Gemeinsam mit Eugen Heizmann führt Hartmut Polet die Beringung durch. Foto: Hezel

Neben einer Menge von etwa 30 Interessierten war auch das SWR-Fernsehteam aus Tübingen dabei, als am Dienstagmorgen Jungstorch Emely ihren Ring und Namen erhielt. Dabei war die Aktion nicht ganz ungefährlich.

Gemeinsam mit dem ehemaligen Sulzer Stadtbrandmeister Eugen Heizmann begab sich Hartmut Polet, der als Weißstorch-Nestbetreuer die Beringung durchführt, auf die Sulzer Feuerwehrleiter. Mit dabei: eine Vertreterin des SWR-Fernsehens mit Kamera. Einige Meter ging es hinauf für sie zur Spitze des Mühlheimer Kirchturms zu dem Nachwuchs, der in diesem Jahr aus nur einem Storch besteht.

 

Tier in Schockstarre

Heizmann habe schon mehrere Beringungen unterstützt, gab Polet bekannt. Er sei froh gewesen, als er gehört hatte, erfahrene Unterstützung zu erhalten, zumal es für ihn die erste selbst durchgeführte Beringung sei, so der Nestbetreuer.

Mit der Drehleiter geht es hoch zum Nest. Foto: Hezel

Mit einem schwarzen Kunststoffring soll die Identifizierbarkeit des Tieres sichergestellt werden. Im Falle eines Absturzes sollen sich Finder an die E-Mail-Adresse auf dem Ring wenden. Polet erklärt die Bedeutung der weiteren Angaben: DE stehe für Deutschland, R für die zuständige Vogelwarte Radolfzell. ACC98 sei die persönliche Nummer des Vogels.

Der Ring mit Nummer und E-Mail-Adresse im Fundfall Foto: Hezel

Aufgrund des Alters des Storches war es wichtig, die Beringung zeitnah durchzuführen. Dieses lasse sich anhand der Schnabellänge einordnen, erklärt der Storchbetreuer. Mit einer Schnabellänge von 100 Millimetern sei das Tierchen etwa sechs Wochen alt. Im Alter von bis zu sieben Wochen fallen die Störche bei sich anbahnender, wenn auch nur vermuteter, Gefahr in Schockstarre und verharren bewegungslos im Nest. Perfekt, um sich die Vögel zu schnappen und die Beringung durchzuführen. „Hätte ich die Beringung in zwei Wochen gemacht, hätte er mich im Nest angegriffen“, teilte Polet mit.

Geschlecht unbekannt

Anschließend konnte der Jungvogel durch Polet mit tatkräftiger Unterstützung Heizmanns erfolgreich beringt und sorgfältig gewogen werden. Ganze 2,1 Kilogramm bringt der Nachwuchs auf die Waage. Ein ausgewachsener Storch wiegt viereinhalb Kilogramm. Polet verriet auch gleich den Namen: Emely soll der Storchennachwuchs heißen. Dies hätten die dritte und vierte Klasse der Mühlheimer Grundschule so entschieden.

Ob Emely männlich oder weiblich ist, lässt sich noch nicht sagen. Das Geschlecht lässt sich erst später anhand des Schnabels feststellen. Dieser ist bei Männchen länger und größer. Den Namen wird er oder sie auf jeden Fall behalten. Mit diesem Namen und den Ringdaten werde er den Storch anmelden, so Polet.

„Ich bin stolz, dass es funktioniert hat“, verkündete Polet. Das Nest sei in ordentlichem Zustand. Plastikabfälle seien kaum darin. Diese können schnell gefährlich werden. Jungstörche können daran ersticken, da sie es als Futter ansehen.

Verändertes Verhalten

Schließlich wurde das Jungtier zurück ins sichere Nest gebracht. Es sei spürbar aufgeregt gewesen, teilte Heizmann mit. Durch seine Handschuhe habe er den Herzschlag des jungen Tieres gespürt.

Neben der Beringung gehört es auch zu Polets Aufgaben, das Nestgeschehen im Blick zu haben. Er beobachte ein verändertes Verhalten der Störche. Im Alter des Jungstorches sei das Nest normalerweise unbewacht, doch sei immer ein Altstorch beim Nest zu sehen.

Im vergangenen Jahr seien die Störche nicht wie üblich nach Afrika gezogen. Grund sei der Klimawandel. „Die haben hier Fressen gefunden“, berichtet der Nestbetreuer. Er ist gespannt, ob sie dieses Jahr wegfliegen. Nach der Aktion standen die Beteiligten fürs Fernsehen noch für Fragen bereit.