Im kommenden Jahr soll die Anmeldung auf elektronischem Weg und nicht mehr im „Windhundverfahren“ laufen. Foto:  

Seit 39 Jahren gibt es im Oberen Schlichemtal diese gemeinsame Veranstaltung der acht Gemeinden. In diesem Jahr hat es einigen Ärger bei der Anmeldung dafür gegeben.

„Die Ferienspiele sind eine Erfolgsgeschichte für unseren Verband“, sagte der GVV-Vorsitzende Anton Müller in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsrats.

 

Ärger bei der Anmeldung

Das „Windhundprinzip“ bei der Anmeldung hat im Sommer 2024 einigen Ärger verursacht: Wer sein Kind später anmeldete, bekam womöglich keinen Platz mehr. Der Unmut von etwa 30 betroffenen Familien ist nicht zuletzt bei Marion Maier aufgelaufen, der Bürgermeisterin von Dotternhausen, wo in diesem Jahr die Ferienspiele stattfanden.

„Sowas wie dieses Jahr möchte ich nicht mehr haben“, sagte sie: Sie habe fünf Urlaubstage darauf verwenden müssen, um die wegen der Ferienspiele hochgehenden Wogen zu glätten.

Man müsse damit rechnen, dass immer mehr Kinder teilnehmen wollten. Daher solle man die Zahl der Teilnehmer begrenzen und gegebenenfalls jüngere Kinder bevorzugen.

Müller sagte, leider hätten nicht alle Interessierten teilnehmen können, obwohl man die Grenze nach oben gesetzt habe. Es werde schwer, die Zahl der Plätze zu erhöhen

Die Verbandsgeschäftsführerin Dagmar Renz hielt fest, es sei ein Fehler gewesen, die Anmeldung vom chronologischen Eingang abhängig zu machen: „Den Fehler werden wir nicht mehr machen.“ Das habe viele Gespräche mit Familien nach sich gezogen, deren Kinder nicht zum Zug gekommen sind.

Die Kosten

Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger amüsierte sich darüber, dass man bei einem Abmangel von knapp 3000 Euro über die Wirtschaftlichkeit der Ferienspiele diskutiere. „Das ist nichts, was die acht Gemeinden in eine finanzielle Schieflage bringt.“

Ratshausens Bürgermeister Tommy Geiger sprang seinem Kollegen bei: Finanziell sei es „Pipifax“, worüber man sich unterhalte. Die Gebühren seien ein vertretbarer Kostenrahmen, wenn man sehe, was die Kinder dafür bekämen.

Knapp 11 000 Euro wurden an Teilnehmergebühren eingenommen Die Bilanz der Ferienspiele weißt einen Fehlbetrag von knapp 25 000 Euro aus. Im Haushaltsplan war dieser mit 22 000 Euro angesetzt.

Sprenger erwähnte, dass die Fahrt zum Veranstaltungsort die Kosten in die Höhe treibe: Der Shuttlebus taucht in der Abrechnung mit Kosten von 7400 Euro als größter Ausgabeposten auf. Auch deshalb müsse man die Teilnehmerzahlen begrenzen, sagte er.

Künftig elektronisch

Ein Problem sei laut Sprenger gewesen, dass die Anmeldungszettel teilweise an den GVV gingen, teilweise an die Gemeinden. „Bei einem einheitlichen System ist das alles weg“, hofft er und regte eine elektronische Anmeldung anstelle der Schriftlichen an: Das müsse jungen, internet-affinen Familien doch möglich sein? „Jeder von uns hat eine Homepage, da gehört das drauf.“

Müller fand, eine elektronische Anmeldung werde das Grundproblem nicht ändern, dass man mehr Anmeldungen als Plätze habe. Geiger widersprach: „Die Anmeldung müssen wir elektronisch machen. Das macht heute jeder Heckenverein.“ Die „Zettelwirtschaft“ ist aus seiner Sicht überholt. Es werde trotzdem immer Eltern geben, die sich beschwerten, dass sie die Anmeldungsfristen nicht mitbekommen hätten – damit müsse man leben.

Auch Maier votierte für den elektronischen Weg. Wenn man sich dafür entschließe, müsse man sich auf ein einziges Programm einigen – und das werde ein größerer Prozess. „Sonst haben wir nachher noch mehr Arbeit.“ Bei der Zettelanmeldung in chronologischer Reihenfolge müssten im Anmeldezeitraum Verwaltungsmitarbeiterinnen am Briefkasten sitzen und den Eingangszeitpunkt protokollieren.

Losverfahren

Das reine Windhundprinzip, egal ob per Zettel oder digital, verursacht aus Müllers Sicht noch mehr Schwierigkeiten und Unzufriedenheit: „Das wird uns riesige Probleme bereiten.“

Geiger sah das ähnlich und sprach sich für ein Losverfahren nach elektronischer Anmeldung innerhalb eines festen Zeitraums aus. Wenn in einer Gemeinde mehr Kinder angemeldet werden als dieser laut Kontingent zustehen, müssten Plätze verlost werden

Teilnahme wird teurer

Einigkeit bestand unter den Rathauschefs über eine notwendige Erhöhung der Teilnahmegebühren im kommenden Jahr. Müller verdeutlichte: „Die Kosten sind gestiegen.“ Der Beitrag liege bisher je Kind bei 85 Euro, der Abmangel bei 100 Euro, nur knapp ein Drittel der Kosten trügen die Eltern.

Lob für Teamer

Einig waren sich die Bürgermeister im Lob für die freiwilligen Betreuer, die „Teamer“, die die Organisatorin Vanessa Uttenweiler jedes Jahr um sich schart: Durch sie seien die Ferienspiele „ein Aushängeschild. Es ist toll, was da gemacht wird“, fand Müller.

Auch Bürgermeister Hans Joachim Lippus aus Dautmergen dankte den Teamern: Sie leisteten Hervorragendes in ihrer Freizeit.

Kritik: unsolidarisch

Harte Kritik äußerte Lippus hingegen an manchen Eltern: Er nehme eine „Anspruchsmentalität“ wahr, obwohl die Eltern für einen vergleichsweise kleinen Beitrag sieben Tage lang eine Rundumbetreuung ihrer Kinder bekämen.

Er erinnerte daran:, dass die Ferienspiele ursprünglich ein Angebot für Kinder gewesen seien, deren Familien nicht das Geld hatten, um in den Urlaub zu fahren. „Heute ist das eine Bespaßung.“

Umso ärgerlicher aus seiner Sicht, wenn Kinder tageweise oder am Wochenende nicht zu den Ferienspielen kamen, weil die Familien etwas unternommen haben. Mit Blick auf die Solidarität mit Familien, die keinen Platz erhalten haben, sei das für ihn „eine Sauerei, ein Affront“.

Beschlüsse

Die Anmeldung
für die Ferienspiele soll künftig elektronisch mittels eines eigenen Programms erfolgen (fünf Ja- und zwei Nein-Stimmen).

Dabei soll ein Losverfahren
, kein reines Windhundprinzip Anwendung finden (sechs gegen eine Stimmen).

Die Teilnahmegebühren
sollen um zehn Prozent erhöht werden (sechs Ja-Stimmen, eine Enthaltung).