Hinter dem Einsatz von Jonas Brändle (weißes Trikot) steht am Freitagabend noch ein Fragezeichen. Foto: Eibner, Schmerbeck

Kalte acht Grad sind angekündigt, wenn der FC 08 Villingen am Freitagabend (19 Uhr) gegen den 1. CfR Pforzheim nach dem 0:1 in Göppingen auf Wiedergutmachung aus ist. Es ist ein "Duell der Enttäuschten".

"Beide Teams gingen mit hohen Erwartungen in die Saison", weiß Marcel Yahyaijan, dass die Villinger (10./13 Punkte) und Pforzheimer (14./10) nach neun Spielen viel weiter vorne in der Tabelle zu finden sein wollten. "Extra-Druck" verspürt der 08-Coach aber vor dem Flutlicht-Heimspiel nicht. "Druck gibt es immer, wir versuchen diesen positiv zu nutzen", erwartet der 30-Jährige aber natürlich einen Dreier seiner Mannschaft.

Der Negativstrudel

Einfach wird dies nicht, hatte auch Marcel Yahyaijan die Goldstädter aufgrund des qualitativ und quantitativ stark besetzen Kaders vor der Runde als einen der "Geheimfavoriten" im Kampf um die Meisterschaft angesehen. Doch in Pforzheim lief es von Beginn an nicht. Der "Negativstrudel" gipfelte vor gut zwei Wochen im Rücktritt von Coach Volker Grimminger. Yahyaijan schaut aber mehr auf sein Team. "Es geht zunächst um die Basics", erwartet der Übungsleiter am Freitagabend die gleiche Einsatzbereitschaft, mit der das Team vor gut einer Woche im Derby gegen den FC Holzhausen überzeugt hatte. Dazu setzt der Coach auf die Fans. "Ich hoffe auf 700 bis 800 Zuschauer."

Die Personalien

Gegen Holzhausen kassierte Mokhtar Boulachab Rot, beim 0:1 in Göppingen flog Innenverteidiger Mauro Chiurazzi – nicht zum ersten Mal – vom Platz. "Wir wissen aber immer noch nicht, wie lange die beiden Spieler gesperrt sind", wundert sich der Villinger Trainer, dass gerade bei Boulachab noch kein Urteil vorliegt. Dagegen steht fest, dass Maxime Foulon zumindest in den Kader zurückkehrt. "Er war bei den vergangenen beiden Einheiten beschwerdefrei", freut sich Yahyaijan. Hinter dem Einsatz von Jonas Brändle (Hüftbeuger) steht noch ein Fragezeichen.

Das neue Ziel der Goldstädter

Seit nun rund zwei Wochen hat Alexander Freygang zusammen mit Sani Murati nach dem Rücktritt von Volker Grimminger das Sagen in Pforzheim. Immerhin vier Punkte (2:0 gegen Bietigheim, 1:1 in Backnang) sprangen unter seiner Regie heraus. "Es geht zunächst darum, uns ein Polster auf die Abstiegsplätze zu verschaffen. Die ersten fünf Plätze können wir wohl nicht mehr erreichen", gibt der langjährige Co-Trainer des 1. CfR das neue Ziel preis.

Freygang sieht übrigens Parallelen zum FC 08: "Auch Villingen hatte vor der Saison große Ambitionen, wollte vorne mitspielen", weiß der Pforzheimer, dass beiden Teams am Freitagabend unter Flutlicht eigentlich nur ein Dreier weiterhilft. "Der FC 08 ist aber der klare Favorit, dazu heimstark", wäre der Trainer des Tabellenvierzehnten durchaus mit einem Punkt im Friedengrund zufrieden. In der MS Technologie-Arena will Alexander Freygang im Vergleich zum 1:1 in Backnang "einige Veränderungen in der Startelf vornehmen".

Der 1. CfR Pforzheim blieb übrig

Dies hat Pforzheim bisher noch kein Club nachgemacht! Bereits drei verschiedene Vereine aus der Goldstadt haben in der Amateuroberliga von Baden-Württemberg gespielt. Allerdings selten mit einem guten Ende. Der 1. FC Pforzheim gehörte 1978 – wie der FC 08 Villingen – zu den Gründungsvereinen und erreichte 1991 sogar die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Der Tiefpunkt folgte 2004: Aufgrund von Schulden von einer Million Euro wurde ein Konkursverfahren eröffnet, was den Zwangsabstieg in die Verbandsliga bedeutete. Der VfR Pforzheim stieg dann 1992 in die Oberliga auf. Nach der Vizemeisterschaft (1995) und der Teilnahme an der Regionalliga-Relegation musste der VfR eine Saison später aus finanziellen Gründen in der Bezirksliga an den Start gehen. 1. FC und VfR fusionierten 2010 zum 1. CfR Pforzheim. Dritter im Bunde der Pforzheimer Oberligaclubs waren die Kickers. Sie spielten in der Saison 2014/15 in der Oberliga. Nach der Vorrunde war klar, dass der Verein sich auch finanziell übernommen hatte. Fast alle Spieler suchten das Weite. Nur durch ein "Casting" in der Winterpause mit Akteuren aus unterklassigen Vereinen konnte der Spielbetrieb in der Oberliga zu Ende geführt, aber der sang- und klanglose Abstieg in die Verbandsliga nicht verhindert werden. Das Fiasko endete 2017 in der Kreisliga C.

Das ursprüngliche Saisonziel

Volker Grimminger, der damalige Trainer des 1. CfR Pforzheim, sagte kurz vor dem Saisonstart: "Für mich sind die Stuttgarter Kickers und der FC 08 die Top-Favoriten auf den Meistertitel. Villingen stufe ich deshalb so hoch ein, weil sie sich sehr gut verstärkt und mit Marcel Yahyaijan einen sehr guten Trainer haben. Wir selbst wollen zumindest unseren fünften Vorjahresplatz verbessern." Nachfolger Alexander Freygang stellt nun klar: "Für uns ist der Landespokal sehr wichtig. Wir wollen unbedingt am kommenden Mittwoch mit einem Sieg gegen Oberliga-Aufsteiger Mutschelbach das BFV-Pokal-Halbfinale erreichen", weiß der bisheriger Co-Trainer, dass nach dem überraschenden Aus von Waldhof Mannheim in Baden nun viel möglich ist.

DFB-ePokal

"Mit der im Oktober anstehenden FIFA23-Saison geht die eSport-Abteilung des 1. CfR Pforzheim einen weiteren Schritt in die Professionalisierung. Erstmals wurden Spieler und Trainer vertraglich für die neue Saison an den Verein gebunden, diese sollen den Club in verschiedenen Ligen-Wettbewerben – oder auch im DFB-ePokal – vertreten", freuen sich die Goldstädter auf ein neues Kapitel.