Schilterhäusle, Innenstadtring, Deutenberg, alles rot. Doch Stadtwerke-Chef Gregor Gülpen will noch mehr davon sehen. Denn rot steht für Fernwärme – und die soll in VS intensiv ausgebaut werden.
Das erste Foto verfehlt seine Wirkung nicht. Eine Art Feuerschweif umschließt fast eine ganze Innenstadt, keine Metropole, sondern die Große Kreisstadt Villingen-Schwenningen mit ihren rund 88 000 Einwohnern, genauer gesagt die Villinger Innenstadt.
Und mit dem roten Ring ist eigentlich schon fast alles gesagt, um was es in dem Gespräch mit SVS-Geschäftsführer Gregor Gülpen, Volker Wallbaum, beim Energieversorger aus VS für Unternehmensentwicklungen und Energielösungen zuständig, und Pressesprecher Oliver Bauer gehen soll.
Was der Villinger Innenring, Friedrichspark, Schilterhäusle und Deutenberg-Schulzentrum bereits haben, sollen weitere Stadtbereiche peu à peu auch bekommen, bis in VS die Farbe rot auf der Stadtwerke-Landkarte dominiert.
Gelb schraffiert und damit geplant für die beiden kommenden Jahre sind unter anderem Quartiere nahe der Beethovenstraße in Schwenningen und der Goethestraße in Villingen und die letzte Innenstadtring-Lücke beim Niederen Tor. Wenn gelb zu rot wird, dann kommen weitere Fernwärme-Puzzleteile dazu.
Dreistelliger Millionenbetrag
Ambitionierte Ziele, für die die Stadtwerke in den kommenden 20 Jahren auch sehr viel Geld in die Hand nehmen. Ein dreistelliger Millionenbetrag soll investiert werden, um den Ausbau des Wärmenetzes zu realisieren. Diese Gelder müssen sukzessive von den Gesellschaftern freigegeben werden. Salopp formuliert gibt es für Gülpen zwei Wege, wenn es darum geht, klimafreundlicher zu heizen: „Entweder Eigentümer kümmern sich selbst darum, oder wir erledigen den Job.“ Selbst darum zu kümmern, bedeutet, die ab 2024 ohnehin gesetzlichen Vorgaben mittels Photovoltaikanlagen, Geothermie oder Luftwärmepumpen erfüllen.
Hausbesitzer Feuer und Flamme
Gespräch an einem Abend unter Freunden, alle Hauseigentümer, die Gebäude deutlich älter als zehn Jahre. Feuer und Flamme sind sie gleich, als sie von den Fernwärmenetz-Plänen der SVS hören. „Das wäre doch für uns alle die Lösung“, meint eine Hausbesitzerin, die anderen nicken.
Während die großen Genossenschaften in VS bereits mit eingebunden sind, gilt für private Eigentümer: „Die müssen es auch wollen.“ Und zwar, mit Blick auf die einzelnen Straßen, in ausreichender Zahl. Will sagen: Wenn die Mehrheit kein Interesse habe, dann werden die Stadtwerke sicher kein neues Leitungssystem verlegen, um Haushalte an das städtische Wärmenetz anzuschließen. „Bei Bedarf gehen wir da rein.“
Wärmepumpen bedingt Lösung
Greifen die ambitionierten Pläne, könnten in den kommenden beiden Jahrzehnten rund 18 000 Haushalte an das Wärmenetz angeschlossen werden. Eine Alternative vor allem für viele Hausbesitzer, für die Wärmepumpen nur bedingt in Frage kommen oder die teils hohen Summen für Heizungen oder Wärmepumpen selbst nicht stemmen können. Die wenigsten vor dem Jahr 2000 erbauten Häuser, so Gülpen, verfügten über eine Fußbodenheizung und damit eine der Grundlagen für das optimale Funktionieren der Pumpen. Denn werden Vorlauftemperaturen von über 50 Grad benötigt, können Wärmepumpen in der Regel nicht wirtschaftlich betrieben werden. Sie können im Altbau schon funktionieren, doch das Mindeste sei der Austausch der Heizkörper. Die Gesamtkosten liegen zwischen 40 000 und 50 000 Euro, bei einer noch maximalen Förderung von 40 Prozent.
Abwärme besser nutzen
Erdgas und Biogas spielen zwar immer noch eine große Rolle bei der Wärmeerzeugung, doch langfristig sollen Großwärmepumpen, Holzhackschnitzelanlagen, Pelletsanlagen die Energieerzeugung übernehmen und in den angeschlossenen Häusern für geheizte Wohnzimmer und heiße Duschen sorgen. Dazu soll die Abwärme von kleinen und großen Betrieben und Unternehmen aus VS genutzt werden. „Schwenningen ist da hochinteressant“ , so Volker Wallbaum und „die Rohre sind schnell verlegt“.