Bei dem Festival „Spielwiese“ dreht sich alles um Otfried Preußler Foto: dpa

„Spielwiese“ heißt ein Festival, das von diesem Mittwoch bis einschließlich Sonntag in verschiedenen Stuttgarter Kultureinrichtungen stattfindet. Im Mittelpunkt steht das Erzählen von Kindern, konkret mit Texten von Otfried Preußler.

Stuttgart - Eigentlich hätte es eine Hommage an Otfried Preußler werden sollen, der im Oktober dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre, doch mit seinem Tod im Februar dieses Jahres wird nun daraus eine Würdigung: „Spielwiese“ heißt das Festival, das an diesem Mittwoch beginnt und an dem sich bis einschließlich Sonntag verschiedene Stuttgarter Kultureinrichtungen beteiligen. Der Untertitel „Kinder-Künste-Festival“ macht deutlicher, um was es hier geht: In einem genreübergreifenden Dialog steht das Erzählen für Kinder im Mittelpunkt. Konkret geht es darum, wie Texte von Preußler in Theater, Film und Hörspiel umgesetzt werden, wenn möglich, inklusive aktiver Beteiligung der jungen Besucher.

Stuttgart ist Festivalort, weil es hier herausragende Kultureinrichtungen für junge Kulturinteressierte gibt wie das Junge Ensemble Stuttgart oder die Stadtbibliothek mit dem Verein Leseohren, aber auch, weil der Thienemann-Verlag hier seinen Hauptsitz hat, der alle Bücher von Preußler verlegt.

„Kinder lassen sich nicht so leicht beeindrucken“

Einer der Teilnehmer ist der Filmschauspieler Florian Lukas, der an diesem Samstag um 15 Uhr im Jungen Ensemble aus dem „kleinen Wassermann“ liest. Er wartet jetzt schon gespannt auf diesen Tag, weil es das erste Mal ist, dass er öffentlich vor Kindern vorliest „Meinen eigenen Kindern lese ich natürlich vor, aber öffentlich mache ich das zum ersten Mal“, so Lukas, der sonst bisher vor allem für Leseabende für Erwachsene gemacht hat. „Kinder lassen sich nicht so leicht beeindrucken“, weiß er aus seiner Privat-Erfahrung, „man muss da schon sehr gut vorbereitet sein“. Immerhin bringt er schon etwas „Wassermann“-Erfahrung mit: Vor zwei bis drei Jahren hat er es als Hörbuch eingelesen in der ungekürzten Originalfassung.

Welche Passagen er konkret vorlesen wird, hat er noch nicht entschieden, aber er ist schon bestrebt, einen möglichst umfassenden Überblick über das Geschehen zu geben. Lukas ist zuversichtlich, dass das Interesse an seiner Lesung groß ausfallen wird: „Preußler ist nach wie vor ein sehr populärer Autor, seine Geschichten sind nach wie vor aktuell. Ein Junge will auf eigene Faust die Welt erkunden, das ist doch ein zeitloses Thema. Seine Zuversicht schöpft er auch aus den bislang überwiegend positiven Reaktionen auf das Hörbuch. In der Lesung selbst hofft er auf direkte Reaktionen. „Kinder haben häufig eine sehr spontane Art, Fragen zu stellen, auch ungewöhnliche, da bin ich schon sehr gespannt darauf“, so Lukas. In Gesprächen würde er auch gerne das erklären, was vor einigen Monaten die öffentliche Diskussion bestimmte, insbesondere im Falle Preußler: Das Auslassen oder Ersetzen von Begriffen, die einst zum Alltagsgebrauch gehörten, die heute jedoch als diskriminierend gelten. Preußler hatte dem lange seine Zustimmung verweigert, wie dann schließlich aber doch gegeben. Lukas: „Ich halte nichts davon, an der Originalfassung rumzumachen. Ich würde solche Begriffe vorlesen und versuchen, nach der Lesung darüber ins Gespräch zu kommen.“ Doch im „kleinen Wassermann“ kommen solche Begriffe nicht vor.

40 Termine in fünf Tagen

Dieser Stuttgarter Termin bietet übrigens die seltene Gelegenheit, Lukas mal als Lesenden zu erleben: „Mehr als vier Lesungen sind bei mir nicht drin“, so Lukas, „denn sonst habe ich viele Verpflichtungen bei Filmprojekten“. Und Lesungen einfach so mal zwischen Drehpausen legen, wie es manche seiner Kollegen machen, davon hält Lukas nichts: „Ich will mich wirklich gut darauf vorbereiten, darauf haben die Besucher ein Anrecht.“

Christian Schönfelder, Dramaturg beim Jungen Ensemble und Mitglied des Festivalkuratoriums, ist gespannt auf die Resonanz dieses Angebots mit mehr als 40 Terminen in fünf Tagen, die nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in Stadtteilen in Zweigstellen der Stadtbibliothek stattfinden. In einem Workshop sollen am Sonntag zum Abschluss die Erfahrungen aus den Vorstellungen gesammelt und gebündelt werden. Vielleicht animiert dies zu einem zweiten „Spielwiese“-Festival.

Das komplette Programm unter: www.spielwiese-preussler.de