Zu Besuch im Feriendorf Tieringen: Der Leiter, Bernhard Deyhle, informierte Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft über die Auslastung, Geschichte und Leitbild der kirchlichen Einrichtung. Foto: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Mit rund 40 000 Übernachtungen in 2024 ist das Feriendorf Tieringen das größte „Hotel“ im Zollernalbkreis – und doch kaum in klassischen Urlaubskatalogen zu finden. Warum, erklärt Leiter Bernhard Deyhle bei einem Firmenbesuch des Bürgermeisters.

Für reichlich Furore hatte die Nachricht des evangelischen Kirchenbezirks Balingen gesorgt: Es möchte sein Haus Bittenhalde in Tieringen schließen. Nicht verwechselt werden darf diese Einrichtung jedoch mit dem Feriendorf Tieringen.

 

Dieses ist zwar in unmittelbarer Nachbarschaft und über einen Verein ebenfalls in evangelisch-kirchlicher Trägerschaft – aber die Unterkunft erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.

Im Feriendorf Tieringen erholen sich vor allem benachteiligte Familien

Das erfuhr Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft bei einem Firmenbesuch von Feriendorfleiter Bernhard Deyhle.

Was viele gar nicht wissen: Das Feriendorf ist der größte Beherbergungsbetrieb im Zollernalbkreis. Insgesamt 250 Betten stehen den Gästen in 40 Ferienhäusern zur Verfügung.

2024 lag die Auslastung an 365 Belegungstagen bei 52 Prozent respektive 40 000 Übernachtungen. „Das ist nach dem Jahr 2022 die zweitbeste Belegung seit Bestehen der rund 58 Jahre alten Anlage“, erklärt er.

Dennoch findet sich das Feriendorf Tieringen in keinem normalen Urlaubskatalog und auch nur selten auf Reiseportalen im Internet. Das Credo des Feriendorfs Tieringen ist ein völlig anderes, nämlich: Erholung für – benachteiligte – Familien oder Familien in besonderen Lebensphasen.

Familien, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, erhalten Zuschüsse, sei es über Stiftungen, Diaspora, Caritas oder Diakonie. So auch im Jahr 2024, als rund 230 Familien davon profitierten.

Auch Schulklassen und Seminare gastieren in Tieringen

Deutlich größer war der Anteil der Familien ohne Zuschuss: circa 400 waren es 2024, hinzu kamen 56 größere Familiengruppen. Familien sorgen in den Ferien und verlängerten Wochenenden für etwa 26 000 Übernachtungen im Feriendorf Tieringen; die übrigen rund 14 000 Übernachtungen außerhalb der Ferien entfielen auf 170 Gruppen, 22 Schulklassen, 28 FSJ- und vier große Firmenseminare.

Die Botschaft des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, das „Haus Bittenhalde“ zum Ende des Jahres 2026 schließen zu wollen, schlug besonders in Meßstetten und Tieringen hohe Wellen.

„Viele Menschen, selbst hier im Ort, denken, das Feriendorf und Haus Bittenhalde gehören zusammen“, weiß Bernhard Deyhle. Dem ist nicht so, auch wenn es gemeinsame Wurzeln gibt.

Nach 20 Jahren geht Bernhard Deyhle in die passive Altersteilzeit

Einen Wermutstropfen schenkt die Kirche mit der angedachten Schließung aber auch dem Tieringer Feriendorf ein: „Da die Hauptmahlzeiten bisher von unserem Nachbarn kamen, müssen wir uns nach einem anderen Caterer umsehen“, sagt Deyhle.

Eine Veränderung steht aber in absehbarer Zeit auch im Feriendorf Tieringen an. Nach gut 20 Jahren geht dessen Leiter Bernhard Deyhle im Juni 2026 in die passive Altersteilzeit. Im Oktober 2005 übernahm der Diakon und Religionspädagoge die Regie im Feriendorf und aus dem gebürtigen Calwer ist längst ein Wahl-Tieringer geworden.

Zum Feriendorfteam gehören aktuell 23 Personen, verteilt auf elf Stellen. Sie alle leben für sich und ihre Gäste den Leitspruch des Hauses: „Zeit haben – Natur spüren – Zusammen sein“.

Weitere Infos online unter www.feriendorf-tieringen.de