Mit Rockin’ Memories steht überraschend ein Nachfolgefestival von Rock of Ages in Seebronn in den Startlöchern.
In Seebronn entsteht etwas Neues: Mit Rockin’ Memories will Veranstalter Antonio Luceri aus Rottweil das Festivalgefühl vergangener Jahre zurückbringen. Die Planung für eine mehrtägige Rocksause im Sommer kommenden Jahres läuft, das Crowdfunding ist ebenso wie die Sponsorensuche gestartet.
Denn Seebronn ist kleines Dorf mit legendären Rocktagen: Die letzte Auflage von Rock of Ages zog 2023 rund 12 000 Besucher in den Ort. Fans aus ganz Deutschland pilgerten über Jahre zu den Veranstaltungen. Doch mit dem Tod von Festivalmacher Horst Franz im Frühjahr 2024 war es auch mit Rock of Ages (und dem Festival Bang Your Head in Balingen, auch hier gibt es eine „Nachfolge“) vorbei. Jetzt entsteht ein neues Kulturprojekt, das bewusst an diese Erinnerung anknüpft, wenn auch zunächst deutlich kleiner. Luceri rechnet für Rockin’ Memories zunächst mit 1500 bis 2000 Besuchern.
Es soll vom 31. Juli bis 2. August 2026 stattfinden. Drei Tage Musik, Begegnung und Atmosphäre – für alle Generationen. Geplant sind Konzerte mit Live-Rock und Tribute-Bands, ein familienfreundliches Tagesprogramm, Foodtrucks und eine offene Festivalwiese an bekannter Stelle hinter dem Sportplatz. Zwei langjährige Helfer von Horst Franz haben bereits mit einigen Bands Kontakt aufgenommen und stehen in Verhandlungen. Wer kommt, kann Luceri derzeit noch nicht sicher sagen.
Zwölf Jahre Erfahrung in der Musikszene
Er ist seit Herbst vergangenen Jahres Betreiber des Diff Radio Café im Hirschle in Seebronn. Mit über zwölf Jahren Erfahrung in der Musikszene und im Veranstaltungsbereich will er gemeinsam mit Familienangehörigen, Freiwilligen, Partnern und Unterstützern ein neues Kapitel aufschlagen. Luceri kümmert sich hauptsächlich die bereits gestellten Genehmigungsanträge und die Finanzen, seine Partnerin Giancarla De Razza um die Organisation auf dem Festivalgelände und deren Sohn Salvatore Bianco um die Verpflegung. „Uns eint eine große Leidenschaft für Musik“, sagt Luceri, der in Rottweil wohnt.
Hauptberuflich ist er Feinmechaniker, Bianco ist als Lagermitarbeiter tätig. „Die Musik und die Veranstaltungen machen wir in unserer Freizeit“, sagt Bianco. Seine Mutter Giancarla De Razza kümmert sich hauptsächlich um den Betrieb des Diff Radio Cafés im Hirschle, das immer donnerstags, freitags und samstags in den Abendstunden geöffnet ist. „Wir sind jetzt schon eine große Familie mit unseren Gästen“, sagt sie.
Das Festivals wieder beleben
Viele Besucher kamen mit Rock of Ages T-Shirts in die Kneipe und erzählten von vergangenen Rocktagen. „Sie schwärmten richtig, die Sehnsucht war spürbar“, sagt De Razza. Und so entstand die Idee, das „Gefühl“ des Festivals wieder zu beleben. „Wir gehen in die gleiche Richtung, aber mit einem neuen Konzept“, sagt De Razza. So soll es beispielsweise getrennte Bereich für Familien und Konzertbesucher geben.
Gesamtkosten, Technik, Crowdfunding
Mit digitaler Technik möchten die Italiener den Einlass beschleunigen und Wartezeiten deutlich verkürzen. „Wir haben Erfahrung mit Firmenjubiläen, Hochzeiten und Geburtstagen, aber nicht mit Veranstaltungen in dieser Größenordnung“, gibt Luceri zu. Was noch nach viel Vorbereitungszeit aussieht bis zum geplanten Termin, sei schnell vorbei. „Wir müssen Gas geben.“ Die Nutzung des Geländes ist bereits beantragt, ebenso hat Luceri bei der Stadt ein Konzept vorgelegt und einen Zuschussantrag gestellt.
Die Gesamtkosten werden sich auf gute 50 000 Euro belaufen. „Wir wollen damit keinen großen Gewinn machen“, sagt Luceri. Nachdem sich die Idee im Ort herumsprach, meldeten sich bereits viele Helfer von Rock of Ages, die wieder unterstützen möchten.
Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne für das neue Festival auf Startnext. Am Dienstagabend lagen dort allerdings erst Zusagen für insgesamt 700 Euro vor. Die Unterstützer bekommen als Dankeschön beispielsweise T-Shirts und VIP-Zugang.
Die Helfer und die Organisation
Rund 50 Leute
werden gebraucht: „Das Dorf hilft zusammen.“ Luceri denkt außerdem an die 14 Vereine in Seebronn, die er mit einbinden möchte. „Die Helfer haben viel Wissen und erklären uns, wie die Abläufe bisher waren“, berichtet De Razza. Demnach könnte zum Beispiel die Standfestigkeit der Bühne etwas verbessert werden, wenngleich es sich wohl ohnehin um eine kleinere Variante handeln wird.
Gespräche mit Leuten
, die tiefer in die Organisation von Rock of Ages eingebunden waren, gab es bislang nicht. Geplant sind mehrere Essensstände und ein kleiner Markt für Künstler. Auch der Campingplatz soll wieder geöffnet werden. „Viele Besucher haben dort übernachtet, auch wenn sie aus der Nähe kamen“, weiß Luceri. Die Stimmung dort sei immer super gewesen.
In einer Facebook-Gruppe
von Rock of Ages Fans startete Luceri bereits eine Umfrage, welche Band als Headliner auftreten soll. Häufig genannt wurde zum Beispiel Axxis. Rufe nach der schweizerischen Band Gotthard werden sich wohl nicht erfüllen lassen. „Die sind zu groß“, sagt Luceri. Und das Budget ist anfangs recht begrenzt. „Wenn es gut läuft, wollen wir Rockin’ Memories jedes Jahr ausrichten und nach und nach vergrößern“, sagt Luceri.
Als Vorband
kann er sich eine italienische Rockband vorstellen. „Wir sind herzliche Gastgeber und nicht kommerziell getrieben“, betont De Razza. Bis es soweit ist, sind noch einige Herausforderungen zu bewältigen und viele Kleinigkeiten zu erledigen. Das Trio ist zuversichtlich, dass in Seebronn bald wieder gerockt wird.