Für die Verwaltungsfachangestellte Loni Lutz gab es eine ganz besondere Auszeichnung aus Berlin, überreicht von Markus Fritsch vom Feuerwehrverband, Kreisbrandmeister Dirk Patzelt, Ehrenkommandant Werner Rentschler und dem neuen Stadtbrandmeister Marcus Frank für ihre besonderen und langjährigen Verdienste in der Verwaltung. Foto: Weißenmayer

Die übliche Hauptversammlung sieht anders aus: Neben Danksagungen und Nachwuchssorgen stand bei der Zusammenkunft der Calwer Feuerwehr auch ein Einsatz auf der Tagesordnung. Und eine Ehrung, die es so weit und breit noch nie gab.

Calw - Die jährliche Feuerwehrwehrhauptversammlung der fünf Abteilungen in Calw verlief mit einem nicht ganz ungewöhnlichen Zwischenfall für eine freiwillige Feuerwehr. Gerade als Oberbürgermeister Florian Kling seinen Dank seitens der Stadt Calw an die Freiwilligen überbringen wollte, verließen diese fluchtartig den Kursaal in Hirsau.

Nicht etwa, weil sich die Retter für mehr als 277 Einsätzen der Gesamtwehr im vergangenen Jahr nicht auch die Ehre des Oberbürgermeisters erweisen lassen wollten, sondern weil der Funkmeldeempfänger einen Großbrand mit Menschenrettung in Heumaden signalisierte. Mit wehenden Krawatten eilten die Freiwilligen durch das Schneetreiben zu den Fahrzeugen, um dort die Ausgehuniform in eine Einsatzuniform zu verwandeln. So ein bisschen erinnerte sich manch einer an die Situation an den Tag der offenen Tür, als die Abteilung Calw zum Waldbrand nach Bad Teinach-Zavelstein ausrücken musste und die Gäste vergeblich die vielen roten Fahrzeuge suchten.

Aus dem gemeldeten Großbrand in Heumaden wurde wenige Minuten später ein Alarm ohne feststellbares Schadensereignis, da nur ein angebranntes Abendessen für starke Rauchentwicklung in der Wohnung sorgte und so konnten die Kameraden schnell wieder zur Versammlung zurückkehren – wie in etwa 30 Prozent der Fälle in 2022, die auf einen technischen Defekt der Meldeanlage, böswillige Anforderungen oder auch Fehlinformationen zurückgeführt waren.

Außergewöhnliche Ehrung

Auch eine außergewöhnliche Ehrung sollte die Gäste überraschen, nämlich die Würdigung von Loni Lutz, die über drei Jahrzehnte die Feuerwehrverwaltung führte. Mit einer Laudatio des neuen Kreisbrandmeisters Dirk Patzelt und des Ehrenkommandanten Werner Rentschler wurde der Verwaltungsfachangestellten ein ganz besonderer Dank ausgesprochen, die den Freiwilligen und den Hauptamtlichen mit wachsenden Anforderungen bei europaweiten Ausschreibungen in der Verwaltung den Rücken freihält.

"Ich lebe Feuerwehr und das wissen glaube ich auch alle, die mich kennen", betonte Lutz, die sich für die ganz besondere Auszeichnung aus Berlin bedankte, die im Landkreis Calw und auch in den umliegenden Landkreisen einzigartig ist.

Nachwuchssorgen

In den Berichten der Abteilungskommandanten wurde der Fokus vor allem auch auf die Stärkung der Jugendfeuerwehr und die Mitgliedergewinnung gelegt. Die Corona-Maßnahmen zeigten in der Jugendarbeit ihre Nachwirkungen. Abteilungskommandant Dirk Stöhr aus Hirsau warb deshalb für eine professionelle Werbekampagne und erinnerte daran, dass sehr viele Kameraden altersbedingt in den nächsten Jahren ausscheiden werden. Mehr Einsätze und weniger Personal stellten die Freiwilligen vor die Belastungsprobe, denn schließlich will das teure technische Material auch von Menschen bedient werden, gaben die Redner zum Ausdruck.

"Ohne Jugendfeuerwehr hat die Feuerwehr keinen Bestand", erklärte Marcus Frank, der als neuer Stadtbrandmeister zum ersten Mal die Versammlung leitete.

Vielseitige Aufgaben

Sein Stellvertreter Michael Gollor machte deutlich, dass auch der Klimawandel mit wachender Anzahl an Vegetationsbränden die Feuerwehr vor neue Herausforderungen stelle und richtete zusammen mit dem Stammheimer Abteilungskommandant Steffen Kuhn seinen Dank an die Gemeinderäte, die eine Fahrzeugbeschaffung mit spezieller Ausstattung auch ohne Fördermittel möglich gemacht haben, damit das technische Gerät und Fahrzeuge auch den neuen Anforderungen der Hesse-Bahn und dem Gesundheitscampus gerecht werden kann.

Wie vielseitig die Aufgaben der Feuerwehr sind, brachte die Abteilung Altburg beispielsweise mit der Ausleuchtung des Landeplatzes für den Rettungshubschrauber und die Abteilung Holzbronn mit einer Personenrettung mit Schleifkorbtrage in der Xanderklinge zum Ausdruck.

Seitens des Kreisbrandmeisters wurde verdeutlicht, dass dieses hohe freiwillige Engagement in Baden-Württemberg genauso einzigartig wie auch eine unverzichtbare Stellung im Bevölkerungsschutz einnehme und deshalb die Freiwillige Feuerwehr eine tragende gesellschaftliche Rolle habe. Bei seiner Rede ließ er auch die Freude über den Neubau des Kreisfeuerwehrzentrums durchblicken.

Die Rückkehrer vom Außeneinsatz wurden mit Abschluss der Versammlung noch würdevoll mit den Feuerwehrehrenzeichen in Bronze, Silber und Gold für bis zu 40 Jahren Einsatzdienst ausgezeichnet, wofür die Verwandlungskünstler die Einsatzuniform wieder in eine Ausgehuniform umtauschten.

Info: Ehrungen

Geehrt wurden für 40 Jahre Einsatzdienst: Hans Roller, Karl Beutler, Claus Bacher, Ralph Modest und Rainer Stotz die das Feuerwehrehrenzeichen in Gold erhielten. In Silber wurden Jürgen Wimbert für 25-Jahre ausgezeichnet und für 15-Jahre Einsatzdienst ließen sich Nicolas Schneider, Michael Köder, Michael Rentschler, Finn-Marvin Engel und Johannes Gommel das bronzene Ehrenabzeichen anstecken.