussten die Notfallmanager der Bahn den Streckenabschnitt erden und freigeben. Bis es soweit war, schleppten die Einsatzkräfte ihr Equipment von den Fahrzeugen in Richtung Gleis und verlegten Schläuche, um eine Wasserversorgung aufzubauen. Bis ans Gleis zu fahren ist aufgrund der Topographie hier nicht möglich.

Stockfinster

Endlich bekamen sie grünes Licht und Einsatzleiter Markus Württemberger schickte die Atemschutztrupps zur Erkundung der Lage ins Tunnelinnere. Dort war es stockfinster. Wenige Taschenlampen brachten etwas Licht in den verrauchten Tunnel, ein Vorankommen auf dem Schotter und mit der schweren Atemschutzausrüstung war schwierig und brauchte Zeit. Doch endlich erreichten die Retter die brennende Lok.

Während der eine Trupp gleich die Löscharbeiten aufnahm, machten sich die anderen auf die Suche nach verletzten Personen. Sie wurden schnell fündig. Mit Hilfe eines Schienenwagens wurden die geretteten Verletzten (hier waren es Dummys), per Muskelkraft aus dem Tunnel gebracht und der DRK-Bereitschaft übergeben. Bereitschaftsleiter Björn Speiser vom DRK-Ortsverband Rottweil war mit vier Einsatzkräften und zwei Fahrzeugen vor Ort. Auch der Fachberater des THW war dabei, "da die Statik des Tunnels problematisch werden könnte, wenn es dort brennt", erklärte Stadtbrandmeister Frank Müller.

Strapazen stehen ins Gesicht geschrieben

Vom Südportal drangen die Einsatzkräfte der Feuerwehr Zimmern und der Abteilung Rottweil-Hausen unter Atemschutz zur Erkundung in den Tunnel vor. Nach gut eineinhalb Stunden waren alle Personen gerettet und der "Einsatz" konnte beendet werden. Den Feuerwehrleuten, die ihre Atemschutzgerätschaften zwischenzeitlich wieder ausgezogen hatten, standen die Strapazen ins Gesicht geschrieben. Sie ruhten sich kurz aus, bevor sie das Equipment wieder aufräumten.

Die Pressesprecher Andreas Roth und Marius Daute zogen derweil Bilanz. Der Gesamte Übungsverlauf machte den Einsatzkräften zu schaffen. Mit seiner Länge von 655 Metern stellte der Tunnel eine enorme Herausforderung für die Atemschutzgeräteträger dar, die hier unter enormer Krafteinbringung in den Tunnel vordringen mussten.

Bahnstrecke gesperrt

Insgesamt war die Feuerwehr Rottweil mit 17 Einsatzfahrzeugen und 77 Einsatzkräften an der Übung beteiligt. Die Feuerwehr Zimmern war mit zwei Fahrzeugen und acht Kräften vor Ort. Auch Kreisbrandmeister Nicos Laetsch machte sich ein Bild dieser besonderen Übung.

Dese war nur möglich, da die Bahnstrecke in den vergangenen Wochen saniert worden und für den Zugverkehr gesperrt war. In den nächsten Tagen werden die Züge dort wieder rollen. "Uns ist aber wichtig, künftig regelmäßig derlei Übungen zu ermöglichen", informierte Roman Baus, Leiter des Notfallbezirks Villingen der Deutschen Bahn.