Die Hochzeit, ein rauschendes Fest - da darf die Scheidung nicht nachstehen. Foto: AP

Die Eheringe werden vor Freunden und Verwandten zerschmettert.

Tokio - Hiroki Terai ist nach eigenen Angaben Japans erster Scheidungsfeier-Organisator. "Ich möchte Paaren die Möglichkeit geben, ihre Ehe auf eine positive Weise zu beenden", erklärt er. Die Gäste, die auf den von ihm geplanten Partys auftauchen, sind oft die gleichen, die schon zur Hochzeit eingeladen waren - inklusive Eltern und Verwandten des Paars. Und natürlich Kinder, falls vorhanden. Auch das Programm orientiert sich am Ablauf einer Hochzeitsparty.

Doch statt Dankesreden zu halten, erklären die Eheleute zu Beginn der Feier, warum sie sich scheiden lassen, wie sie ihr gemeinsames Vermögen aufteilen, wer das Sorgerecht für die Kinder bekommt. Alles Dinge, die das Paar seinen Freunden und Verwandten später sowieso irgendwann einmal erklären müsste. Schulfreunde geben zwar keine witzigen Anekdoten aus alten Zeiten zum Besten, dafür aber Tipps für das neue Leben nach der Ehe. Höhepunkt der Feier ist das Zerschmettern der Eheringe mit einem Hammer. Ähnlich wie beim Anschneiden der Hochzeitstorte hält das Paar den Hammer dabei gemeinsam.

Mit Symbolen wird nicht gespart. Auf dem Griff des Hammers ist ein Froschkopf abgebildet - als Zeichen für den Wandel, vor dem das Paar steht. "Kaeru" heißt auf Japanisch sowohl "Frosch" als auch "Veränderung", kann aber auch "zurückkommen" bedeuten. Einige Paare stecken die kaputten Ringe nach dem Ritual einem Porzellanfrosch ins Maul, damit das Glück zu ihnen zurückkehrt.

Scheidung simulieren mit Computerspiel

Die Stimmung auf den Scheidungsfesten sei feierlich, sagt Terai - auch wenn viele Ex-Partner innerlich mit sich kämpfen müssten, wenn sie über die Gründe für das Scheitern ihrer Ehe sprechen.

Scheidungen sind ein Markt mit Wachstumspotenzial in Japan. Fast jede dritte Ehe wird heute geschieden. 2009 wurden nach Angaben des Wohlfahrtsministeriums mehr als 250.000 Ehen beendet - fast doppelt so viele wie noch vor 30 Jahren. Die Industrie reagiert prompt: Mit einer Spielesoftware fürs Handy können zerstrittene Eheleute ihre Scheidung simulieren.

Machen sie dann Ernst, geben sie durchschnittlich 50.000 bis 60.000 Yen (450 bis 540 Euro) für ihre Scheidungsparty aus. Für mehr als 20 Paare hat Terai seit dem letzten Sommer bereits solche Feiern arrangiert. Etwa 900 Anfragen stapeln sich zurzeit auf seinem Schreibtisch.

Der Partyplaner arbeitet mittlerweile mit einem Reiseveranstalter zusammen, der Scheidungsausflüge organisiert - das Gegenstück zu den Flitterwochen. Die Eheleute fahren in getrennten Rikschas durchs die Altstadt der Hauptstadt Tokio und werden vor einem auf Scheidungsfeiern spezialisierten Restaurant abgesetzt.

Nach dem Trennungsfest gehen die Eheleute zum Rathaus, um die Scheidungspapiere auszufüllen. Nach wenigen Minuten ist die Trennung rechtlich perfekt. Manchmal hat die Scheidungsparty allerdings auch unerwartete Folgen. Mindestens zwei von Terais Kunden haben sich nach ihrer Scheidungszeremonie dafür entschieden, es doch noch einmal miteinander zu versuchen, und die Ehe fortzusetzen.