An diesem Samstag ist der VfB Stuttgart auf St. Pauli zu Gast. An gleicher Stelle vor 30 Jahren traten die Weiß-Roten in so ungewöhnlichem wie einmaligem Outfit auf.
Grün ist die Farbe der Hoffnung, aber nicht die des VfB Stuttgart. Seit 1893 treten die Brustring-Träger in den Vereinsfarben Weiß und Rot an – von wenigen Ausnahmen abgesehen. Schwarz ist seit einigen Jahren der bestimmende Farbton der sogenannten Ausweichtrikots, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn die Leibchen der gegnerischen Heimmannschaft einen zu großen Mix an Weiß und Rot aufweisen. Also weder Weiß noch Rot als Gegner-Farbe zulassen.
In der Vergangenheit erwiesen sich die Designer der jeweiligen VfB-Ausrüster bei der Farbauswahl für das dritte Trikot als durchaus kreativ. Man denke nur an die goldenen Shirts der späten Neunziger. Oder noch ausgefallener: der VfB in Lila zu Beginn der Neunziger. Nicht minder eigenwillig waren die Ausweichtrikots, mit denen die Jungs aus Cannstatt genau ein einziges Mal auf Torejagd gingen: Bei einem Auswärtsspiel auf St. Pauli, wo es den VfB auch an diesem Samstag (15.30 Uhr) wieder hinführt. In Grün!
Nicht schön, aber selten
Es war die Saison 1995/96, als der VfB an einem kalten Herbstabend unter der Woche am Millerntor zu Gast war. Und zur Überraschung des eigenen Anhangs in Grün auflief. Eine Farbe, die man damals allenfalls Werder Bremen oder Borussia Mönchengladbach zuordnete. An diesem einen Spieltag aber auch dem VfB. Grüne Stutzen, schwarze Hose, grünes Trikot. Ein dunkles Seegrün, über dessen Geschmack sich streiten lässt. Doch wie heißt es so treffend: Nicht schön, aber selten. Wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass sich die roten Auswärtstrikots der Stuttgarter nicht ausreichend vom weiß-braun-roten Outfit der Gastgeber unterschieden.
„Es gibt viele einmalige Trikots in der Geschichte des VfB“, sagt Sammler Matthias Vafai, der über 600 sogenannter Matchworn-Trikots (also original getragene Trikots) sein Eigen nennt und die Seite vfbtrikot.de betreut. „Das Grüne aus dem St. Pauli-Spiel gehört sicher zu den sehr seltenen.“ Der Fan besitzt selbst ein Exemplar aus jenem Trikotsatz, ergattert aus einem Tauschhandel unterm Sammlern. Im Spiel von 1995 getragen von einem gewissen Fredi Bobic. Es war die Zeit des magischen Dreiecks. Der VfB gewann die Partie gegen die Kiez-Kicker nach Toren von Bobic, Giovane Elber und Radoslaw Gilewicz übrigens mit 3:1.
Und die grünen Jerseys von Ausrüster Adidas? Verschwanden in den Tiefen der Trikotkiste des VfB-Zeugwarts. Ein Handel über den Fan-Shop war damals noch ferne Zukunftsmusik. Nur einige der wenigen Matchworn-Exemplare fanden später den Weg zu Sammlern. Heute sind sie auf Grund der extremen Seltenheit sozusagen die grüne Mauritius unter den VfB-Trikots – und entsprechend wertvoll.
Erst 25 Jahre später kam Adidas-Nachfolger Jako erneut auf den Trichter mit Grün. Und entwarf ein Ausweichtrikot in olivgrün. Auch in der vergangenen Spielzeit lief die Mannschaft von Sebastian Hoeneß einige Male in einem Grün auf, das jenem aus dem St. Pauli-Spiel von 1995 stark ähnelt. Die großen Verkaufsschlager wurden beide Trikots aber nicht. Die Fans stehen eben vor allem auf zwei Farben: Auf Weiß und Rot.