Während die Bahlinger mit „Derby-Sieger"-Gesängen wenige Meter daneben jubeln und tanzen, bilden enttäuschte Nullachter mit langen Gesichtern den obligatorischen Spielerkreis. Alle wissen, ohne es zu sagen: eigentlich ist nach dem bitteren Pokal-Aus die Saison 2024/25 schon an diesem 12. März vorbei.
Nasskalte vier Grad, Nieselregen – das Wetter passt an diesem Mittwochabend zur Stimmung im Friedengrund. Geschäftsführer Marcel Yahyaijan lehnt sich nach dem 0:3 gegen Bahlingen – sichtlich enttäuscht – an die Trainerbank. Auch der 32-Jährige weiß, dass sich die (ersten) Hoffnungen durch den Trainerwechsel in der vergangenen Woche nicht erfüllt haben.
Nur 519 Zuschauer wollten das brisante Derby sehen, in der Vergangenheit konnten sich die Schatzmeister beider Clubs eigentlich immer über vierstellige Besucherzahlen freuen. Für die Stimmung sorgten in der MS Technologie-Arena nur die Bahlinger Fans, bei den Villinger Anhängern herrschte eine Mischung aus Lethargie und Frust.
Das Breinlinger-Debüt
Das Debüt von Coach Steffen Breinlinger in Zahlen: 0:6 im Regionalliga-Kellerduell bei Eintracht Frankfurt II, nun 0:3 – trotz einer engagierten Leistung – im gerade finanziell so wichtigen SBFV-Pokal-Viertelfinale gegen den alten Südbaden-Rivalen aus Bahlingen. Ein gewünschter Impuls durch einen neuen Coach sieht auf jeden Fall anders aus.
Die Sökler-Analyse
Es war nicht alles schlecht gegen die sehr effektiven Kaiserstühler. Einsatz, Leidenschaft, Laufbereitschaft – die Grundtugenden stimmten. Auch im Offensivspiel war zumindest teilweise eine Steigerung ersichtlich.
„Leider war das Momentum nicht auf unserer Seite. Nach der Pause drücken wir, belohnen uns aber nicht. Danach bekommen wir wieder einmal ein dummes Gegentor“, ärgerte sich Marcel Sökler, der das Team als Kapitän auf das Feld führte (Nico Tadic musste passen, Ergi Alihoxha kam erst in der Schlussphase), über das Aus gegen clevere Bahlinger um den 1:0-Torschützen und Ex-Villinger Ibrahim Diakité.
„Kein Freiraum“
Im Pokal rausgekegelt, in der Regionalliga elf Spieltage vor dem Saisonende mindestens 14 Punkte vom rettenden Ufer entfernt: Villingen kann Mitte März bereits endgültig für die kommende Oberliga-Runde planen.
„Wir sind alles Sportler. Wenn wir auf dem Fußballplatz stehen, dann wollen wir das Spiel gewinnen“, erwartet Steffen Breinlinger aber weiter Vollgas. „Wir können kein Training und kein Spiel verschwenden, wenn wir eine bestimmte Art von Fußball erlernen wollen“, stellt der Coach klar, dass er „den Jungs keinen Freiraum lassen“ wird.
Neuanfang mit Sökler
Ähnlich sieht es Marcel Sökler. „Es geht bis zum 18. Mai, wir sind alle noch beim FC 08 bis zum 30. Juni unter Vertrag“, weiß der Torjäger, dass dann viele Verträge auslaufen. „Jeder spielt für sich, die Mannschaft und den Verein“, betont der Torjäger. Und weiter: „Mein Appell ist, dass sich jeder Spieler hier den Arsch aufreißt“, ist der Routinier ein Freund klarer Worte.
Sökler ist – neben Goalie Andrea Hoxha und Georgios Pintidis – einer von drei Spielern, die noch einen Kontrakt für die Runde 2025/26 besitzen. „Und ich bleibe auch“, will der Stürmer beim Neustart in der Oberliga BW eine wichtige Stütze sein.
Das Vorspielen
Sökler spricht den zweiten Grund an, weshalb Steffen Breinlinger in der vergangenen Woche Adam Adamos ersetzte. Der A-Lizenz-Inhaber soll zusammen mit Marcel Yahyaijan den zukünftigen Kader zusammenstellen. Es ist zu erwarten, dass sich dies auch in den kommenden Aufstellungen bemerkbar macht. Spieler, die keine Zukunft mehr im Friedengrund haben, werden wohl seltener zu sehen sein. Am Samstag (14 Uhr) kommt der FC Homburg.