Bleibt der Uralt-Reaktor doch am Netz? Foto: dpa

AKW-Leiter Marc Simon-Jean sorgt für politisches Erdbeben. Tiefschlag aus Colmar schlägt Wellen.

Freiburg - Eigentlich sollte es um die Schließung gehen. Doch dann kam alles anders: In der jüngsten Sitzung des grenzüberschreitenden Fessenheim Begleitausschusses CLIS am Dienstag in Colmar, hat AKW-Direktor Marc Simon-Jean die Abschaltung der Atomanlage am Rhein erneut in Frage gestellt.

Mit seinem Vorstoß, der sich auf eigentlich längst aus der Welt geschaffte politische Rahmenbedingungen berief, hat Simon-Jean für Empörung bei den deutschen Vertretern im CLIS-Ausschuss gesorgt. "Das kam ohne Vorwarnung und völlig überraschend", so Südbadens parteilose Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer über den Affront des AKW-Chefs. Erst einen Tag davor hatte die Ratspräsidentin des Départements Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, in Freiburg die Entscheidung der französischen Regierung bekräftigt, dass im kommenden Jahr Schluss sei mit dem Atomstrom aus dem Elsass.

Aber auch bei der Präfektur in Colmar hat Simon-Jeans Vorstoß "helles Entsetzen" verursacht, wie Schäfer am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung betonte: "Präfekt Laurent Touvet hat mir gegenüber umgehend bestätigt, dass an der politischen Entscheidung, das AKW 2020 abzuschalten, nicht gerüttelt werde." Touvet sei über Simon-Jeans Vorpreschen ebenso wenig informiert gewesen, wie sie selbst, so Schäfer weiter.

Sie vertraue Touvets Wort und vermute, so die Regierungspräsidentin, dass der AKW-Boss "das Feuer anschüren" wolle in der noch nicht abgeschlossenen Verhandlung über die Entschädigungen, die die EdF vom französischen Staat bekommen soll, wenn das AKW 2020 vom Netz geht. Das sei letztlich ein innerfranzösisches Problem, das die Regierung in Paris lösen müsse. "Es bedarf hier nun eines klaren Signals", so Schäfer. An der Abschaltung hängen schließlich auch der Zukunftsprozess "Post Fessenheim" für die Region im Elsass, der grenzüberschreitend gestaltet werden soll, und der Ausbau der seit 1945 unterbrochenen Bahnstrecke Colmar – Freiburg, um dessen Finanzierung derzeit noch gerungen wird.