Die Leiden des Jemen. Foto: EPA

Die saudischen Luftangriffe gegen die Huthis fordern zivile Opfer. Moskau verlangt eine humanitäre Feuerpause. Kann sich der Weltsicherheitsrat diesmal einigen?

New York - Der UN-Sicherheitsrat hat die Entscheidung über eine humanitäre Feuerpause im Jemen aufgeschoben. Russland hatte am Samstag (Ortszeit) auf der Sondersitzung des Weltgremiums vorgeschlagen, dass Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre Luftangriffe auf Ziele im Jemen vorerst stoppen, damit der notleidenden Bevölkerung geholfen werden könne.

Indien, Pakistan und die Türkei brachten am Sonntag Hunderte ihrer Bürger aus der umkämpften südlichen Hafenmetropole Aden in Sicherheit. Dabei kamen Flugzeuge und ein Schiff zum Einsatz. „Die Ratsmitglieder brauchen noch Zeit, den russischen Vorschlag zu überdenken“, sagte Jordaniens UN-Botschafterin Dina Kawar nach der zweieinhalbstündigen Debatte im Sicherheitsrat. Die Diplomatin führt in diesem Monat den Vorsitz im Gremium. „Wir hoffen, dass wir am Montag etwas vorlegen können“, fügte sie hinzu.

Saudi-Arabien und neun weitere sunnitische Länder bombardieren seit zehn Tagen Stellungen und Waffenlager der Huthi-Rebellen. Die Aufständischen kontrollieren seit letztem September die Hauptstadt Sanaa und besetzten zeitweise Aden, in das sie am Sonntag erneut vordrangen.

Die Huthis gehören der schiitischen Sekte der Saiditen an. Sie genießen die Unterstützung des Irans und sind mit Armeeeinheiten verbündet, die dem 2012 abgetretenen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Salih loyal geblieben sind. Die saudischen Luftangriffe forderten bislang viele Opfer unter der Zivilbevölkerung. In Sanaa, wo die militärische Infrastruktur der Huthis und der Salih-treuen Truppen bombardiert wurde, werden die Lebensmittel knapp, wie Bewohner berichteten.

Das Rote Kreuz hatte am Samstag ebenfalls zu einer 24 Stunden langen Feuerpause aus humanitären Gründen aufgerufen. Nur so könnten die vielen Verletzten versorgt werden, und die Einwohner der umkämpften Gebiete in die Lage versetzt werden, Wasser und Nahrungsmittel zu besorgen, erklärte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

Indien brachte am Sonntag 700 indische Staatsbürger - zumeist Gastarbeiter - aus dem umkämpften Aden in Sicherheit, wie das indische Außenministerium mitteilte. Auch Pakistan und die Türkei flogen Ausländer aus Aden aus, bestätigten Flughafen-Offizielle.

Bei einem saudischen Luftangriff wurden am Samstag in Sanaa mindestens zehn Menschen getötet. Dutzende weitere erlitten Verletzungen, wie Anwohner im Vorort Hadschar Akasch berichteten. Die Siedlung war irrtümlich getroffen worden. Ziel des Angriffs sei ein nahes Camp der Huthi-Milizen gewesen, hieß es.