Nach dem Fehlalarm auf der ISS fährt die Crew die Systeme wieder hoch. Foto: dpa

Nach der Computerpanne, die einen Gift-Fehlalarm auf der Internationalen Raumstation ISS ausgelöst hatte, kehrt im All langsam wieder Normalität ein.

Moskau - Nach dem Gift-Fehlalarm auf der Internationalen Raumstation ISS hat die sechsköpfige Besatzung ihre Arbeit im All wieder aufgenommen.

"Die amerikanischen Kollegen fahren die Systeme in ihrem Segment wieder hoch, während die russischen Kosmonauten planmäßig in ihrem Labor forschen", sagte Maxim Matjuschin vom Flugleitzentrum bei Moskau am Donnerstag der Agentur Interfax. "Die US-Astronauten haben zwar die Nacht im US-amerikanischen Segment verbringen können, aber nicht an gewohnter Stelle, da Lüftung und Licht dort noch nicht wieder vollständig funktionieren", meinte er.

Die Amerikaner Barry Wilmore und Terry Virts sowie die Italienerin Samantha Cristoforetti hätten nach einer ersten Prüfung bestätigt, dass eine Computerpanne den Fehlalarm ausgelöst habe. Anders als befürchtet, sei kein giftiges Ammoniak ausgetreten, sagte Matjuschin.

Auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe arbeiten auch Jelena Serowa, Alexander Samokutjajew und Anton Schkaplerow aus Russland. Die Crew hatte sich wegen des Alarms am Mittwoch elf Stunden lang im russischen Modul in Sicherheit gebracht.

Ammoniak befindet sich im Kühlkreislauf des US-Segments und leitet Wärme aus der ISS in den Weltraum. Wegen des Alarms wurde das Kühlsystem vorübergehend abgeschaltet. Damit sich die Hitze nicht staut, wurden auch zahlreiche Geräte in dem Modul heruntergefahren.

Probleme bei der Versorgung drohen

Nun könnte es aber zu Problemen bei der Versorgung an Bord kommen. Ein russischer "Progress"-Frachter könnte im Februar ohne Nachschub aus den USA zur ISS starten, sagte ein Mitarbeiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Die Lieferung stecke beim russischen Zoll fest, Grund sei ein Importverbot für westliche Waren. Russland hatte den Einfuhrstopp als Reaktion auf Sanktionen der USA und der EU im Ukraine-Konflikt erlassen.

Notfalls könnten die Russen an Bord den amerikanischen Kollegen etwas von ihrem Essen abgeben, sagte Alexander Agurejew vom Institut für medizinisch-biologische Probleme in Moskau. "Das wäre diesmal nicht zu ihrem Nachteil", meinte der für die Verpflegung der Kosmonauten zuständige Experte. Die "Progress" transportiere etwa außer Zitronen und Kondensmilch auch schwarzen Kaviar vom Stör zur Raumstation.

Unterdessen traf die britische Sängerin Sarah Brightman (54) zum Training für ihren millionenteuren Weltraumflug in Moskau ein. Bis zum geplanten Start zur Raumstation im Oktober sei ein umfangreiches Programm aus Übungen und Gesundheitstests zu absolvieren, teilte das Kosmonauten-Ausbildungszentrum bei Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Russischen Medienberichten zufolge zahlt Brightman rund 50 Millionen US-Dollar (etwa 43 Mio Euro) für den zehntägigen Trip. Bisher leisteten sich sechs Männer und eine Frau eine solche Reise.