Emanuele Ingrao (rechts) ist zusammen mit Martin Kiefer (links) nach Holzhausen gekommen. Inzwischen ist er Trainer zusammen mit Pascal Reinhardt. Foto: Wagner

Sportlicher Leiter, Trainer Lehrer – Emanuele Ingrao vom FC Holzhausen hat eine beeindruckende Vita vorzuweisen. Dabei ist der Rottweiler erst 34 Jahre alt.

Viele Fußballfans in der Region wissen, dass Emanuele Ingrao sportlicher Leiter und zusammen mit Pascal Reinhardt Trainer beim Verbandsligisten FC Holzhausen ist, das wars aber dann größtenteils auch schon.

Zeit, einmal mehr über den anerkannten Fußballfachmann zu erfahren. Alles begann – wie der Name schon verrät – mit seinen Großeltern, die einst als Gastarbeiter aus Sizilien nach Deutschland kamen. Als Sohn von Vita und Guiseppe Ingrao in Rottweil geboren, kickte der junge Emanuele ab den Bambinis beim FV 08 Rottweil und war beim TSV ein ausgezeichneter Mittelstreckler bis im Alter von 13 Jahren eine Diagnose alle Fußballer- und Leichtathletikträume zunichte machte. Es wurde ein Knochentumor festgestellt. Sieben Operationen und eine Transplantation musste der begeisterte Sportler über sich ergehen lassen, damit waren die aktiven sportlichen Ambitionen natürlich beendet. Doch willensstark wie Ingrao ist, orientierte er sich frühzeitig um und nahm das Trainergeschäft in Angriff. Da man ihm in Rottweil zu seiner Enttäuschung keinen Jugendtrainer Job anbot, landete er in Zimmern bei den F-Junioren. Kaum zu glauben, dass er da im 99er-Jahrgang mit Luca Pantel, Enrico Huss oder Henning Schwenk Kinder trainierte, die heute in Holzhausen bei ihm als gestandene Fußballer in der Verbandsliga spielen.

Zehn lange Jahre trainierte er beim SV Zimmern außer den C- und A-Junioren alle Jugendteams. Einer Lehre zum Erzieher folgte eine zweijähriges Seminar zum Fachlehrer für Sport, Technik, Wirtschaft und Informatik setzte der ehrgeizige Coach obendrauf. Auch seine Aufgabe in Bad Dürrheim in der Jugendpsychiatrie war sehr herausfordernd und lehrreich.

Nachdem Ingrao als B-Jugendcoach den SV Zimmern aufgrund Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung als Tabellenführer in der Winterpause verließ, hospitierte er bei der U17 der Stuttgarter Kickers, trainiert von Paco Vaz. Mit der B- und Uefa-Jugendtrainer-Lizenz ausgestattet ging es zum FC Villingen 08, wo Ingrao zwei Jahre für die U17 und U19 zuständig war. Später arbeitete er auch noch beim DFB-Stützpunkt in Aldingen. Mittlerweile ist Ingrao auf der durch coronabedingten langen Warteliste zur A-Lizenz.

Als sein ehemalige Wegbegleiter aus Zimmern, Martin Kiefer, Coach beim FC Holzhausen wurde, fragte ihn dieser, ob er in seinem Team arbeiten wollte. So ging es für Ingrao Richtung Panoramastadion. Dort übernahm der 34-Jährige dann nach Manni Flohr auch noch den verantwortungsvollen Posten als sportlicher Leiter beim heutigen Verbandsligisten. "Ich finde die Doppelposition ideal, weil man zum einen als Coach nah an der Mannschaft ist und zugleich die Bedürfnisse der Vereinsleitung schneller erfüllen kann", so das Multitalent.

Seit dem Abschied von Martin Kiefer bildet Ingrao nun zusammen mit Pascal Reinhardt das Trainerduo beim FC Holzhausen. Kaum zu glauben, dass dual noch ein Studium auf Lehramt läuft. Ein Kommilitone ist übrigens der Empfinger Spieler Uwe Heckele. Dazu kommt Ingraos Job mit halbem Deputat an der Maximilian-Kolbe-Schule in Rottweil-Hausen. Liest man den Werdegang vom Kind bis heute, da gehört einiges an Energie und Willensstärke dazu, dies zu bewältigen und mit 34 Jahren muss es ja nicht das Ende der Fahnenstange sein.