Noch ist der Großbrand in der Wessinger Straße Steig für Familie Mayer nicht greifbar. Die Anteilnahme der Gesellschaft hat sie überwältigt. Wie es für die Familie weitergeht.
Es ist noch keine drei Wochen her, dass die Flammen das Zuhause der Familie Mayer in der Wessinger Straße Steig zerstört haben. Inzwischen ist das Haus leergeräumt, vor dem Gebäude stehen von Brandspuren gezeichnete Haushaltsgeräte.
Wer sich dem mühevoll aufgebauten Fachwerkhaus nähert, nimmt einen strengen Rauchgeruch wahr. Ein Notstromaggregat steht vor dem Eingangsbereich.
„In den nächsten Wochen wird das Haus entkernt“, informiert Fabian Mayer, Sohn der Familie, unsere Redaktion vor Ort. Dann entscheide sich auch, ob das Gebäude wieder aufgebaut werden kann.
Gutachter bewerten das Gebäude als erhaltenswert
In der Zwischenzeit haben sich mehrere Gutachter von Versicherungen ein Bild der Lage gemacht. Ein Großteil der Fachleute habe betont, dass das Gebäude erhaltenswert sei, insbesondere der Teil des Gebäudes, in welchem die Familie gewohnt hat: Dieser kann sogar noch begangen werden.
Schlimmer getroffen hat es den Garagenbereich, in welchem das Feuer ausbrach. Die darin geparkten Autos sind wirtschaftlicher Totalschaden, nur noch Fahrzeugskelette sind zurückgeblieben.
Bei den Autos hat es sich um Oldtimer mit Seltenheitswert gehandelt. Unter anderem ein Porsche mit Baujahr 1960 parkte in der Garage. „Haus und Autos hatten einen großen emotionalen Wert“, betont Fabian Mayer. Seine Familie habe das Fachwerkhaus über mehr als 30 Jahre Stück für Stück aufgebaut. „Mein Vater kannte jeden Stein und jeden Balken“, verdeutlicht Mayer weiter. Da sei es schon hart, wenn einem binnen weniger Stunden all das genommen werde.
Enorme Hitze bei Brand
Was für eine enorme Hitze an jenem Sonntagabend im Gebäude geherrscht haben muss, zeigen verbogene Stahlsprieße in der Garage. Aber auch im Wohnbereich sind die Spuren des Großbrands noch deutlich sichtbar. Auf den Fenstersimsen hat sich Ruß abgelagert, genauso auf der Freisprechanlage des Telefons.
Durch das viele Löschwasser sind die Wände feucht, mit jedem weiteren Stockwerk nimmt die Luftfeuchtigkeit im Gebäude zu. Sichtbar wird das feuchte Hausklima im Badezimmer. Die Verkleidung der Duschkabine ist beschlagen, bis vor kurzem sei teils noch Wasser von der Decke getropft.
Erfreulich in dieser für die Familie schweren Zeit: Der Austausch mit den Versicherungen sei sehr angenehm.
Ein dickes Lob verteilt Fabian Mayer auch an Feuerwehrleute, DRK und Polizei während des Einsatzes: „Hut ab, wie gut da zusammengearbeitet wurde.“
Berührt habe ihn und seine Familie die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Bei einer über die Plattform „GoFundMe“ ins Leben gerufenen Spendenaktion sind über 38 000 Euro zusammengekommen; knapp 500 Personen haben gespendet. „Wir haben niemals gedacht, dass solch eine Summe zusammenkommt. Die Anteilnahme hat uns überwältigt“, bedankt sich Fabian Mayer im Namen der gesamten Familie bei allen Spendern. Diese Unterstützung zeige, dass die Gesellschaft in Notsituation gut zusammenhalte.
Unterstützung zeigt den Zusammenhalt
Das Geld verwendet die Familie für Dinge des täglichen Bedarfs: „Klamotten, Deo, Möbel“, nennt Mayer einige Beispiele. Nach wie vor lebt die Familie bei einer Tante von Fabian Mayer. Mitte Oktober beziehen sie wieder eine eigene Unterkunft.
Das Ziel sei es aber, ihr Haus in der Straße Steig wieder aufzubauen. Wie lange das wohl dauert? „Zwei Jahre mindestens“, wagt Fabian Mayer eine vorsichtige Prognose.
Der Charme des Fachwerkhauses solle unbedingt erhalten bleiben. Das sei natürlich nicht so einfach wie ein neues Haus zu bauen.
Brandursache weiter unklar
Ermittlungen laufen
Die Ermittlungen zur Brandursache dauern laut dem zuständigen Sachbearbeiter im Polizeipräsidium Reutlingen weiter an. In diesen Ermittlungen sei ein Sachverständiger eingebunden, dessen Gutachten noch ausstehe. Weiter heißt es: „Bis wann wir mit dem Gutachten rechnen können ist noch nicht absehbar.“ Nach dem derzeitigen Stand bestünden keine Anhaltspunkte, die auf ein strafbares Handeln hindeuten könnten.