Geschichten vom "Brummer" dürfen nicht fehlen. Foto: Cools

Hubschraubermütter, Freibier for future und immer wieder diese Sieben-Tage-Insolvenz in einer Welt voller "Zipfelklatscher" und "Freelancer der Ignoranz" – Halbsatz-Virtuose Rolf Miller hatte zu allem einen Spruch parat, herrlich politisch unkorrekt, versteht sich.

Rottweil - Was soll man in einer Zeit tun, in der gute Witze – besonders die über Frauen und Ausländer – besser weggelassen werden sollten? Klarer Fall, wenn man Rolf Miller fragt: trotzdem machen. Irgendwie kann man ja auch gar nicht anders bei allem, was so passiert, und bei der Vielzahl an Menschen, die laut Miller "ganz schön viel Meinung für so wenig Wissen" haben.

Ob’s nun um Putin, den "RKI-Typ" und Lauterbach – "Two and a half men", wie Miller sie nennt – geht, um das Tennis-"Bobbele", Jogi Löw mit seinem Kontrollgriff oder Ex-Bayern-Arzt "Müller-Ding" – alle bekommen am Dienstagabend beim Rottweiler Ferienzauber am Wasserturm von Miller ihr Fett weg.

Welches Auto fährt Prinz Harry?

Mit Freibier for future und Greta hat der Odenwälder Minimalist hingegen kein Problem – "30 Grad, super Insel". Klima gab’s ja sowieso schon immer. Und wenn Holland geflutet wird? "Dann sind wir schon im Halbfinale." Ein Tempolimit von 130 ist für den Kabarettisten auch in Ordnung. Aber wie schnell darf man dann außerorts fahren?

100 Prozent vegan-frei

Der Brexit juckt ihn derweil nicht die Bohne. Und bei der Schlagzeile "Harry fährt Meghan" denkt sich Miller: "Was interessiert mich dessen Auto?". Essen beim Italiener ist hingegen was Feines – 100 Prozent vegan-frei natürlich, schließlich ist er keins dieser "Ingwergsichter". Kritisch wird’s nur, wenn man Ärger mit der Mafia hat und durchs Zeugenschutzprogramm an einen Ort kommt, von dem man gar nicht weiß, dass es ihn gibt, wie Schramberg oder Zimmern.

Ansonsten: "Sehr schön gemacht, der Schwarzwald, eiwanfrei", findet Miller, der bereits zum vierten Mal in Rottweil zu Gast war. Das erste Mal 1998, als Heinz Erhardt Kanzler war – oder wie hieß der nochmal?

Alles schlimmer als es sich anhört

Apropos schön: Natürlich hat Miller auch zu aufgespritzten Schlauchbootlippen und Gesichtsanwendungen seine Meinung, die er nur allzu gern und bissig kundtut. Und generell so Frauen über 40 – "das muss man mögen". Manches Exemplar dieser Spezies ist laut Miller außerordentlich sprachbegabt und redet fließend Blödsinn. Aber keine Sorge: "Es ist alles schlimmer wie sich‘s anhört". Und man darf nicht alles glauben, was man denkt.

Odenwälder Mundart, die Kunst des Nicht-fertig-Redens und des Mitten-in-der-Formulierung-doch-einen-anderen-Weg-Nehmens und eine entwaffnende Direktheit, ohne Rücksicht auf irgendwelche Höflichkeiten oder Befindlichkeiten zu nehmen – das machte einmal mehr den Zauber Rolf Millers aus, dessen Sprüche manchem im Rottweiler Publikum sichtlich die Lachtränen in die Augen trieb.

Und nach einem Abend voller herrlich amüsanter Anekdoten und der Ankündigung seines neuen Programms mit dem vielversprechenden Titel "Wenn nicht wann, dann jetzt"? richtete Miller angesichts des nahenden Abschieds tröstende Worte an sein Publikum: "Bis 2098, da bin ich wieder da".