„Bilder sagen mehr als 1000 Worte“, mit diesen Worten und etlichen Fotos verdeutlichte Michael Werner, Leiter des Sachgebiets Hochbau bei der Stadt Hechingen, dem Bauausschuss den Zustand der Turn- und Festhalle in Stetten. Der ist alles andere als gut.
Dass der Zustand ihrer Halle die Stettener umtreibt, ist vor ein paar Tagen sehr deutlich geworden. In der Ortschaftsratssitzung – in eben jene Halle verlegt – waren die Plätze in den Zuhörerreihen ausnahmslos belegt.
Die 1974 erbaut Halle hat nach Einschätzung von Michael Werner im Bauausschuss „das Ende ihrer Lebensdauer erreicht beziehungsweise überschritten“. Seit 2015 sei der Unterhaltungsaufwand exponentiell gestiegen, bemerkte er.
Werner wiederholte gegenüber dem Bauausschuss das, was er schon in der Ortschaftsratssitzung gesagt hat. Gravierendstes Problem in der Halle – ein Skelettbau bestehend aus elf Fachwerkbändern – sind die Schäden am hölzernen Dachtragwerk. Durch die Balken ziehen sich Risse und die sind mit größter Wahrscheinlichkeit durch eine Überlastung durch hohen Schneedruck auf dem Dach und durch Wind entstanden. Auch die Dachabdichtung ist „versprödet“, so dass Feuchtigkeit ins Gebäude eindringen kann.
Außerdem ist die Unterdecke in der Halle nicht ballwurfsicher befestigt, so dass dort ebenfalls Schäden entstanden sind. Die gute Nachricht: dieses Problem soll laut dem städtischen Hochbau-Fachmann in den Herbstferien behoben werden, so dass man danach wieder Ballsport betrieben könne.
Die Erkenntnisse, die das LGA Bautechnik aus Nürnberg bei seiner Untersuchung Anfang August festgestellt und fein säuberlich auf 36 Textseiten zusammengefasst hat, sind für die Stettener alles andere als erfreulich.
Sperrung bei zu hoher Schneelast
Weil bei entsprechenden Schneelasten im Winter das Dach bis zu 46 Prozent überlastet sein könnte, empfiehlt die LGA bei Ankündigung von Schneefall, Hagel und Sturmböen ab einer Stärke von 9 auf der Beaufortskala (Bft) „für jeglichen Verkehr“ zu sperren. Sanierung oder Neubau? Eine Frage, über die der Hechinger Gemeinderat sicherlich noch zu diskutierten hat, die für die LGA Bautechnik aber eigentlich schon entschieden ist. Eine Ertüchtigung der Dachkonstruktion und eine Sanierung der Dachhaut sei angesichts des Zustandes der Binder unwirtschaftlich. Deswegen empfiehlt der zuständige Ingenieur Peter Podlech bis etwa 2026 einen Ersatzneubau zu planen und zu bauen.
Kein gute Aussichten, die vor allem die Vereine treffen, welche die Halle nutzen und brauchen. „Wir sind gerade dabei das alles mit den Vereinen zu regeln“, beantwortete Stettens Ortsvorsteher Otto Pflumm eine entsprechende Nachfrage von Ingrid Riester (CDU). Vor allem das Kinderturnen des TSV und des Skiclubs Hechingen seien betroffen, man suche gerade nach Ausweichmöglichkeiten. Das selbe gelte für die Fasnetsveranstaltungen der Narren; falls die Halle an der Fasnet tatsächlich gesperrt werden müsse. „Im schlimmsten Fall“, so Pflumm nüchtern, „müsse halt eine Veranstaltung ausfallen.“
25 000 Euro für Notsanierung der Unterdecke
Wir werden das schon schaffen. Wir sind schließlich durch Corona krisengeprüft“, versuchte die Erste Beigeordnete Dorothee Müllges für etwas Optimismus zu sorgen. „Anderen Städten geht es auch nicht besser“, spendete Michael Werner ein bisschen Trost und verwies auf die Raichberghalle in Onstmettingen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat.
Dem Bauausschuss blieb letzten Endes nichts anderes übrig, als zu beschließen, dass die bereits angeordneten Nutzungseinschränkungen weiterhin umgesetzt werden. Außerdem bewilligte er die außerplanmäßig erforderlichen 25000 Euro zur Notinstandsetzung der Unterdecke. Ab 2025 sollen außerdem die Mittel für den laufenden Unterhalt der Halle auf 30 000 Euro pro Jahr erhöht werden.