Ein großes Aufgebot an Sängern, Instrumentalisten und Solisten ist nötig bei Bachs Ratskantate. Im Vordergrund sind zu sehen (von links): Ruth Dobers, Tabea Nolte, Dirigent Jochen Kiene, Marcus Elsässer und Sebastian Walser. Foto: Kouba

Der Festgottesdienst zur Wiedereinweihung der Weigle-Mühleisen-Orgel der Lorenzkirche wurde zum großen Ereignis für Gläubige und Musikliebhaber.

St. Georgen - Pfarrer Roland Scharfenberg wies bei seiner Begrüßung darauf hin, dass die Orgel immer wieder einlade, Gott zu loben. Er dankte allen Beteiligten für das Gelingen des Festaktes und den Spendern, die zur Erneuerung der Orgel beitrugen. Dank gab es auch von Kirchengemeinderätin Daniela Hils. Sie hob auf die Umbauten ab, freute sich über die Spendenbereitschaft und wies auf die Orgel-Kollekte hin.

Strahlend-festliche Klänge

Nach technischer Generalüberholung war der gerundete Gesamtklang der Orgel zu hören. Da wurde bereits Kantor Andreas Rütschlins Orgelvorspiel mit Dietrich Buxtehudes Toccata und Fuge in F-Dur zum Hörgenuss strahlend-festlicher Klänge. Der Donaueschinger Organist brillierte ferner bei "Nun lob, mein Seel, den Herren" oder dem "Gloria".

Ekstatische Wiedergabe

Der Leiter der St. Georgener Kantorei, Jochen Kiene, tat es ihm gleich bei Messteilen von André Raison. Im "plein jeu" wurde der gereifte Klang beim ersten Kyrie deutlich, ergänzt durch die Passacaglia mit nasalen Registern im Christe-Eleison und getoppt durch den Orgelrausch des zweiten Kyrie. Genussvoll war das "Intermezzo lirico" von Marco Enrico Bossi zu hören: facettenreich, meditativ, mit Streicherklang, großem Crescendo und entschwebendem Schluss. Kiene schien in Topform bei Viernes Finalsatz der d-Moll-Symphonie zu sein. Beifallsstürme zeugten von der Begeisterung der Zuhörer für die ekstatische Wiedergabe.

Vokalsolisten, die Kantorei zusammen mit dem VocAllmende des Männergesangvereins 1876 Allmendshofen und das Kantatenorchester gestalteten unter Kienes Leitung die Bach-Festkantate, die "by der Rathswahl 1731" in Leipzig entstand. Bombastisch interpretierte das Orchester die Sinfonia, und in einem breiten Lento entwickelte sich aus der Bass-Vorgabe das dichte Geflecht des Chorgesangs "Wir danken dir, Gott, wir danken dir".

Anmutige Stimme

Fein empfundenes Spiel der Konzertmeisterin begleitete die Arie "Halleluja, Stärk und Macht" des jugendlich-frischen Tenors Marcus Elsässer, und sonor-klar erklang das Rezitativ "Gottlob, es geht uns wohl" des Bassisten Sebastian Walser. Mit anmutiger Stimme war die Sopranistin Ruth Dobers bei "Gedenk an uns mit deiner Liebe" zu vernehmen, das in einer Siciliana mit herrlichem Oboen-Solo und Streicherchor aufging. Das Rezitativ "Vergiss es ferner nicht" mit dazu gehörender Aria "Gottlob, es geht uns wohl" wurde von Tabea Nolte (Alt) gestaltet, gefolgt vom mächtigen Schlusschoral. Eindrucksvoll wurde auch der "Gesang des Jean Racine" von Gabriel Fauré wiedergegeben, und mit Pauken und Trompeten erklang John Rutters "Nun danket alle Gott".

Inbegriff des Dankes

Eine Exegese zur Bachkantate bot Rundfunkpfarrerin Martina Steinbrecher bei ihrer Festpredigt. Sie lobte die großartige Musik, unterstrich Gottes Gnadengegenwart und die Psalmvertonung als Inbegriff des Dankes. Aber auch das tröstend-zuversichtliche Moment in aktuellen Wirren, das Lob Gottes und nötige Demut wurden hervorgehoben, damit man einstimmen könne: "Nun lob, mein Seel, den Herren".