Der hintere Teil des möglichen Festplatzes mit Blickrichtung Rathaus. Foto: Pfannes

Zwar hat das Areal zwischen Rathaus und ehemaliges „Kreuz“ in Villingendorf derzeit nicht den Charakter des Potsdamer Platzes in Berlin während der Wendezeit 1989/90, doch ansehnlicher als derzeit soll er schon gestaltet werden. Irgendwann.

Der Gemeinderat hat sich Zeit genommen, um über die Vorschläge zu sprechen, die ihm der Bürgermeister, Marcus Türk, und der Ingenieur, Bob Rikken (Gfrörer Ingenieure, Empfingen), in der ersten Sitzung nach der Sommerpause präsentieren.

 

Die „große Variante“

Dabei stellt sich während der Sondierungsphase der Diskussion heraus, dass der Schultes zwar kein Bismarck ist (der ja einst unweit des Potsdamer Platzes Politik gemacht hat), er aber prinzipiell über eine Bismarksche Fähigkeit verfügen sollte: das Jonglieren mit mehreren Bällen.

Dies vor allem mit Blick auf den Umstand, dass das Projekt „Freianlagenplanung Park-/Festplatz am Rathaus“ in der möglichen „großen Variante“ knapp 354 000 Euro kosten würde, und es deshalb hilfreich ist, dass diverse Zuschüsse den Gemeindefinanzen hilfreich unter die Arme greifen. Konkret: Zuschüsse über ELR (Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum) und den Ausgleichstock.

Der Ausgleichstock

Der Ausgleichstock dient der Unterstützung leistungsschwacher Gemeinden durch Bedarfszuweisungen bei der Schaffung notwendiger kommunaler Einrichtungen und der Milderung besonderer Belastungen einzelner Gemeinden, soweit sie eine unbillige Härte bedeuten, erklären die Regierungspräsidien Baden-Württemberg.

Das Herantasten der Räte

Das relativ kompliziert wirkende Verfahren, so viel Geld wie möglich von außerhalb zu erhalten, kombiniert mit dem Wissensdurst und etlichen Nachfragen etlicher Ratsmitglieder, die sich noch nicht so tief in die „Festplatz-Materie“ vorgetastet haben konnten, lässt den Gedanken aufkommen, dass ein Jongleur, der mit drei Bällen seine Kunst vorführt, hilfreich wäre. Doch dieses Wundertier gibt es an diesem Abend nicht.

Das erste „Problem“

Die erste Schwierigkeit: Ein ELR-Antrag (40 Prozent betrage der Fördersatz) muss sofort gestellt werden, seine Antwort trudelt aber erst im kommenden Jahr nach dem Stellen eines Ausgleichstock-Antrags ein, das wiederum erst nach dem Haushaltsplanfinale geschieht.

Ein mögliches „Drama“

Wenn jedoch die ELR-Botschaft zu dürftig ausfällt und deshalb das Festplatz-Vorhaben geschoben wird, aber ein Ausgleichstockantrag bereits unterwegs ist und mögliche Ausgleichstock-Zuschüsse zurückgegeben werden müssen, wirft dies wiederum kein gutes Licht auf die Gemeindeverwaltung, die bei künftigen Ausgleichstock-Anträgen befürchtet, an die kurze Leine genommen zu werden.

So kompliziert ist die Sache für die derzeitigen Spielmacher, die wiederum noch gar nicht wissen, was denn so alles im 2024er-Haushaltsplan berücksichtigt werden muss oder soll, und was dann überhaupt – mit Blick auf Kläranlage und den Schulkomplex – möglich und realistisch umsetzbar ist.

Das Vorhaben

Dabei klingen die Ideen, die Bob Rikken anspricht, durchaus freundlich und ansprechend: 28 Parkplätze, wasserdurchlässiges Pflaster, Baumquartiere, Sitzgelegenheiten, Verkaufsstelle („Hahn im Korb“), öffentliches Wlan, zwei zusätzliche Lampen, Mai- und Christbaum-Arretierung (vorhanden), Bushaltestelle und Trinkbrunnen.

Foto: Pfannes

Verein im Boot

Über die genauen Standorte des oben Vorgeschlagenen, auch mit Blick auf Vereine, die bisher den Rathausvorplatz für Festivitäten genutzt haben, und auf das Dorffest mit den traditionellen Heimstätten der Vereine, soll noch gesprochen werden. Hierzu soll ein Meinungsbild bei Vereinen (wie Sportverein oder Albverein) eingeholt werden.

Der Stratege

Zwar nicht als Jongleur, aber als durchaus versierter Stratege schlägt Martin Schwellinger eine Vorgehensweise vor, die den Antrag der Verwaltung verfeinert. Das „Die Verwaltung wird beauftragt, die vorliegenden Planungen weiterzuverfolgen. Es sollen Fördermittel beantragt werden“ wird ergänzt um „das Vorstellen aller Varianten im Ratszimmer“ und „eine vertiefte Beratung im Zusammenhang mit den Haushaltsplanberatungen“, die traditionell im vierten Quartal des laufenden Jahres einen breiten Raum einnehmen.

Auch eine Option

Ein Verschieben in eine weiter entfernt liegende Zukunft ist genauso eine Option. Doch in den Folgejahren planen die Spielmacher im Rathaus, Ausgleichstock-Anträge für größere und „wichtigere“ Projekte stellen zu wollen.

40 Prozent locken halt doch

Nebenbei: Bismarck war (neben seinen Fähigkeiten als Jongleur mit fünf Bällen) ein Anhänger der Politik des Machbaren, aber auch ein gewiefter Taktiker. Ansätze zeigt der Villingendorfer Bürgermeister, als er erklärt, dass eine Gestaltung des Platzes beim Rathaus als fester Parkplatz möglich, aber dann ohne Fördermittel zu finanzieren sei. 40 Prozent aus dem ELR-Topf („Wir haben es ja nicht so dick“) locken da schon.