Die Aufgaben der Feuerwehr sind vielfältig. Im Dezember war die Gechinger Feuerwehr beispielsweise auf der K 4300 Richtung Deckenpfronn im Einsatz. Dort war ein Bus von der Fahrbahn abgekommen und umgekippt. Foto: Freiwillige Feuerwehr Gechingen

Etwas verspätet feierte die Freiwillige Feuerwehr Gechingen ihren 150. Geburtstag. Zu einem Festakt am Freitagabend in der Gemeindehalle kamen viele Gratulanten. Aber es drängen auch ganz aktuelle Herausforderungen.

Gechingen - Ein rundes Jubiläum feiert man am besten mit guten Freunden und noch besserem Essen. Das war auch die Idee der Freiwilligen Feuerwehr in Gechingen. Gut 100 geladene Gäste kamen deshalb in die Gemeindehalle. Gemeinsam blickten sie auf eine lange Geschichte zurück. Seit 150 Jahren gibt es die Feuerwehr in Gechingen nun. Gegründet wurde sie – durch einen Gemeinderatsbeschluss – am 28. Oktober 1872. Aber auch schon davor waren die Gechinger Bürger im Feuerlöschwesen aktiv, erzählte der heutige und insgesamt elfte Kommandant Alex Erben. Auf diese bestehenden Feuerrotten habe die Feuerwehr dann aufgebaut. 1873 sei die Schulscheuer zum Spritzenhaus umgebaut worden.

Heute gehören Umwelteinsätze zum Standard

"Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurden Brände nur mit Feuerspritzen oder handbetriebenen Kolbenpumpen bekämpft", erzählte Erben von den anfänglichen Zuständen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg habe mit der Motorisierung die Modernisierung Einzug gehalten. Auch das Aufgabengebiet habe sich bis heute stark gewandelt. Früher stand die Brandbekämpfung im Vordergrund. Heute gehörten Umwelteinsätze und technische Hilfeleistungen zum Standard. Funkgeräte, Pressluftatmer, moderne Einsatzkleidung, Datenbanken, digitale Karten, Drohnen – auch die Ausrüstung habe sich an diese Aufgaben angepasst.

Tagesverfügbarkeit der Helfer bereitet Probleme

Probleme bereiteten der Feuerwehr heute strukturelle gesellschaftliche Veränderungen, gerade bei der Tagesverfügbarkeit der Feuerwehrleute. Interkommunale Zusammenarbeit – man kooperiere hier besonders mit den Ostelsheimer Kameraden – sei die Lösung. Und auch die Räumlichkeiten in der Dorfäckerstraße passten nicht mehr zu den heutigen Anforderungen. Eine Erweiterung oder ein Neubau an anderer Stelle werden zukünftig nötig, so Erben.

Der Orkan "Lothar" 1999 und die Überschwemmungen 2009 gehörten zu den einprägsamsten Einsätzen der vergangenen 25 Jahre. Dass da immer alles gut funktioniere, liege auch ein einer guten Kameradschaft. Er dankte den Feuerwehrleuten für ihren Einsatz, der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit und den Angehörigen für den Rückhalt. Die Feuerwehr sei eine "schlagkräftige große Familie", schloss Erben.

Die "Nachbarn" gratulieren

Zu einer solchen Feier gehören natürlich auch Gratulanten. Da kamen zum Beispiel die Vertreter der Nachbarwehren aus Simmozheim und Ostelsheim sowie Vertreter des Gemeinderates. "Im Namen der ganzen Einwohnerschaft und auch ganz persönlich gratuliere ich ganz herzlich zu diesem großen Geburtstag", so Bürgermeister Jens Häußler. Damals wie heute helfe die Feuerwehr Menschen in Not, seien die Einsätze anstrengend und gefährlich. Aber in den vergangen 150 Jahren habe sich das Anforderungsprofil stark gewandelt. Das verdiene großes Lob und Anerkennung, meinte der Bürgermeister. Er dankte dem Vorstand und den Feuerwehrleuten sowie deren Angehörigen für ihren Einsatz. Häußler stellte außerdem die Wichtigkeit der Feuerwehr im Gemeindeleben – gerade bei Veranstaltungen – heraus. Jeder profitiere von dieser Kameradschaft.

Blenke: Feuerwehr ist Rückgrat des Katastrophenschutzes

Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke betonte die Wichtigkeit des Ehrenamts für die Gesellschaft. Dafür sei er dankbar. Auch gehe es gar nicht, wenn Einsatzkräfte im Einsatz attackiert würden. Der Infrastrukturdezernent aus dem Landratsamt, Andreas Knörle, sprach von einer vitalen und schlagfertigen Gemeinschaft. Darauf sei er stolz und dankbar. Das Ehrenamt sei das Rückgrat des Katastrophenschutzes und notwendig, um mit den Folgen des Klimawandels – Waldbrände und Hochwasser – umgehen zu können.

Daniel Nuding vom Kreisfeuerwehrverband betonte die Wandlung der Aufgaben der Feuerwehr in den vergangenen Jahren. Die Nachwuchsgewinnung bleibe wichtig. Der stellvertretende Kreisbrandmeister Volker Renz macht den Gechinger Feuerwehrleuten Mut, das Thema "neues Feuerwehrhaus" grundsätzlich zu diskutieren. Denn mit dieser Lösung müsse man dann die nächsten 50 Jahre leben.

Info: Hauptversammlung

Im Rahmen der Jubiläumsfeier fand die Hauptversammlung für das vergangene Jahr statt. Die Einsatzabteilung zähle 42 Mitglieder, so Erben. 20 Einsätze habe man 2022 gehabt, den spektakulärsten erst im Dezember. Ein Bus war neben der Straße in Richtung Deckenpfronn umgekippt. Der Übungsbetrieb habe sich wieder normalisiert. Fortbildungen hätten stattfinden können. In diesem Jahr stünden fünf Übertritte aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung an. Darauf sei man stolz.

In der nächsten Hauptversammlung stünden wieder Wahlen an. Erben verkündete, wieder als Kommandant antreten zu wollen. Ein neuer Gerätewagen Logistik 2 werde bald beschafft. Das größte Projekt in der Zukunft sei aber das Feuerwehrhaus. Ob ein Neubau oder eine Erweiterung am bisherigen Standort, sei noch nicht entscheiden und müsse noch mit der Kommune diskutiert werden.