Franz-Josef Hölz (links) und Helmut Gaiser gehören zum Team der Straßenmeisterei, die zusammen mit einer Fachfirma am Dienstag Felsen verkehrssicher gemacht hat. Foto: Karina Eyrich

Einen riesigen Felsbrocken haben die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Sigmaringen und eine Fachfirma am Dienstag von einem Steilhang zwischen Harthausen und Veringenstadt heruntergeholt. Ist der restliche Fels jetzt sicher? Und woher weiß man das?

Er ist ein echter Kaventsmann, der drei Tonnen schwere Kalksteinfelsen, der bis Dienstagvormittag noch am Steilhang zwischen Harthausen und Veringenstadt hing.

 

„Von hinten läuft ständig Wasser hinein, deshalb wird er brüchig“, erklärt Helmut Gaiser von der Straßenmeisterei Sigmaringen, der seit 6 Uhr mit seinen Kollegen am Werk ist. Im Herbst habe die Bergwacht bei der Verkehrssicherungsprüfung festgestellt, dass seine Tage in natürlicher Umgebung gezählt sind – so oder so. Denn wenn die Fachleute ihn nicht am Dienstag heruntergeholt hätten – irgendwann hätten es Naturgewalten getan.

Der Drei-Tonnen-Felsen im linken und das Geröll im rechten Lastwagen landen nun in einem Schotterwerk. Foto: Eyrich

Mit dem Hammer hätten die geübten Kletterer im Herbst den Felsen abgeklopft, um zu hören, wo er hohl klingt und folglich nicht mehr fest ist, erklärt Gaiser. Das Urteil fiel deutlich aus: Zu viel Wasser war in den Kalkstein eingedrungen. Hätte dann nicht schon seit Herbst ein Brocken herunterkommen, im schlimmsten Fall auf einem Auto landen können? „Da steckt kein Mensch drin“, räumt Gaiser ein. „Aber es kann auch jeden Tag ein Baum auf ein Auto fallen, der gestern noch fest stand.“

Der Kaventsmann hat es in sich. Foto: Eyrich

Nun also haben die Sigmaringer Fachleute die Straße mit einer 20 Zentimeter dicken Sandschicht bestreut, „damit die Fahrbahn keinen Schaden nimmt“, wie Gaiser erklärt. Dass kein Fahrzeug durchfahren durfte: selbstredend. Die Straßensperren standen seit 6 Uhr, seien vergangene Woche schon vorbereitet worden, berichten Gaiser und sein Kollege Franz-Josef Hölz. Aber manche versuchten trotzdem durchzufahren, nähmen die Absperrung weg – und stellten sie nach dem Umkehren im schlimmsten Fall nicht mehr hin. „Dann fährt ein anderer durch“, und für den werde es dann lebensgefährlich.

Die „Fanggrube“ am Straßenrand räumt ein Bagger frei. Foto: Eyrich

Für die Kletterer der Fachfirma Sachtleben aus dem Schwarzwald sei das Risiko hingegen nicht groß. Sie hätten viel Erfahrung – und starke Seile, an denen sie weiter oben angebunden seien. „Drei Männer sind hochgeklettert und haben von Hand mit zwei Meter langen Brecheisen erst unten das lose Geröll entfernt“, so Gaiser. „Dabei kamen mehrere kleinere Brocken von rund 200 Kilogramm runter.“ Der große „Kaventsmann“ sei nach dem weiteren Lockern in den Straßengraben abgestürzt – genauer: in die „Fanggrube“, so Hölz. „Deshalb muss man diese immer frei halten.“

Was jetzt noch oben ist, ist erst mal sicher: Wurzeln und Gras halten zusammen. Foto: Eyrich

Tatsächlich schaufelt ein Bagger den Graben wieder aus, während einer der vier Straßenmeister den Sand von der Fahrbahn entfernt, nachdem die Gefahr beseitigt ist.

Besteht die Sicherheit immer?

Ist sie das tatsächlich? „Der gibt nie Ruhe“, sagt Helmut Gaiser mit Blick auf den noch größeren Nachbarfelsen, der scheinbar mächtige Risse hat. Er sei allerdings ebenfalls im Herbst überprüft und für gut befunden, das lose Gestein entfernt worden, versichern die Fachmänner, die außerdem betonen, wie sehr bei solchen Arbeiten der Naturschutz berücksichtigt werde: „Zum Beispiel haben wir vorher nachgeschaut, dass keine Fledermäuse am Fels sind“, sagt Hölz.

Die letzte Ruhestätte ist eine Baugrube

Gekostet hat die ganze Aktion laut Uwe Schneider vom Landratsamt Sigmaringen rund 10 000 Euro – Geld, das in die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer investiert wird. Einmal pro Woche würden die Felsen nach Augenschein kontrolliert und alle zwei bis drei Jahre überprüft. „Das hat immer gereicht.“ Der Drei-Tonnen-Riese landet nun in einem Schottwerk – und findet seinen Friedhof in der nächsten Baugrube.