Auch in Lahr soll künftig in die Erde gebohrt werden. Foto: Anspach/dpa

Wie steht’s mit dem Ziel der Klimaneutralität? Im Umweltausschuss wurde deutlich: Ohne Wärme aus den Tiefen der Erde zu nutzen, geht es nicht.

Man sei noch auf der Suche nach einem griffigeren Namen, leitete Dieter Singler vom Amt für Beteiligungen, Betriebswirtschaft und Steuern die Präsentation über die neue Energie- und Wärmewendegesellschaft ein. Diese hat die Stadt mit ihren Partnern, dem E-Werk Mittelbaden und der Firma Badenova Wärmeplus, im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Die Ziele sind klar: eine klimaneutrale Verwaltung bis 2035, eine klimaneutrale Stadt bis 2040 und die Nutzung erneuerbarer Energien auch zum Heizen bei bezahlbaren Preisen.

 

Dazu soll ein weiter ausgebautes Fernwärmenetz beitragen. Aktuell gibt es in der Stadt zwei solcher Netze: In Langenwinkel um die Hackschnitzelanlage und in Lahr selbst um die Heizzentrale Mauerfeld herum. Letzteres soll weiter ausgebaut werden.

23,9 Kilometer Leitungen sollen hinzukommen

Singler stellte vor, dass man sich einem ersten Schritt eine Erweiterung über die Lotzbeck- und die Eichrodtstraße bis in die Innenstadt vorstelle. Volksbank, Musikschule und Rathaus sollen ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Dafür will die Firma Badenova Wärmeplus 1,5 Millionen Euro investieren. Zudem sind vier Pufferspeicher für eine Millionen Euro im Heizkraftwerk vorgesehen, um den Betrieb zu optimieren. In der Innenstadt sollen bis 2026 auch die Verwaltungsräume in der Schillerstraße, die der Sparkasse gehören, ans Fernwärmenetz angedockt werden. Perspektivisch stellt sich die Stadt auch Leitungen in der Kaiserstraße, der Dinglinger Hauptstraße und auch in der Vogesenstraße vor. Insgesamt 23,9 Kilometer sollen in Zukunft hinzugebaut werden.

„Machen einen großen und umfangreichen Schritt in der Wärmewende. Wir haben viele Nutzer in Aussicht“, zeigte sich Eberhard Roth (Freie Wähler) überzeugt. Andere Räte hakten kritisch nach, wie es sich denn mit den Wärmepreisen verhalten werde. „Wenn Badenova und E-Werk sich zusammenschließen, gibt es doch keinen Wettbewerb mehr“, meinte etwa Harald Günther (CDU). Singler entgegnete,jeder Verbraucher sei frei, seinen Entsorger zu wählen. Zudem sei Fernwärme langfristig „außerordentlich wettbewerbsfähig“ .

Energie, auch für das Fernwärmenetz, könnte in Zukunft vermehrt aus der Erde kommen: Bekannterweise laufen zurzeit in der Region Untersuchungen, inwiefern sich Tiefengeothermievorhaben umsetzen lassen. „Es gibt sehr positive Rückmeldung“, gab Singler einen Zwischenstand. Demnach herrschen in den untersuchten Gebieten unterirdisch Temperaturen zwischen 60 und 75 Grad. Das sei genug für eine effektive Nutzung, wenngleich man noch mit Wärmepumpen nachhelfen müsse. Potenzielle Abnehmer könnten nicht nur Lahr sein, sondern auch etwa die Firma Herrenknecht oder der Europa-Park. Die Wärme aus der Erde spiele beim Ziel der Klimaneutralität der Stadt eine entscheidende Rolle: „Nur mit Geothermie werden wir eine Dekarbonisierung hinbekommen“, so Singler.

Weitere Projekte mit erneuerbaren Energien

Die zwei neuen Windräder auf dem Langenhard sollen 2026 in Angriff genommen werden. Die PV-Anlage auf dem Flugplatz liegt zumindest bis 2028 auf Eis, weil sie aufgrund zum Teil negativer Strompreise nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre. Bei der Kläranlage könnte man Gas und Wärme durch Vergärung der Fettabfälle gewinnen. Ein Projekt wird untersucht, Abnehmer könnte das neue Klinikum sein.